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Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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ausfindig
gemacht. Sie hätte sich eine Lüge ausdenken können, etwa, daß Miffy heimlich
einige Kunstwerke loswerden wollte und sie als Vermittlerin fungieren sollte.
Vielleicht hat sie einen Kunsthändler gefunden, der ihr geglaubt hat oder
wenigstens so getan hat, weil er sich davon finanziell etwas versprach.«
    »Möglich wär’s schon«, stimmte
Max zu.
    »Alice B. ist dann auf die Idee
gekommen, den Millard bei dir unterzustellen, also hat Pete das hübsche kleine Versteck
in der Treppe eingerichtet. Er ist handwerklich recht geschickt.«
    »Okay«, sagte Onkel Jake. »Aber
wie hat er es geschafft, Miss Tergoyne in Gegenwart all ihrer Freunde
umzubringen, ohne überhaupt anwesend zu sein?«
    »Das war ganz einfach, kann ich
mir vorstellen, denn seine Freundin war doch als Kellnerin dort. Und Pete
arbeitet ständig in irgendwelchen Gärten, dort hätte er doch gut irgendwo in
einem Gartenhäuschen oder Geräteschuppen das Nikotin finden können. Ich glaube,
man darf es heute gar nicht mehr benutzen, aber manche Leute bewahren ja ihre
Sachen jahrelang in irgendwelchen Ecken auf.
    Und das Motiv für den Mord an
Miffy hätte sein können, daß ihr Gehirn doch nicht so alkoholumnebelt war, so
daß sie mitbekommen hat, wie Pete dort herumschlich und vielleicht ein zu
großes Interesse an Dingen zeigte, die ihn nichts angingen, etwa an dem
Inventarbuch. Wie Miffy so war, hat sie ihn sich bestimmt vorgeknöpft und ihm
gedroht, daß sie ihn verpfeift, wenn er ihr nicht sofort die Bilder zurückgibt.
Ihr ging es sicher mehr darum, ihr Eigentum zurückzubekommen als um
irgendwelche moralischen Dinge, etwa, daß der Gerechtigkeit Genüge getan wird
oder dergleichen.«
    »Nicht schlecht«, sagte Max.
»Sie wird ihm eine Frist gesetzt haben. Nehme ich jedenfalls an. Er war
gezwungen, sie zum Schweigen zu bringen, bevor die Frist abgelaufen war, was
ihm aber nicht gelang. Also mußte er das Risiko eingehen, sie in aller
Öffentlichkeit umzubringen, statt zu warten, bis es dunkel war, und sie
rückwärts mit einem Laster zu überrollen. Ich nehme an, die Kellnerin hätte die
Gelegenheit gehabt, Miss Tergoyne den vergifteten Drink heimlich
unterzuschieben. Vielleicht hat sie ihn absichtlich zurückgehalten, als sie das
Tablett herumreichte, um sicherzugehen, daß niemand sonst dieses Glas bekam.
Damit ist sie allerdings ein schreckliches Risiko eingegangen, wenn man
bedenkt, daß sie mit einem tödlichen Gift herumjonglierte.«
    »Möglicherweise hat sie nicht
gewußt, daß es sich um Gift handelte. Pete kann ihr erzählt haben, daß er mit
dem Nikotin lediglich einen harmlosen Scherz vorhatte, wie mit K. O.-Tropfen
beispielsweise oder mit einem Mittel, von dem Miffy sich in aller
Öffentlichkeit übergeben müßte. Pete würde das bestimmt sehr lustig finden.
Wenn die Kellnerin ein Sensibelchen ist, hat er ihr vielleicht gesagt, daß es
sich um eine Medizin handelt, die der Arzt Miffy verschrieben hat und die ihr
nur auf diese Weise verabreicht werden kann. Jedenfalls halte ich es für einen
Fehler von Chief Wilson, daß er nicht die Kellnerin, sondern dich verhaftet
hat.«
    »Das erzählst du besser diesem
Mann hier«, bemerkte Max, als sich ein vertrautes Gesicht am Seiteneingang
zeigte. »Hallo, Jofferty. Wie sind Sie denn an den Wachposten vorbeigekommen?«
    »Ich hab’ ihnen meinen
Muschelfischerschein unter die Nase gehalten. Der alte Jed hat fünf oder sechs
Kumpel aufgereiht, die eine ziemlich gute Postenkette abgeben. Er behauptet,
Mike sei oben auf der Klippe und bombardiere Eindringlinge mit Fischköpfen. Ich
nehme an, er wußte, wovon er sprach.«
    »Ganz richtig«, informierte ihn
Sarah. »Zwei Söhne meines Cousins waren schon vorher da. Ich weiß allerdings
nicht, wie Mr. Lomax von den Fischköpfen erfahren hat. Vielleicht durch eine
Art Inspiration.«
    »Jed weiß immer alles. Hab’
gehört, hier gab es wieder Ärger mit der Polizei. Tut mir leid, daß ich nicht
im Dienst war, als Max festgenommen wurde.«
    »Mir auch. Ich habe Bradley
Rovedock ausdrücklich gebeten, nach Ihnen zu fragen, als er auf dem Revier
angerufen hat, um den Mord an Miffy Tergoyne zu melden, aber offenbar hat er
nicht schnell genug geschaltet. Ich bin sicher, Sie hätten Chief Wilson
vernünftig zureden können.«
    Für Sarah war es ungewohnt,
Jofferty in seiner Freizeituniform, einem karierten Hemd und hohen
Gummistiefeln, gegenüberzustehen, aber sie freute sich wirklich, ihn zu sehen.
»Darf ich Ihnen etwas anbieten, Sergeant?

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