Der Spiegel aus Bilbao
Kunstschätze. Und woher sollte der Dieb
wissen, ob er uns nicht genau in die Arme laufen würde? Bis wir eintrafen,
wußten wir doch selbst nicht, wann wir hier sein würden. Wir wollten eigentlich
viel früher losfahren, aber dann kam dauernd etwas dazwischen, und schließlich
erhielt Max auch noch einen Anruf aus Honululu. Außerdem würde das bedeuten,
daß der Dieb den Spiegel am hellichten Tag gestohlen hat.«
»Aber vielleicht ist Miss Tergoyne
mit ihrer Freundin zusammen für die Party einkaufen gegangen -«
»Miffy ist nie irgendwo
hingegangen, wenn sie es vermeiden konnte, außer zum Yachtclub. Alice B. war
bestimmt allein einkaufen, entweder am Vortag oder während Miffy am Telefon die
Gäste zusammentrommelte. Da fällt mir ein, daß sie den Spiegel ja selbst hätte
herbringen können, sie brauchte nur irgendwie ins Haus zu kommen. Nein, das
kann auch nicht sein, denn sie konnte nicht fahren. Miffy fand es zu teuer,
einen Wagen zu unterhalten, deshalb haben sie sich entweder immer von Freunden
herumkutschieren lassen oder das Bahnhofstaxi genommen. Außerdem erreichte
Alice B. die Geschäfte auch sehr gut zu Fuß, immerhin wohnten die beiden ja
mitten im Ort. Sie hat sicher alles allein erledigt und ist dann
zurückgegangen, um ihre Pasteten zu machen.«
»Und hat dabei einen Mord
geplant?« Offenbar bereitete diese Vorstellung Jofferty einige Schwierigkeiten.
»Alice B. hat sich doch den
Mord nicht ausgedacht«, erinnerte ihn Sarah. »Sie hat lediglich einen Diebstahl
geplant und war bestimmt ganz schön stolz auf ihre Idee, weil sie ihren Plan
für so absolut perfekt hielt. Man verdächtigt wohl kaum kleine alte Damen, die
heiße Pasteten mit Meeresfrüchten zubereiten, oder?«
»Okay, Sarah, das mit den
Meeresfrüchtepasteten mag ja stimmen. Aber wenn sie einen Komplizen hatte und
Pete es nicht war, wer konnte es dann gewesen sein?«
»Einer von den Beaxitts, nehme
ich an, denn die waren die nächsten Verwandten. Ich habe auch schon an Vare,
die Frau meines Cousins, gedacht, oder vielmehr an deren Freundin Tigger. Das
ist die Frau, die sozusagen narkotisiert werden mußte, bevor sie sich die
Fingerabdrücke abnehmen ließ.«
»Ach ja, davon hab’ ich gehört.
Meine Kollegen versuchen gerade herauszufinden, ob sie vorbestraft ist. Und sie
ist eine Nichte des Opfers?«
»Vare ist die Nichte, aber
Tigger scheint hinter dem Geld her zu sein. Und dann ist da noch Lassie
Larrington, eine von Miffys Erbinnen. Wegen des Tomatensafts, wissen Sie.«
»Wie bitte?«
»Oh, tut mir leid, das muß ich
erklären. Also, bei der Beerdigung oder vielmehr danach in Miffys Haus drängten
sich die meisten Personen um Max und Miffy. Ich stand abseits und suchte
verzweifelt nach einer Möglichkeit, Max zu befreien, während ich mit Lassie
redete. Sie beschwerte sich, daß die Bloody Mary so schlaff wäre. Ich sagte
ihr, daß sie sich wahrscheinlich aus Versehen ein Glas einfachen Tomatensaft
genommen habe, denn den trank ich auch gerade. Lassie machte natürlich ein
Riesentheater, rannte zur Bar und holte sich zwei Martinis. Biff Beaxitt
behauptet, sie habe ihm eines der Gläser gegeben, aber ich habe den Eindruck,
daß er lügt.«
»Würde er sie in einem Mordfall
decken?«
»Wahrscheinlich, wenn er sich
davon einen Vorteil verspräche. Biff und Lassie sind Cousin und Cousine oder so
ähnlich, und er ist mit einer Verwandten von Lassies Mann verheiratet, mit
Pauline Beaxitt, eine von Miffys Erbinnen. Wahrscheinlich würde er den guten
Namen der Familie schützen wollen — und auch das Erbe. Es ist wirklich völlig
untypisch für Lassie, sich einen falschen Drink zu nehmen. Vielleicht wußte
Biff, daß sie ein kleines Spielchen arrangiert hatte, um Miffy das Gift zu
verabreichen, als sie sich zu den anderen stellte?«
»Immer nur Vermutungen«,
stöhnte Jacob Bittersohn. »Wie wäre es mit ein paar Beweisen?«
»Wie wäre es mit einem Motiv?«
sagte Max. »Haben die Larringtons Geldprobleme?«
»Ich weiß nicht. Don hat
gestern auf dem Boot über den schrecklichen Verfall der Aktienkurse an der
Börse gejammert, falls das auf etwas schließen läßt.«
»Wäre Lassie denn fähig, Alice
Beaxitt mit einer Axt zu erschlagen?«
»Könnte ich mir vorstellen. Sie
ist eine von diesen Fitneßfanatikern, wie alle im Yachtclub. Wahrscheinlich ist
es leichter, eine Axt zu schwingen, als jemandem ein Messer in den Körper zu
rammen, findet ihr nicht? Es ist dabei nicht so wichtig, wo genau man
hintrifft, und eine Axt
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