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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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verwandelt hatte. Es hielt den kalt schneidenden Wind ab, der immer wieder in Böen zwischen den Stämmen hindurchfegte. Rechts davon war ein Baum unter seiner weißen Last zusammengebrochen, der ihnen auch von dieser Seite Schutz bieten würde. Mächtige, ausladende Äste bildeten ein natürliches Dach. Morgwen wies Jornas gerade an, im rasch schwindenden Tageslicht eine Kuhle für ein Feuer in den Schnee zu graben, sodass die Flammen nicht schon von Weitem zu sehen sein würden. Dann machte er sich auf, um Holz zu suchen, das nicht mit einer Eiskruste überzogen war. Mit deutlichem Widerwillen tat Jornas, was ihm aufgetragen worden war, bevor er sich neben Cassim setzte.

    »Wie geht es Euch, Menschenmädchen? Schmerzt das Knie sehr?«, erkundigte er sich freundlich, wobei er sich aufmerksam umsah, ehe er sich ihr gänzlich zuwandte. Seine Finger spielten mit dem Riemen, der seinen Beutel verschloss.
    »Solange ich es nicht bewege, ist es auszuhalten.« Sie schob ein wenig Schnee zusammen und bettete das Gelenk behutsam darauf. Kälte stach durch ihre klammgefrorenen Hosen. Wie sehr sehnte sie sich nach der Wärme eines Feuers. Sie spürte Jornas’ Blick forschend auf sich und sah unsicher zu ihm hin. Blondes Zottelhaar ringelte sich um die beiden leicht gebogenen Hörner auf seiner Stirn und hing ihm in helle braune Augen. Er schüttelte es ungeduldig zurück. Die Bewegung erinnerte Cassim an einen jungen Ziegenbock. Das ordentlich gestutzte Spitzbärtchen, das sein Kinn zierte, verstärkte den Eindruck noch. Fürsorglich zupfte er Morgwens Umhang um sie zurecht. »Warum habt Ihr mich aus dem Kerker befreit?« Die Worte brachen einfach aus ihr heraus, wurden dann aber zu einem verlegenen Stammeln. »Ich … ich wollte … Ich meine …« Sie verstummte, setzte erneut an. »Haltet mich nicht für undankbar … Ihr habt Euer Leben riskiert, um mir zu helfen, und wenn diese Wolfsbestien uns aufspüren, werden sie uns ganz bestimmt töten … Warum habt Ihr das getan?«
    Ein feines Lächeln glitt über Jornas’ Züge, er richtete sich ein wenig weiter auf, nur um sich dann leicht vor ihr zu verneigen. »Ich wurde geschickt, um Euch zu beschützen, Menschenmädchen.«
    »Geschickt? Von wem?«
    »Ich diene dem Lord des Feuers. Er hat …«
    »Der Lord des Feuers?« Unwillkürlich schreckte Cassim zurück. Schmerz zuckte durch ihr Knie und sie stöhnte leise.
    Besorgt beugte Jornas sich vor, doch sie beruhigte ihn mit einem Kopfschütteln, während sie ihn mit einer Geste bat weiterzusprechen.
    »Ja, der Lord des Feuers.« Aus der Art, wie er sie ansah,
sprach noch immer Sorge. »Er hat mich geschickt, um … Nun, er lässt Euch bitten, dass Ihr alles in Eurer Macht Stehende tut, um den Spiegel von Feuer und Eis wieder zusammenzufügen. – Ich soll Euch vor der Eiskönigin beschützen und an den Ort bringen, an dem sich der Spiegel befindet.«
    »Ihr meint … dieser Spiegel … Er ist gar nicht im Palast der Eiskönigin?«
    Jornas schüttelte den Kopf. »Aber nein. Er befindet sich in einer Höhle, tief im Inneren des Weißen Avaën. An einem Ort unermesslicher Macht, an dem Feuer und Eis sich vereinen.«
    Fröstelnd schlang Cassim die Arme unter dem Mantel enger um sich. Und wenn die Eiskönigin recht hatte? Wenn der Lord des Feuers mich tatsächlich entführen lassen wollte? Sie grub die Finger fester in das weiche Fell des Leders, versuchte, das plötzlich erwachende Misstrauen vor Jornas zu verbergen. »Was … was hat es mit diesem Spiegel von Feuer und Eis auf sich? – Ich meine: Die Eiskönigin will, dass ich ihn zusammensetze, und jetzt sagt Ihr mir, dass der Lord des Feuers das auch von mir erwartet … Wenn beide das Gleiche wollen, warum versuchen sie dann aber beide zu verhindern, dass ich es für den jeweils anderen tue? Ich versteh das nicht.«
    Ein trauriger Zug huschte um den Mund des Fauns. »Zuallererst, Menschenmädchen …«
    »Ich heiße Cassim.«
    Jornas neigte höflich den Kopf. »Nun, Cassim, zuallererst müsst Ihr wissen, dass mein Herr nichts von Euch erwartet. Er bittet Euch um diesen Dienst. Solltet Ihr Euch weigern, den Spiegel wieder zusammenzusetzen, wird er Eure Entscheidung akzeptieren. Aber ehe Ihr Eure Wahl trefft, bedenkt, welche Folgen Eure Weigerung für alle Lebewesen hätte. – Lasst mich Euch erklären, was es mit dem Spiegel von Feuer und Eis auf sich hat.« Er hauchte gegen seine Finger, schien zu überlegen, wie er beginnen sollte. »Der Spiegel von Feuer und Eis ist so

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