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Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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dies ist der
erste glückliche Moment für mich seit unserer kleinen Reise. Es ist so schön
friedlich bei dir, Sarah.«
    Kein Wunder, schließlich war er
die ganze Zeit mit Tante Appie zusammen gewesen. Der arme Bradley! Manchmal
wurde man für seine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft wirklich schrecklich
bestraft. Sie lächelte zurück, und er legte seine freie Hand sanft auf die von
Sarah.
    »Du hast keine Ahnung, wie sehr
ich Alex die ganzen Jahre beneidet habe.«
    Das hatte sie nun gar nicht
erwartet. »Aber warum denn?« stammelte sie. »Alexanders Leben war voller
Entsagungen. Du hattest doch alles, was du wolltest.«
    »Aber dich hatte ich nicht,
Sarah.«
    Bradleys Hand umschloß die
ihre. »Seit einer Ewigkeit habe ich gegen das Gebot verstoßen: ›Du sollst nicht
begehren deines Nächsten Weib.‹«
    »Wie kannst du nur so etwas
sagen?« stammelte sie völlig verwirrt. »Du hast doch mit mir als Alexanders
Frau kaum etwas zu tun gehabt, wenn man es mit all den Jahren vergleicht, als
ich noch ein Kind war. Wenn du liebenswürdig zu mir sein willst, wäre es mir
lieber, wenn du damit aufhören würdest.«
    »Ich will nur ehrlich sein.
Verdammt noch mal, Sarah, muß ich den Rest meines Lebens damit verbringen, der
nette alte Trottel zu sein, der dich früher ab und zu zum Segeln mitgenommen
hat?«
    »Es gibt keinen Grund, warum
wir nicht weiterhin -« Sarah zögerte. Es gab nur allzu viele Gründe, warum sie
von Bradley Rovedock nicht mehr erwarten konnte, sie in Zukunft zu Segeltörns
einzuladen, wenn sie erst einmal Mrs. Max Bittersohn geworden war.
    Bradley dachte entweder
wirklich, sie hätte etwas anderes gemeint, oder tat zumindest so. »Natürlich
hast du recht, es gibt wirklich keinen Grund dafür. Liebste Sarah, bitte, hör
mich an. Ich kann dir das Leben bieten, das Alex sich immer für dich gewünscht
hat, das Leben, das dir aufgrund deiner Herkunft und Erziehung zusteht. Als
erstes bringen wir den Unsinn mit der High-Street-Bank in Ordnung, und dann
brauchst du dir wegen nichts mehr Sorgen zu machen, nie mehr. Mein Gott, wenn
ich mir vorstelle, daß du gezwungen warst, dein schönes altes Haus in eine
gewöhnliche Pension zu verwandeln!«
    »Sie ist ganz und gar nicht
gewöhnlich, Bradley.« Wo um alles in der Welt war sie bloß schon wieder
hineingeraten? »Es ist eine sehr luxuriöse Pension, das kann ich dir
versichern.«
    »Wie tapfer du doch bist!«
    Seine Lippen waren viel zu nah
an ihrem Ohr. »Sarah, mein anbetungswürdiges kleines Mädchen, du weißt gar
nicht, wie sehr ich dich dafür bewundere, daß du es schaffst, auch aus der
schlimmsten Situation noch das Beste zu machen. Aber glaub mir, wenn ich
rechtzeitig davon erfahren hätte, wäre dir das alles erspart geblieben.«
    Sie rückte so unauffällig wie
möglich von ihm fort. »Bradley, ich habe selbst Verwandte, die mir geholfen
hätten, wenn ich sie gebeten hätte. Ich habe mich entschieden, mit dem Problem
auf meine Weise fertigzuwerden, und ich kann nicht sagen, daß es mir geschadet
hat.«
    »Geschadet? Jetzt bist du sogar
schon mit einem — Sarah, Liebes, du hast so viel ertragen müssen. Ich
befürchte, daß du einiges nicht mehr klar sehen kannst. Was du wirklich
brauchst, ist ein Tapetenwechsel. Was hältst du davon, wenn wir beide heimlich
an Bord der Perdita gehen und ganz allein fortsegeln? Wir könnten uns die
Inseln um Casco Bay ansehen, damit du die Möglichkeit hättest, dich an die
Perdita und mich zu gewöhnen. Ich verspreche dir hoch und heilig, mich wie ein
vollendeter Gentleman zu benehmen. Solange du es möchtest.«
    Jetzt streichelte er ihr Haar.
So konnte es wirklich nicht weitergehen. Sarah stand auf.
    »Bradley, ich werde Max
Bittersohn heiraten, sobald wir das Aufgebot bestellt haben.«
    »Bittersohn? Diesen
Kriminellen? Sarah, du mußt verrückt sein! Tut mir leid, Liebes, ich hab’s
nicht so gemeint. Du bist nur völlig durcheinander wegen all dieser
schrecklichen Dinge, die dir zugestoßen sind, und Bittersohn hat deine
Situation schamlos ausgenutzt, der Himmel weiß wie. Auf so einen Menschen
hättest du dich niemals einlassen dürfen.«
    »Aber ich nehme an, es wäre
völlig in Ordnung, wenn ich mich mit einem Flegel wie Fren Larrington einlassen
würde.«
    »Zumindest ist Fren einer von
uns, und er ist noch nie im Gefängnis gewesen. Sarah, denk doch nur einmal an
das Milieu, aus dem er kommt. Dieser Winkeladvokat von einem Onkel, ein
Tankstellenbesitzer als Schwager, und sein Vater ist ein ganz

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