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Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Sie war schon in der Küche und wollte
gerade anfangen, als sie jemanden rufen hörte.
    »Hallihallo! Ist denn keiner zu
Hause?«
    »Tante Appie!«
    Sarah eilte zurück ins
Wohnzimmer. »Wie bist du denn hergekommen?«
    »Pussy und Biff passen auf das
Haus auf, also haben Bradley und ich beschlossen zu schwänzen, und jetzt sind
wir also hier. Ich muß allerdings sagen, daß die Fahrt ganz schön beschwerlich
war. Was soll das ganze Theater da unten an der Auffahrt? Ich mußte Mr. Lomax
richtig zusammenstauchen, damit er uns überhaupt durchließ.«
    »Lomax scheint seine Pflichten
als Hausverwalter wohl ein bißchen zu ernst zu nehmen«, knurrte Bradley.
    »Da bin ich allerdings völlig
anderer Meinung«, informierte ihn Sarah ziemlich spitz. »Wenn er nicht gewesen
wäre, könnten wir uns jetzt vor Kamerateams und Souvenirjägern nicht retten.«
    »Meine Güte, davon hatte ich ja
keine Ahnung! Wer rechnet auch schon mit so etwas, aber jetzt, wo du es sagst,
fällt mir ein, daß unten bei Miffy auch schon ziemlich viele Menschen waren.
Gott sei Dank stand ein Polizist draußen und hat sie alle weggescheucht. Das
hast du meiner Ansicht nach alles diesem Halunken zu verdanken, der dich
getäuscht hat, damit du ihm dein Kutscherhaus vermietest. Wir haben gehört, daß
er sich in Haft befindet. Jetzt ist dir bestimmt ein Stein vom Herzen gefallen.
Pussy hat uns eine phantastische Geschichte erzählt, daß man die Mordwaffe und
eins von Miffys Bildern zwischen seinen Socken oder so versteckt gefunden hat,
aber ich vermute, sie hat mal wieder, wie so oft, alles falsch verstanden. So
dumm kann der Mann doch nicht sein.«
    »Nein, Max ist bestimmt alles
andere als dumm«, antwortete Sarah. »Und ich bin wirklich erstaunt, daß
derjenige, der die Beweisstücke versteckt hat, geglaubt hat, ein so dummer
Trick würde funktionieren. Pussy hatte allerdings recht, die Polizei hat
tatsächlich die Axt und das Bild gefunden, aber nicht in der Wohnung von Max.
Die Sachen waren hinter einem lockeren Brett im Treppenhaus versteckt.«
    »Wirklich raffiniert!« rief
Tante Appie. »Ich wußte ja, daß er clever ist. Wie schade, daß ihm keiner
beigebracht hat, daß man nicht so einfach hingehen und Leute umbringen kann.
Also ich persönlich halte ja die Eltern dafür verantwortlich. Soll ich dir eine
schöne Tasse Tee machen, Liebes?«
    »Ich hatte gerade schon welchen
mit Max und seinem Onkel, vielen Dank. Würdet ihr euch bitte aus dem Kopf
schlagen, daß mein Verlobter jemanden umgebracht hat? Und was seine Eltern
angeht, sie sind ziemlich wütend auf mich, weil ich ihn mit den falschen Leuten
zusammengebracht habe.«
    »Also, weißt du, Liebes, das
passiert leider, wenn Menschen nicht aus denselben Kreisen stammen. Eine
glückliche Ehe —«
    »Wohl wie die von Vare und
Lionel?«
    Das war nicht sehr nett, und
Sarah taten ihre Worte sofort leid, wenn auch nicht allzu sehr. Appie und
Bradley wechselten bedeutungsvolle Blicke.
    »Appie, hast du nicht eben
gesagt, du brauchst ein paar Sachen aus deinem Gepäck?« fragte Bradley.
    Das war möglicherweise ein
Stichwort, auf das sie sich vorher geeinigt hatten. Appie zwinkerte zweimal und
lief dann so leichtfüßig die Treppe hinauf wie eine der Ganlor-Ziegen, die über
die Klippen von Little Nibble hüpften. Bradley berührte Sarah leicht am Arm.
    »Wie wär’s, wenn du uns einen
Drink eingießt, dich zu mir setzt und ein wenig mit mir plauderst?«
    Was blieb ihr anderes übrig,
als zu fragen: »Scotch oder Sherry?«
    »Sherry wäre zur Abwechslung sehr
schön. Ich lege noch ein bißchen Holz nach, ja?«
    Sarah wäre es lieber gewesen,
wenn Bradley das nicht getan hätte. Ein gemütliches Tête-à-tête vor dem Feuer
konnte nur bedeuten, daß Bradley ihr eine unangenehme Predigt darüber halten
wollte, wie sie sich am besten von Max Bittersohn trennte und zu den Ihren
zurückkehren konnte. Sie hatte bereits von beiden Seiten genug davon zu hören
bekommen, aber sie konnte Bradley Rovedock nicht so einfach vor den Kopf
stoßen. Am besten, sie ließ ihn sagen, was er auf dem Herzen hatte, teilte ihm
mit, was sie davon hielt, und brachte es hinter sich. Sarah nahm den Drink, den
sie eigentlich gar nicht wollte, und setzte sich zu ihm auf das Sofa.
    »Was macht die Perdita?« fragte
sie, weil ihr keine bessere Einleitung einfiel.
    »Seit unserem kleinen Ausflug
war ich nicht mehr an Bord.«
    Bradley streckte seine Beine in
Richtung Kaminfeuer aus und nippte an seinem Sherry. »Ich glaube,

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