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Der Spiegel der Königin

Der Spiegel der Königin

Titel: Der Spiegel der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: balzon
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bereits Diener auf die Gäste warteten. Ein Mann kam die Treppe herunter und winkte Ebba zu. Vor dem roten Ziegelwerk leuchtete sein Haar wie eine helle Flamme. Magnus de la Gardie!
    »Da sind ja meine Gäste!«, rief er und half Ebba aus dem Schlitten. »Meine Frau fragt schon den ganzen Morgen nach dir, Ebba. Sie weiß gar nicht mehr, womit sie unsere Bretonen noch unterhalten soll. Ach, Fräulein Elin – sie geht mit meinem Diener hier. Unser Reitmei s ter brennt schon darauf, das Mädchen zu sehen, das sich mit unserem launigsten Schlachtross angelegt hat!«
     
    Lars Melkebron war ein Hüne mit einer Stimme, die so laut war wie die eines Befehlshabers. Seine Worte aber trafen Elin wie die Sticheleien einer bösartigen Ho f dame. »Lange Reden wirst du bei mir nicht hören, Frä u lein Scheuermagd«, sagte er z ur Begrüßung. »Und die Titel hebe ich mir für die jungen Kavaliere auf, denen ich be i bringen soll, auf dem Schlachtfeld einen ordentlichen Angriff zu reiten und nicht bei der ersten Fanfare vom Pferd zu kippen. Auch den vornehmen Tanzunterricht für Pferde, wie er jetzt in den Reitanstalten in Europa so in Mode ist, wirst du bei mir nicht finden. Nein, die Kön i gin will, dass du eine ordentliche Jagd oder ein Rennen reiten kannst. Und g e nau das wirst du lernen.«
    Nach dem ersten Schreck stahl sich ein Lächeln auf Elins Lippen.
    »Dafür, dass Sie nicht viele Worte machen wollen, war das aber eine sehr lange Ansprache.« Sie hatte M ü he, mit seinen langen Schritten mitzuhalten. Lars zog die Brauen hoch und warf ihr einen schelmischen Blick zu.
    »Dein Mundwerk wirst du noch im Zaum halten, b e vor die Sonne untergeht. Und das › Sie ‹ lass sein. Für dich bin ich Lars. Hast du schon einmal auf einem Pferd g e sessen?«
    »Nur an einem gehangen.«
    Der alte Reitmeister lachte dröhnend und beschleuni g te seinen Schritt noch mehr, sodass Elin nur noch laufend mithalten konnte.
    Im Vergleich zu Gudmunds niedrigen Stallungen aus Blockholz war diese hier riesig und wirkte beinahe wie ein gemauerter Wohnraum mit hohen Decken.
    Pferdeköpfe mit Atemfahnen vor den Nüstern wandten sich den beiden Neuankömmlingen zu. Augen mit langen Wimpern glänzten im Licht einer Stalllaterne. Elin schöpfte Atem. Ihr war warm, ihre Beine schmerzten. Viel zu lange war sie nur wie eine Dame durch die Gä n ge getrippelt und h atte am Fenster über ihren Stickereien gesessen. Jetzt durchströmte sie ein lange vermisstes Glücksgefühl. Am liebsten hätte sie gejubelt, aber um Lars nicht herausz u fordern, hielt sie vorsichtshalber den Mund und folgte dem Reitmeister zu einer Holzwand. Ein bildschöner Sattel lag darauf. Seine Sattelblätter glänzten und als Elin näher heranging, konnte sie den Duft von feinster Satte l seife und Lanolin wahrnehmen.
    »Dieser Sattel ist ein Geschenk der Königin«, erklärte Lars. »Simon Jüterbock hat ihn für dich angefertigt – der beste Sattelmacher der Stadt. Na los, im Gegensatz zu einem Pferd kann dieses tote Stück Leder dich nicht be i ßen.«
    Elin war sprachlos. Vorsichtig streckte sie die Hand aus und befühlte die Riemen und den glatten Lederübe r zug.
    »Das … ist ein Sattel für einen Mann.«
    »So ist es. Aber wenn du willst, kann ich dir natürlich auch einen Damensattel holen lassen.« Es klang, als hätte er angeboten, ihr anstelle eines goldenen Zaums ein durchgekautes Seil zu bringen. Heftig schüttelte Elin den Kopf.
    »Ich will wie die Königin reiten!«
    Lars nickte, als hätte er keine andere Antwort erwartet, und strich über das Sattelhorn.
    »Zuerst siehst du dir den Sattel genau an. Du musst dein Werkzeug gut kennen. Er hat einen Holzrahmen – hier am Horn kannst du ihn fühlen. Ausgestopft ist er mit Pferdehaar und überzogen mit Hirschleder. Den Seide n überzug hat Jüterbock weggelassen, es ist ein einfacher Jagdsattel, kein Prunksattel für Prozessionen. Steigbügel bekommst du aber trotzdem solche, wie die Frauen sie haben.« Er hob etwas hoch, das aussah wie ein gewöh n licher Steigbügel – nur hatte dieser hier e ine Fußkappe aus geschwärzter Bronze. »Sporen wirst du ebenfalls nicht bekommen – zumindest jetzt noch nicht. Dafür g e be ich dir einen guten Zaum. Komm mit! Wir suchen dir ein Pferd aus.«
    Elins Herz schlug einen Trommelwirbel. Schüchtern folgte sie Lars, der an den Verschlagen entlangschritt. Ein dunkler Kopf wandte sich ihr zu. Selbst im Schatte n riss erkannte Elin den schwanengleich gebogenen Hals des Rappen

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