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Der Spiegel der Königin

Der Spiegel der Königin

Titel: Der Spiegel der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: balzon
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blassgrünem Schimmel an. Wellen klatschten gegen den Bug und der Wind heulte. Als eine Welle das Schiff hochriss, bis Elin glaubte, einen Atemzug lang zu schweben, traf die Übe l keit sie mit voller Wucht. Sie presste sich die Hand auf den Mund und würgte. Als Kristina, völlig unbeeindruckt von dem Wellentanz, endlich den Befehl gab, auf einer Insel an Land zu gehen, fluchte Elin längst mit Johan um die Wette.
    Der Sturm tobte mehrere Stunden. Ungerührt las Kri s tina in einem Buch, obwohl der Wind an den Seiten riss. Elin betrachtete frierend das Ballett der Blitze am Hor i zont. Vom Schiff der Königinmutter gab es keine Spur.
    »Wir warten«, bestimmte Kristina und lächelte dem entsetzt dreinblickenden Johan aufmunternd zu. »Es kann nicht länger als ein paar Tage dauern.«
    Das Lager unter freiem Himmel war schnell errichtet. Auf der kleinen Insel, vor der sie geankert hatten, hoben sich schiefe Bäume gegen den Himmel ab. Irgendwann kam auch wieder die Sonne hervor und Elin vergaß die beschwerliche Fahrt. Das düstere Schloss lag in weiter Ferne. Statt Perlen und Juwelen glitzerten hier die R e gentropfen auf den Blättern der Birken. Die Nacht würde kühl werden und so rückten Kristina und Elin auf dem Lager nahe zusammen. Über der Ostsee glühte ein heller, nordischer Sommerabend. Das Wasser erinnerte an eine polierte Platte aus blassem Gold.
    »Rück näher zu mir«, flüsterte Kristina. Sie stützte den Kopf in die Hand und sah Elin an. In ihren Augen spi e gelte sich das Glitzern des nächtlichen Meeres. »Ich will dir etwas ganz Besonderes erzählen. Auf der Insel Björkö gibt es noch Wikingergräber. Wenn du willst, zeige ich sie dir. Bald werden die Gelehrten alles über unser Volk nachlesen können. Ich will nämlich eine Geschichte Schwedens schreiben lassen.« Sie gähnte, ließ sich auf das Lager zurückfallen und streckte sich wie eine Katze. »Mein Name wird berühmt sein«, sagte sie. »Nicht wahr?«
    »Über alle Grenzen hinweg«, antwortete Elin und meinte es ernst. Sie wandte den Blick zum Himmel und erinnerte sich an die Sternenkarte, die Henri in der Bi b liothek betrachtet hatte. Kristina erzählte bis spät in die Nacht von ihren Plänen und fragte Elin nach ihrem L e ben auf dem Gudmundshof aus. Erst lange nach Mitte r nacht fielen ihnen die Augen zu und sie glitten in den Schlaf hinüber. Wenig später wachte Elin von ihrem e i genen entsetzten Keuchen wieder auf. Der Albtraum von einem verregneten Schlachtfeld und verzerrten Gesic h tern hing noch einen Moment wie ein Trugbild vor ihren Augen. Noch nie hatte sie sich so sehr nach einer tröstl i chen Umarmung gesehnt. Neben sich hörte sie Kristinas tiefe Atemzüge. Verstohlen tastete sie über die Decke und be r ührte die Hand der Königin. Behutsam nahm Elin sie in die ihre und sie spürte, wie Kristina im Schlaf ihren Händedruck erwiderte.
     
    Es dauerte zwei Tage, bis Maria Eleonoras Schiff en d lich am Horizont auftauchte. Kristina sprang als Erste an Bord und rief Elin und Johan Holm zu, sie sollten sich gefälligst beeilen. Elin suchte die zerstreuten Bücher z u sammen und ließ sie vor Aufregung beinahe wieder fa l len. Während sie dem Schiff der Königinmutter entg e genfuhren, versuchte sie ihr Haar in Ordnung zu bringen. Ihre Wangen waren von der Sonne gerötet, als hätte sie zu viel Rouge aufgetragen.
    Es war nicht einfach, mit den schweren Röcken auf das große Schiff umzusteigen – auf der anderen Seite reichte ein Seemann Elin die Hand und hielt sie fest, bis sie an Deck angekommen war. Dort sah sie sich um und staunte nicht schlecht. Auf einem waagrechten Balken war ein Affe angekettet, der beim Anblick der Fremden zu kreischen anfing, als würde man ihn schlachten. Leuchtend bunte Papageienvögel fielen in das Geschrei mit ein. Kristina schien den Aufstand der Bestien nicht zu bemerken. Gebannt starrte sie auf die Kajütentür, die sich nun öffnete. Die Dame, die an Deck trat, war so groß, dass sie sich unter dem Türrahmen ducken musste. Ni e mandem hätte Kristina weniger ähnlich sehen kö n nen.
    Maria Eleonora musste in ihrer Jugend eine Schönheit gewesen sein. Noch jetzt lag ein Abglanz davon auf ihren Zügen. Die Augenbrauen waren perfekt geschminkt, das Haar kunstvoll frisiert und ihr Mund sinnlich geschwu n gen. Unzählige Edelsteine funkelten an ihren Handgele n ken und am Hals. Und sie trug prachtvolle Kleidung vom allerm o dernsten französischen Schnitt. Mit deutlicher Missbill i gung

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