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Der Spiegel der Königin

Der Spiegel der Königin

Titel: Der Spiegel der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: balzon
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lassen? Es war sehr waghalsig, in Madame Joulains Gemach zu schleichen. Du hättest e r wischt werden können, dann wärst du es, die jetzt keine Arbeit mehr hätte.«
    Darauf fiel Elin keine Antwort ein. Kester Leven sah sie streng an, als hätte er das Urteil über sie bereits g e sprochen. Olof trat vor.
    »Ich weiß, warum sie es getan hat. Weil sie aus der Küche weglaufen wollte. Sie ist eine Unruhestifterin und sie drückt sich vor der Arbeit.«
    »Bekommt sie deswegen Prügel?« Die Frage brachte den Diener sichtlich aus der Fassung.
    »Sie ist gestolpert und in einen Stapel mit Holzsche i ten gefallen«, antwortete er. »Sie ist … ungeschickt.« Er warf Elin einen warnenden Blick zu. Für einen Moment war es, als könne sie seine Gedanken lesen. Er würde alles tun, um Greta zu schützen. Elins Wort stand gegen seins.
    Die Stimme der Königin war unerbittlich.
    »Stimmt das, Elin?«
    Elin ballte ihre Hände zu Fäusten und funkelte Olof an.
    »Nein«, erwiderte sie laut und deutlich. »Greta, die Köchin, hat mich verprügelt.«
    Die Königin zog eine Braue hoch und legte die Fi n gerspitzen aneinander.
    »Was sagst du nun, Olof?«
    Der Diener fletschte die Zähne zu einem misslungenen Lächeln.
    »Mag sein, dass die Köchin ihr eins übergezogen hat«, räumte er ein. »Aber nicht zu Unrecht, das Mädchen ist verstockt und unverschämt.«
    »Das stimmt nicht!«, sagte Elin. »Ich bin nicht unve r schämter als Ida oder Maditt.«
    »Und warum schlägt Greta dich dann ? «, bohrte die Königin weiter. »Was hast du getan, Elin?«
    »Nichts. Ich … bin nur nicht die richtige Person.«
    »Und wer wäre die richtige Person?«
    »Gretas Tochter. Greta hat fest damit gerechnet, dass sie für die Zeit des königlichen Besuchs in der Küche aushelfen kann, aber der Herr Sekretär hat stattdessen mich aus der Küche des Bischofs geholt.«
    »Ich verstehe«, sagte die Königin. Ebba Sparre räu s perte sich, beugte sich zu Königin Kristina und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
    »Wie heißt Gretas Tochter?«, wandte sich die Königin an Olof.
    Das Gesicht des Dieners war von einer flammenden Röte überzogen, auch wenn er immer noch das verzerrte Lächeln zur Schau trug.
    »Annagrit Lund.«
    Die Königin nahm ein Blatt, griff zur Schreibfeder und tauchte die Spitze in die Tinte. Gespannt verfolgten alle im Raum, wie sie schnell einige Worte schrieb, während sie weitersprach.
    »Nun, nichts ist wichtiger, als die richtigen Personen an den richtigen Stellen zu wissen – das ist im Staat s dienst so und nicht anders in der Küche. Kannst du re i ten, Elin ? «
    Elin glaubte, sich verhört zu haben, aber an den ve r blüfften Gesichtern der Anwesenden erkannte sie, dass die anderen dieselbe Frage vernommen hatten.
    »Nein«, antwortete sie. »Aber auf Gudmunds Hof h a be ich oft dabei geholfen, die Pferde anzuschirren.«
    Die Königin lächelte und wandte sich an Kester L e ven.
    »Wenn der Herr Bischof nichts dagegen hat, wird ab jetzt Annagrit Elins Platz in seiner Küche einnehmen. Ich bin sicher, sie wird diese Stelle weitaus besser ausfüllen, denn wie Olof teile ich die Meinung, dass Elin in der K ü che nicht an der richtigen Stelle ist.«
    Elin schloss für einen Moment die Augen. Aus, vo r bei. Sie hatte ihre Arbeit verloren. Man rannte nicht u n gestraft die Königin um. Würden die Gardisten sie nun in den Kerker schleppen? Mit einer anmutigen Geste streute die Königin Sand auf das Papier, um die noch feuchte Tinte zu fixieren, stand schwungvoll auf und überreichte das Schreiben dem Sekretär. »Seien Sie so freundlich und überreichen Sie diese Bitte dem Bischof. Sagen Sie ihm, ich möchte diese Angelegenheit heute Abend mit ihm besprechen.«
    Kester Leven nahm das Papier mit einer Verbeugung entgegen.
    »Natürlich, Ihre Majestät«, murmelte er. »Sie haben eine gute Entscheidung getroffen. Ich selbst habe den Fehler gemacht, Elin aus Barmherzigkeit die Stelle zu geben, für die Annagrit viel besser geeignet ist. Ich we r de sie heute noch in die Bischofsresidenz zurücksch i cken. Es ist sicher in Ihrem Sinne, wenn ein armes Chri s tenkind …«
    »Oh nein!«, rief Kristina. »Sie haben mich nicht ric h tig verstanden. Jemanden, der seinen Verstand so gut zu gebrauchen weiß und dabei auch noch so viel Wagemut zeigt, kann ich besser in Stockholm gebrauchen als hier in der Küche.«
    Das Lächeln des Sekretärs gefror. Elin schlug die Hand vor den Mund und starrte die Königin an. Ebba Sparre lächelte.

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