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Der Spiegel der Königin

Der Spiegel der Königin

Titel: Der Spiegel der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: balzon
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da war noch ein weiterer Reiter. Elin fuhr ein freudiger Schauer in den Magen.
    »Hampus! Seit wann bist du wieder da?«
    »Seit ein paar Stunden erst. Und wenn Erik mich nicht sofort von der Kutsche gezerrt hätte, hätte ich nichts li e ber getan, als dich sofort zu begrüßen!«
    »Was habt ihr vor?«
    »Wir sind eine Delegation«, sagte Hampus geheimni s voll.
    Den Weg nach Gamla Uppsala legten sie in gestrec k tem Galopp zurück. Die Pferde schnaubten bereits, als die Hügel der Königsgräber in Sicht kamen. Zu Elins Entsetzen hob e iner der Soldaten seine Trompete an die Lippen und blies eine Fanfare. Das winzige Dorf erwac h te auf der Stelle. Menschen im Nachtgewand erschienen in den T ü ren und schrien vor Schreck auf.
    »Die Königin!«, rief jemand. »Die Königin ist da!«
    Bauer Gudmund rannte als einer der Letzten auf den Hof. Elins Hände krampften sich um die Zügel. Hampus sprang vom Pferd und trat vor. Jetzt erst, im Facke l schein, sah Elin, dass er einen goldbestickten Mantel trug – er gehörte Henri! Mit wichtiger Miene entrollte er ein offiziell aussehendes Schriftstück in seiner eigenen Handschrift.
    »Hampus Lundell«, stellte er sich vor. »Sekretarius für besondere Angelegenheiten Ihrer Majestät, Königin Kri s tina von Schweden.« Elin schnappte unwillkürlich nach Luft. »Mit Wirkung des heutigen Beschlusses hat der königliche Rat einen Richtspruch gefällt. Isak Gudmund! Tritt vor!«
    Gudmund stand da wie vom Blitz getroffen. Die Nachbarn wichen vor ihm zurück, als hätte er die Pest. Nur seine Frau blieb bei ihm stehen und drückte sich ängstlich an seinen Rücken.
    »Hier«, sagte Gudmund heiser. Hampus nickte mit strenger Miene.
    »Isak Gudmund wurde für schuldig befunden, falsche Aussagen über Gräfin de la Feinte getätigt zu haben.« Bei diesen Worten deutete er auf Elin. Alle Blicke wan d ten sich ihr zu. »Widerruft er die Falschaussage nicht, habe ich den Befehl, ihn zu verhaften.« Die Soldaten schauten grimmig. »Elin?«, flüsterte Frau Gudmund en t setzt. »Unsere Elin … eine … Gräfin?«
    »Keiner wage es, die Gräfin despektierlich anzuspr e chen«, wies Hampus sie zurecht. Henri sprang vom Pferd und machte eine tiefe Verbeugung vor Elin.
    »Erlauben Sie mir, Ihnen vom Pferd zu helfen, Mad a me de la Feinte«, sagte er laut auf Französisch. Elin schluckte und ließ es zu, dass Henri sie vom Pferd hob. Ihre Schuhe sanken im Schlamm vor dem Hof ein. Sofort wurden Bretter herbeigeschafft und ein Holzweg ausg e legt.
    »Ich möchte allein mit den Gudmunds sprechen«, sa g te Elin leise. Gudmunds Frau rannte ins Haus, Truhend e ckel klapperten. Henri reichte Elin den Arm. An seiner Seite schritt sie zum Haus, das so viele Jahre ihre Heimat gewesen war. Beim Anblick der rauchgeschwärzten Kate und dem Geruch nach gärendem Sauerhering schnürte es ihr die Kehle zu. So klein und schäbig war der Hof, so verwahrlost!
    »Wo ist Madda?«, fragte sie.
    Frau Gudmund senkte den Kopf.
    »Verstorben, Gräfin de … de …«
    »Lasst es gut sein«, sagte Elin. Mit einem Mal taten ihr die Bauern Leid. Sie schämte sich für diese Masker a de, schämte sich dafür, den armen Teufeln Angst einz u jagen. Hampus ergriff das Wort.
    »Die Anklage …«
    »Hampus«, unterbrach sie ihn. »Lass mich selbst spr e chen.«
    Sie ging zu Frau Gudmund und betrachtete ihr graues Gesicht.
    »Sagen Sie mir, was Sie über meine Eltern wissen«, bat sie und fügte auf gut Glück hinzu: »Ich weiß von Emilias Geheim n is und von Kester Leven. Ihnen wird nichts gesch e hen und das Vergangene ist vergessen. Aber sagen Sie mir die Wahrheit.«
    Frau Gudmund ließ den Blick zu den glänzenden Wa f fen der Soldaten vor der Tür huschen und schnappte nach Luft.
    »Wir mussten es schwören …« , flüsterte sie.
    »Wem haben Sie geschworen?«
    Frau Gudmund schluckte.
    »Deiner seligen Tante«, sagte Herr Gudmund. »Sie fürchtete sich so, dass es herauskäme und sie verhaftet würde. Sie würden sein Andenken schänden und …« Sie verstummten und sahen sich an. Elins Herz schlug bis zum Hals.
    »Warum verhaftet?«, fragte sie ruhig. Die Gudmunds zögerten. Schließlich drehte sich Frau Gudmund um und ging hinaus. Spinnweben klebten an ihren Fingern, als sie wenig später zurückkam. Ihre Hand zitterte, während sie Elin eine Kette aus geschliffenen Halbedelsteinen reic h te. Es war ein Rosenkranz.
    »Der hat ihm gehört«, sagte Frau Gudmund. »Wir wollten ihn vernichten, aber er ist zu

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