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Der Spiegel der Königin

Der Spiegel der Königin

Titel: Der Spiegel der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: balzon
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Frankreich reist, oder?«
    Elin spürte kaum, wie ihre Knie einknickten, als sie sich auf den Stuhl sinken ließ. Sie holte Henris Brief he r vor und faltete d as Schreiben auseinander. Stumm las sie, ohne die Buchstaben richtig wahrzunehmen. Nur so viel verstand sie: Henri hatte sie verraten.
    »Nun, mir soll es gleich sein«, schloss Kristina. »En t scheide, was dir wichtiger ist – die Liebe oder die G e lehrsamkeit. Beides gleichzeitig kann und werde ich dir zu deinem eigenen Wohl nicht gestatten. Es gibt zu viel G e rede und Unruhe hier am Hof. Fehlt nur noch, dass du verdächtigt wirst, eine Agentin der Katholiken zu sein, die den Auftrag hat, mich zu bekehren.«
    Elin kämpfte gegen die Tränen. Die Stille im Raum war so kalt wie das Winterwasser des Mälarsees. Nur langsam gewann ihre Wut wieder die Oberhand. Es tat unendlich gut, den Brief zu zerknüllen und ihn in die Ecke zu schleudern, was Kristina ein triumphierendes Grinsen entlockte.
    »Ich entscheide mich dafür, mich weiterhin um Mo n sieur Descartes zu kümmern, wenn Sie erlauben«, sagte Elin. »Und bitte Sie, mich von der Arbeit in der Bibli o thek bis auf weiteres zu entbinden, Majestät.«
     
    Natürlich hatte sie erwartet, dass Henri sie früher oder später finden würde, aber dass er sie ausgerechnet im Stall aufspürte, wo sie Enhörnings geschwollenes Sprunggelenk mit Tabaktinktur und Branntwein einrieb, überraschte und verunsicherte sie. Die vergangenen paar Stunden hatte sie damit zugebracht, sich Antworten z u rechtzulegen, aber als sie nun Henris Gesicht direkt vor sich sah, versetzte ihr sein Anblick einen solchen Stich, dass alle Sätze in ihrem Kopf zu sinnlosen Gedankenfe t zen zerfielen. Sie stieß grob seinen Arm weg, als er sie an sich ziehen wollte. Henri runzelte ve r wirrt die Stirn.
    »Elin ? «
    »Fass mich nicht an!«, zischte sie.
    Seine Verwunderung verwandelte sich in Bestürzung.
    »Du hast den Brief gelesen«, stellte er fest. »Aber w a rum bist du so wütend?«
    Sie zuckte mit den Schultern und klopfte Enhörnings Hals.
    »Du verlässt uns in zehn Tagen. Viel Glück.«
    Henri starrte sie so fassungslos an, als hätte sie ihm ohne Grund einen Fausthieb versetzt. Dann machte er den Mund wieder zu und seufzte.
    »Ich weiß, ich hätte es dir früher sagen sollen. Mein V a ter ist schwer erkrankt. Meine Mutter bittet mich, nach Frankreich zurückzukehren – zumindest, bis einige Di n ge geklärt sind. Aber ich komme so schnell wie möglich nach Stockholm zurück. Vielleicht schon im nächsten So m mer.«
    »Um der Königin deine französische Frau vorzuste l len? Herzlichen Glückwunsch übrigens zur Verlobung.«
    Elin gab Enhörning einen Klaps, damit er sein G e wicht auf das andere Bein verlagerte. Erst als er scheute und zur Seite sprang, wurde ihr bewusst, wie fest sie z u geschlagen hatte. Henri war rot geworden und senkte schuldbewusst den Kopf.
    »Es ist die Königin, nicht wahr? Unsere Liebe ist ihr ein Dorn im Auge. Deshalb redet sie dir ein, ich würde mich tatsächlich auf diesen Kuhhandel einlassen.«
    Elin warf das Tuch hin und drehte sich zu Henri um.
    »Auf den Handel hast du dich längst eingelassen«, sagte sie kalt. »Wie lange bist du schon verlobt ? «
    Die Antwort kostete ihn viel Überwindung, das konnte sie sehen, und es machte ihr sogar auf eine grausame Weise Spaß, ihn leiden zu lassen.
    »Seit ich fünfzehn bin«, antwortete er schließlich. »Es war ein Arrangement, gegen das ich mich damals nie aufgelehnt hätte.«
    »Und mir sagst du nichts davon. Sondern machst mir Vorwürfe wegen Hampus. › Wer nimmt schon einen Krüppel, Mademoiselle ? ‹ – Mein Gott, und ich habe dir jedes Wort geglaubt.«
    Erstaunlicherweise blieb er völlig ruhig und steckte all ihre Schläge ein.
    »Du hast Recht«, gab er leise zu. »In allem hast du Recht – aber vielleicht verstehst du wenigstens, dass ich dich liebe, dass ich Angst hatte, dich zu verlieren …«
    »Soll ich dich etwa bemitleiden?«, sagte sie scharf. »Ich bin nicht länger deine Mätresse. Was willst du noch von mir?«
    Einen Augenblick lang war sie sich nicht sicher, ob er sie umarmen oder zurückstoßen wollte. Sie fürchtete und ersehnte seine Berührung, aber dann gewann ihr Stolz. Sie wich aus dem Verschlag zurück und hob abwehrend die Hand.
    Henri hielt in seiner Bewegung inne und blinzelte.
    »Was ich von dir will?«, murmelte er. »Das kann ich dir sagen. Ich … habe es satt, mich in Kammern und Stä l len herumdrücken zu

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