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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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und mir dabei in die Augen sieht!
    »Wie du willst.«
    Cassim hatte damit gerechnet, dass er sie mit einem Zauber belegen würde, und deshalb zögerte sie den Bruchteil eines Herzschlags zu lang, ehe sie sich umdrehte und rannte. Jornas erwischte sie an ihrem Umhang, riss sie zurück. Ein Hieb traf sie, nahm ihr den Atem. Sie krümmte sich, rang nach Luft und sank taumelnd in den Schnee. Der Faun stieß sie auf den Rücken, packte ihre Hände, schnürte sie mit irgendetwas zusammen. Sie versuchte, nach ihm zu schlagen, doch es war bereits zu spät. Unsanft wurde sie auf die Füße gezerrt. Der Boden bockte unter ihr. Jornas musste sie festhalten. Sein spöttisches Grinsen war direkt vor ihr.
    »Dachtest wohl, ich würde dich mit einem Zauber belegen, was? Oh nein, Menschenmädchen. Keine Magie für dich. Du
musst doch den Spiegel von Feuer und Eis für mich zusammensetzen. Und um das tun zu können, darfst du zuvor nicht mit dieser Art Zauber in Berührung gekommen sein.« Sein höhnischer Ton wurde kalt. »Aber es gibt nichts, was es mir verbietet, dir Gehorsam einzuprügeln. – Vorwärts jetzt. Wir haben genug Zeit vertan.« Der Faun packte sie an den Handgelenken und zog sie mit sich. Cassims Versuch, sich zu sträuben, belohnte er mit einem groben Ruck. Verzweifelt blickte sie sich noch einmal um. Morgwen lag reglos im Schnee. Er würde sterben!

    Lautlos trat der mächtige weiße Wolf zwischen den Bäumen hervor. Er sollte nicht hier sein. Seine Befehle waren unmissverständlich. Doch dass der junge Liss am Morgen mit einer grausigen Botschaft der Eiskönigin zu ihnen gestoßen war, hatte ihm die Möglichkeit gegeben, die Befehle zu missachten. Zum Glück. In einem lautlosen Knurren zog er die Lefzen zurück. Seine gelben Augen folgten dem Faun und dem Menschenmädchen, die nur noch Schatten zwischen dem Grau der Stämme waren. Die beiden würden ihnen nicht entkommen, doch im Augenblick gab es Wichtigeres. Der Gestank nach dem Gift des Eisens hing widerlich in der Luft. Er legte den Kopf in den Nacken und rief das Rudel.
    Für einen Augenblick gerann Kälte zu Frost, dann kniete Gaeth sich neben Morgwen in den Schnee und beeilte sich, ihn in den Wollmantel zu wickeln und ihn zusätzlich mit seinem eigenen aus Leder und Pelz zuzudecken. Auch zusammen würden die Umhänge nicht ausreichen, den verbliebenen Rest Wärme in seinem Körper zu halten, doch sie würden genügen müssen, bis die anderen kamen. Er konnte es nicht wagen, Morgwen allein zu lassen, um eine kleine Hütte aus Ästen und Schnee zu bauen oder Holz für ein wärmendes Feuer zu suchen.

    »Dummer, starrsinniger Narr! Wann wirst du endlich einmal auf mich hören?« Die Sorge in seinen Worten war nicht zu überhören. Behutsam zog er den schlaffen Körper in seine Arme und lehnte Morgwens Kopf an seine Schulter. Die hellen blauen Augen flatterten für kaum mehr als einen stöhnenden Atemzug auf. Ihr leerer Blick schmerzte Gaeth mehr, als eine eiserne Klinge es getan hätte. Dann sanken die Lider wieder herab, ohne dass er hätte sagen können, ob Morgwen ihn erkannt hatte.
    Keinen Moment später riss ihn ein Schüttelkrampf beinah aus Gaeths Armen. Der Körper bog sich zitternd zurück, versteifte sich, als jeder Muskel sich bis zum Zerreißen spannte. – Dann war der Anfall vorbei und die Glieder erschlafften wieder. Behutsam zog Gaeth Morgwen höher an seine Schulter. Er strich ihm das feuchte Haar aus der schweißbedeckten Stirn, dann schob er seine Hand unter die Umhänge, tastete nach Morgwens Herzschlag. Dort, wo gewöhnlich ein stetiges, kraftvolles Pochen war, fühlte er jetzt nur noch ein schwaches, immer wieder aussetzendes Stolpern. Gaeth schloss die Augen. Die Abstände zwischen den Anfällen würden kürzer werden, bis … Er holte tief Atem, verdrängte den Gedanken. Er würde es nicht zulassen! Als ein Zittern den nächsten Krampf ankündigte, fasste er fester zu und begann, zum ersten Mal seit unzähligen Jahreswechseln wieder zu beten.

    Auf Kaylens »Herein!« streckte Sion vorsichtig den Kopf durch den Türspalt.
    »Hauptmann Ernan ist zurück, Hoheit. Er bittet darum, sofort von Euch empfangen zu werden.« Der junge Diener hielt seinen Blick starr auf Jarlaiths Prinzen gerichtet, um ja nicht den Besucher anzustarren, der seinem Herrn gegenübersaß.
    Kaylen tauschte einen raschen Blick mit dem hünenhaften Fremden, dann nickte er Sion zu. »Er soll eintreten!«
    Mit einer hastigen Verbeugung zog sich der Junge zurück und

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