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Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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erledigt die Sache fast automatisch, weil sie so schwer
und scharf ist.«
    »Menschenskind, das ist mir
noch gar nicht aufgefallen. Ich meine, daß man immer an einen Mann denkt, wenn
man an eine Axt denkt.« Jofferty schüttelte in chauvinistischer Verwunderung
den Kopf.
    »Zum Beispiel Lizzie Borden«,
fügte Max hilfsbereit hinzu. »Sie soll ja auch ihre Eltern erschlagen haben.«
    »Jetzt laß bloß Lizzie Borden
aus dem Spiel«, sagte sein Onkel gereizt und ungeduldig. »Sucht lieber nach
Beweisen, die vor Gericht haltbar sind. Weiter, Sarah. Sonst noch jemand, gegen
den irgendwelche triftigen Argumente vorzubringen wären?«
    »Fren Larrington wäre ein
denkbarer Kandidat. Er ist Lassies Schwager. Fren ist ein ungebildeter Grobian,
der schrecklich jähzornig werden kann. Er hat sich vor kurzem scheiden lassen,
und möglicherweise gab es eine ganze Menge unerfreulicher Dinge, die vor
Gericht unter den Teppich gekehrt worden sind. Wie Alice B. war, hat sie
vielleicht die Einzelheiten gekannt und auch benutzt, um ihn zu zwingen, ihr zu
helfen.«
    »Aber wo bleiben die Fakten?«
lautete die unerbittliche Frage des älteren Bittersohn.
    »Also, ich nehme an, daß es
sehr wohl eine Tatsache ist, daß Fren mir urplötzlich ein derart großes
Interesse entgegenbringt. Beispielsweise ist er vorgestern hier hereingestürzt,
als Max und ich beim Frühstück saßen, und hat mir mehr oder weniger befohlen,
mich mit ihm abends zum Essen beim Yachtclub zu treffen. Gestern auf Bradley
Rovedocks Yacht hat er eine fürchterliche Szene gemacht, weil ich an dem Abend
nicht gekommen bin. Er war nicht sehr überzeugend, und wenn er wirklich falsche
Spuren gelegt hat, wäre der Umstand, daß er einer Witwe den Hof macht, eine
gute Entschuldigung für ihn, sich auf dem Gelände hier herumzutreiben.«
    »Was ich noch fragen wollte«,
sagte Jake, »wieso hat er eigentlich diesen Spiegel, von dem ihr dauernd
sprecht, so offen hingehängt? So dämlich kann doch kein Mensch sein!«
    »Hat er gar nicht«, widersprach
Sarah. »Das heißt, hat er schon, aber normalerweise wäre es nicht so, wenn Sie
wissen, was ich meine.«
    »Ich verstehe kein Wort.«
    »Dann kommen Sie mal mit.«
    Sie führte ihn in die
vollgestopfte kleine Diele. »Hier an dieser Wand hat der Spiegel gehangen. Wenn
man durch die Eingangstür kam, sah man ihn sofort, aber wir benutzen diese Tür
so gut wie niemals. Der Seiteneingang, der direkt ins Wohnzimmer führt, ist
viel praktischer und wird deshalb auch immer von allen benutzt. Aber an dem
Tag, als Max und ich hier angekommen sind, hatte ich zufällig meine Handtasche
voller Krimskrams, und der erste Türschlüssel, den ich fand, gehörte zur
Eingangstür, also habe ich den genommen. Wahrscheinlich hätte der Spiegel
tage-, wenn nicht sogar wochenlang hier gehangen, ohne daß ich ihn entdeckt
hätte.«
    »Und diese Beaxitts und
Larringtons wußten das auch?« fragte Jake, als sie zurück zu Max und Jofferty
gingen.
    »Alice B. war es ganz bestimmt
bekannt. Sie wußte, daß ich nie dazu kam, die Diele aufzuräumen, weil dort
sowieso nie jemand war, deshalb ist sie immer absichtlich zur Eingangstür
gekommen. Dann mußten wir jedesmal überall nach dem Schlüssel suchen.«
    Jofferty stand auf. »Allmählich
frage ich mich, warum diese Miss Beaxitt nicht schon längst vorher erschlagen
worden ist. Muß mich jetzt aber wirklich auf die Socken machen, Leute. Meine
Frau wartet nämlich auf einen Eimer Muscheln zum Abendessen. Übrigens, möchten
Sie auch welche, Sarah?«
    »Schrecklich gern — aber nur
ein paar. Ich werde sie allerdings ganz allein essen müssen. Hier haben Sie
eine Schüssel für die Muscheln.«
    »In Ordnung. Dauert nur ein
oder zwei Minuten. Ich habe meinen Wagen unten stehen lassen, damit Jed seine
Barrikade nicht wegzuräumen brauchte.«
    »Ich fahre Sie hin«, bot Max
an. »Ich nehme an, Onkel Jake möchte zurück zu Miriam.«
    »Er ist herzlich eingeladen,
hierzubleiben und mit uns zu essen«, sagte Sarah.
    »Danke vielmals, aber wie ich
Miriam kenne, hat sie bestimmt den ganzen Nachmittag am Herd gestanden und
würde es mir nie verzeihen, wenn ich einfach wegbliebe.« Jake erhob sich
widerwillig aus dem Sessel, in dem er es sich gerade wieder bequem gemacht
hatte. »Wollen Sie nicht mitkommen, Sarah?«
    »Nein, ich warte lieber auf die
Muscheln.«
    Sarah befürchtete, daß man sie
bei den Rivkins im Moment nicht gerade mit offenen Armen empfangen würde.
Außerdem mußte sie ja auch noch kochen.

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