Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Spiegel der Königin

Der Spiegel der Königin

Titel: Der Spiegel der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: balzon
Vom Netzwerk:
mutter sie um Zustimmung heischend am Arm packte. »Ist es nicht so, Kind?«, rief sie melodramatisch.
    »Du begegnest deiner Mutter sicher mit mehr Dan k barkeit. Aus welchem Hause stammst du?«
    Elin hatte genug. Die Enttäuschung über diese Mutter, die keine war, wich einer unbändigen Wut.
    »Aus keinem«, erwiderte sie. »Zwar bin ich nicht so braun gebrannt wie die Bauernkinder, trotzdem kann ich besser Kühe melken als die meisten von ihnen. Ich bin das Kind eines Soldaten.«
    Doch so einfach war Maria Eleonora nicht zu sch o ckieren. Zwar ließ sie Elins Arm los, als hätte sie ein Stück Dung berührt, dann aber huschte ein hochmütiges Lächeln über das geschminkte Gesicht.
    »So, und da sage noch einer, wir seien uns nicht äh n lich«, meinte sie zu Kristina. »Ich halte mir zum Vergn ü gen Affen, du dir dagegen Bauernmädchen. Dennoch bezweifle ich, dass der Unterhaltungswert bei ihr höher ist.« Mit einer gezierten Geste wandte sie sich an ihre Lakaien. »Als Nächstes wird meine Tochter wohl einen einbeinigen Soldaten anschleppen, der zotige Lieder singt.« Die Diener sahen sich irritiert an, unsicher, ob sie über den geschmacklosen Witz ihrer Herrin lachen sol l ten oder nicht.
    »Kaum anzunehmen«, erwiderte Kristina tonlos. »Ein einbeiniger Soldat nützt auf der Ballettbühne wenig, M a dame.« Elin wunderte sich in diesem Moment am mei s ten über sich selbst. Sie war völlig ruhig. Maria Eleon o ras Beleidigungen trafen sie nicht, im Gegenteil: Sie musste ein spöttisches Lächeln unterdrücken. Überrascht fühlte sie jedoch, wie Kristina unter dem Tisch nach ihrer Hand griff und sie tröstend drückte.
    »Entschuldigen Sie uns nun«, sagte Kristina höflich. Elin erhob sich gleichzeitig mit der Königin. »Wir sollten uns auf den Weg machen. Ich habe Anweisung gegeben, Sie auf Tre Kronor mit einem Festbankett zu begrüßen.«
    Erst an Bord ihres eigenen Schiffes brach die Königin ihr Schweigen. Sie stand an der Reling und klammerte sich so fest an das Holz, dass ihre Finger ganz weiß wu r den. Ihre Sonnenbräune war einer kränklichen Blässe gewichen und ihre Augen glänzten. Elin trat zu ihr.
    »Nehmen Sie es sich nicht zu Herzen, Kristina«, sagte sie sanft. »Sie hat nicht Sie oder mich beleidigt – nur sich selbst. Das sagen Sie mir doch immer.«
    »Verdammt, ich hätte auf Oxenstierna hören sollen, statt mir Hoffnungen zu machen«, zischte Kristina. »Eine sentimentale Idiotin bin ich!«
     
    Die Begrüßung Maria Eleonoras im Schloss fiel sehr verhalten aus. Man starrte ihren Hofstaat an – die Narren und Zwerge, die bunt gekleideten Tierführer, die die langhaarigen Rassehunde ins Schloss führten. Lakaien trugen die Papageien durch die zugigen Gänge. Der Affe entfloh und biss mehrere Bedienstete, bis er endlich wi e der eingefangen wurde. Axel Oxenstierna blieb dem Bankett demonstrativ fern. Zum ersten Mal verspürte Elin dem Kanzler gegenüber so etwas wie Sympathie oder doch zumindest großen Respekt vor seiner Chara k terstärke. Elin selbst flüchtete sich in ihr Gemach, wo schon ein Brief von Hampus sie erwartete. Mit fahrigen Fingern nahm sie das versiegelte Schriftstück an sich und warf s ich auf ihr Bett. Die Vorhänge zog sie zu und saß somit abgeschlossen von der Welt auf einer einsamen Insel aus Stoff. Sie atmete tief durch, öffnete behutsam den Brief und las.
     
    Meine liebe Elin,
    s icher wartest Du schon auf gute Nachricht – und wie gerne würde ich sie Dir schicken. Emilia habe ich nicht angetroffen – aber das Geld und den Brief Erik gegeben. Er wird dafür sorgen, dass sie alles b e kommt. Leider h a ben wir nichts herausgefunden. Die Gudmunds wissen tatsächlich nichts über Dich. Mein Freund Erik hat seine Verbindungen genutzt und in a l le amtlichen Papiere Einsicht genommen, die die F a milie Asenban betreffen, aber selbst dort fand sich nichts. Einige Unterlagen sind z u dem bei einem Brand im Pfarrhaus vor dreizehn Jahren vernichtet worden. Somit ist dieser Teil Deiner Familie n geschichte leider ausgelöscht. Ich bedauere unendlich, dass ich Dir ke i ne besseren Neuigkeiten bringen kann, und hoffe, Du kannst es mir verzeihen. Ich werde alles tun, um Dich in Deinem Kummer zu trösten. Am Samstag kehre ich zurück. Bis dahin verbleibe ich als Dein treuer, Dir von ganzem Herzen ergebener Freund Hampus
     
    Elin ließ den Brief sinken, zog die Beine an den Kö r per und legte den Kopf auf die Knie. Sobald sie die A u gen schloss, glaubte sie zu

Weitere Kostenlose Bücher