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Der Spiegel der Königin

Der Spiegel der Königin

Titel: Der Spiegel der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: balzon
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gut.
    Brief um Brief öffnete sie, las die Zeilen und ve r brannte das Schriftstück. Mit jedem Schreiben wurde ihre Schrift gerader, die Worte zahlreicher.
    Sie las die Rezepte und Ratschläge, betrachtete ihre Zeichnung eines Herzens, sie durchlebte noch einmal die Suche nach ihrer Mutter und staunte darüber, wie genau sie Karl Gustavs Ernennung zum Oberbefehlshaber in Deutschland beschrieben hatte. Es war der Brief einer Hofdame, verfasst mit Witz und Scharfsinn. Nur für Em i lia war sie immer Elin aus Gamla Uppsala geblieben. Als sie vom letzten Brief aufblickte, war das Feuer bereits h e runtergebrannt. Frida kam zu ihr und zündete neue Kerzen an. Henri stand immer noch in der Tür und hielt Wache.
    »Setzen Sie sich doch zu mir«, bat Elin ihn. Zögernd löste er sich aus dem Dunkel und ging mit seinen unr e gelmäßigen Schritten zum Sarg.
    »Sie konnten sie nicht retten«, sagte er leise.
    »Ich weiß.« Elins Stimme klang bitter. »Ich kann ni e manden retten.«
    Er zog sich einen Stuhl heran und hielt mit Elin die Totenwache.
    Im Morgengrauen kamen zwei Männer, um den Sarg zum Friedhof zu bringen. Elin blinzelte, als sie in die Helligkeit des Morgens trat, und erschrak. Im selben Moment hatte Kester Leven sie auch schon entdeckt. Der Sekretär des Bischofs wurde erst bleich, dann rot.
    »Elin?«, fragte er .
    »Für Sie Mademoiselle Asenban«, erwiderte sie eisig. »Was führt Sie hierher?«
    »Ähnliches wie Sie«, sagte er. »Als ich noch Pfarrer in Gamla Uppsala war, hat sich Emilia mir oft anvertraut. Und nun war es ihr Wille, dass ich sie auf ihrem letzten Weg begleite.«
    Elin konnte ihre Verblüffung kaum verbergen. Mit. e i nem Mal kam sie sich vor wie ein Eindringling. Leven dagegen, so wurde ihr klar, war offenbar Emilias Ve r trauter gewesen. Frida und die Dorfbewohner begrüßten ihn unterwürfig. Vor Verwirrung wusste sie kaum, was sie sagen sollte. Das Gefühl von Verrat schmerzte mehr als die Trauer. Kester Leven blickte zu Henri hinüber und runzelte die Stirn.
    »Ich kann nicht erlauben, dass ein Herr katholischen Glaubens an der Beerdigung teilnimmt.«
    »Das hat er nicht vor«, erwiderte Elin.
    Der Geistliche musterte sie mit einem Gesichtsau s druck, den sie schwer deuten konnte.
    »Ich kann auch nicht erlauben, dass Sie bei der Bee r digung zugegen sind.«
    »Wie bitte?«, zischte sie. »Sie wagen es, einer Hofd a me der Königin den Zutritt zur Beerdigung einer Ve r wandten zu verwehren?«
    Levens Lächeln war schmal wie eine Messerschneide.
    »Eine ehemalige Nachbarin, Mademoiselle, keine Verwandte.«
    »Darf ich fragen, was der Grund für Ihre Verweig e rung ist?«
    »Emilias Wunsch«, sagte er schlicht.
    Frida trat vor und legte Elin die Hand auf den Arm.
    »Es stimmt«, bestätigte sie leise. »Emilia hat darum gebeten, dass nur Herr Leven und ich sie beerdigen. Nicht einmal ihre Kinder wollte sie am Grab haben. Bitte nehmen Sie es uns und ihr nicht übel.«
    »Das haben Sie ihr eingeredet, nicht wahr?«, fuhr Elin Leven an. »Warum ? «
    Aber Leven verschloss sich wie eine Muschel bei der Berührung eines Feindes.
    »Wenden Sie sich mit der Beschwerde an den B i schof«, sagte er nur und ließ sie einfach stehen.
     
    Auf dem Rückweg brütete Henri vor sich hin. Schwe i gend ritten er und Elin nebeneinanderher, bis die ersten Häuser von Uppsala in Sicht kamen. Immer noch fühlte sich Elin wie betäubt. Kester Leven und Emilia, flüsterte es ständig in ihrem Kopf. Beim Schloss angekommen eilte sie direkt zum Arbeitskabinett der Königin. Die K ö nigin war mit neuen Plänen für Seidenfabriken beschä f tigt und grübelte über Bauskizzen und Berechnungen. Sie war nicht begeistert, dass Elin sie störte, aber als sie ihr Gesicht sah, schickte sie die Sekretäre aus dem Raum und hörte sich die Geschichte an.
    »Es tut mir aufrichtig Leid, dass Emilia gestorben ist«, sagte sie schließlich. »Aber bei Kester Leven kann ich dir nicht helfen.«
    »Aber Kristina! Er hat mich von der Beerdigung for t geschickt! Das hätte Emilia nie gewollt!«
    Kristina winkte ab.
    »Wer weiß schon, was Emilia wollte«, sagte sie sanft. »Bedenke, sie war eine kranke Frau. Bestimmt war sie sogar ein wenig verwirrt.«
    »Vielleicht … hat es etwas mit mir zu tun ? Mögl i cherweise wusste Emilia doch mehr über meine Familie und hat es Leven erzählt. Und er hat ihr daraufhin ger a ten, mich von der Beerdigung auszuschließen. Und dann die Unterlagen über meine Familie, die bei einem Brand

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