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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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der Flammen gehalten, und doch war das Zelt des Lords des Feuers, verglichen mit dem der Eiskönigin, beinah karg eingerichtet: ein langer Tisch, auf dem Karten und Pergamente ausgebreitet waren, mehrere Lehnstühle. Auf einem davon saß ein massiger Minotaure, dessen gewaltige Hörner mit goldenen Ringen geschmückt waren und der sich bei seinem Eintritt vorgebeugt hatte. Kleine Flämmchen tanzten unter dem ledernen Dach, tauchten alles in weiches Licht, ohne irgendetwas in Brand zu stecken. Teppiche bedeckten den Boden, nass von Matsch und geschmolzenem Schnee, den die Männer des Lords des Feuers hereintrugen. Es war das Zelt eines Heerführers, nicht das Prunkgemach einer Hexe.
    Eine Hand drückte ihn auf die Knie, dann traten seine Bewacher ein kleines Stück zurück. Bisher hatte man ihn mit erstaunlichem
Respekt behandelt und sogar darauf verzichtet, seine Hände zu fesseln. Allerdings bedurfte es vermutlich auch nicht mehr als eines Fingerschnippens und er würde in Ketten gelegt oder ohne große Umstände sofort getötet werden.
    Mit einer nachlässigen Geste entließ der Lord des Feuers eben einen seiner Hauptleute, dann wandte er sich ihm zu. Unwillkürlich hielt Gaeth den Atem an. Seine Haut war dunkler, und seine Augen hatten nicht die Farbe von Frost, sondern waren von einem tiefen Gold, in dem rote und schwarze Funken blitzten. Aber ansonsten war der hochgewachsene Mann ihm gegenüber eine ältere und rauere – zugleich auf unerklärliche Art weichere – Ausgabe Morgwens. Sogar das kurze, leicht spöttische Lächeln, das für einen Lidschlag um seinen Mund zuckte, glich dem seines Sohnes. Er trug noch nicht einmal einen Dolch am Gürtel. Aber was waren Waffen schon im Vergleich zu der Fähigkeit, aus dem Nichts heraus einen Flammensturm heraufbeschwören zu können, der ganze Landstriche in Asche legen konnte.
    Ein Räuspern erinnerte Gaeth daran, wo er sich befand, und er verneigte sich widerstrebend.
    »Mein Prinz hat mich mit einer Botschaft zu Euch geschickt, Herr.« Zumindest gehorchte seine Stimme ihm.
    »Wie ist Euer Name?« Der Lord des Feuers sprach erstaunlich freundlich.
    »Gaethanen gein Cathal.« Zum ersten Mal, seit die Eiskönigin ihn vor all der Zeit zu ihrem Sklaven gemacht hatte, nannte er jemandem seinen vollen Namen. Er hörte ein überraschtes Murmeln hinter sich. Eine knappe Geste gebot Ruhe.
    »Willkommen, Prinz Gaethanen.«
    Gaeths Augen weiteten sich. »Ihr wisst … ich meine, Ihr kennt …« Als er merkte, dass er stammelte, biss er sich auf die Zunge und verfluchte sich dafür, vor einem Feind einen Moment lang Schwäche gezeigt zu haben.
    Wieder glitt jenes Lächeln über die Lippen des Herrn der
Flammen. Dieses Mal blieb es. »Natürlich weiß ich, wer Ihr seid, Prinz Gaethanen. Ich erinnere mich sehr gut an die hitzigen Reden Eures Vaters und dessen Vaters vor ihm. Unzählige Generationen saßen die Fürsten der Aedochan im Rat der Eiskönigin. Und ungefähr genauso lange haben sie ihrem Unmut darüber Ausdruck verliehen, dass einer, der über das Südliche Volk herrscht, der Gemahl ihrer Herrin ist. Zudem habe ich von Euch und Eurem Verrat gehört, kurz bevor der Rat aufgelöst wurde. – Ihr dient meinem Sohn?« Von einem Augenblick auf den anderen war das Lächeln von seinen Zügen verschwunden und seine Miene nicht mehr zu deuten.
    »Ja.« Gaeth holte Atem. Er war hierhergekommen, in der Überzeugung, dass er das Lager des Herrn der Flammen lebend nicht wieder verlassen würde. Langsam stand er auf. Wenn er schon sterben musste, dann würde er das bestimmt nicht auf Knien tun. »Wie ich schon sagte: Er schickt mich mit einer Botschaft zu Euch.«
    »Fordert auch mein Sohn mich auf, mich zu ergeben, wie Sie es bereits vor einer Stunde getan hat?« Die Hände lässig zu beiden Seiten aufgestützt, lehnte der Lord des Feuers sich gegen die Vorderseite des langen Tisches und blickte ihn aufmerksam an. Rasch huschte Gaeths Blick durch das Zelt. Keine zwei Schritte trennten sie voneinander. Wenn er schnell genug war …
    Er sah das Glitzern in den feuerglimmenden Augen und verwarf den Gedanken. Wie zur Antwort zuckte einer der Mundwinkel seines Gegenübers, dann war der Herr der Flammen wieder ernst. »Nun, Prinz Gaethanen?«
    Gaeth schluckte hart. »Nein, Herr, die Botschaft des Eisprinzen hat nichts mit der seiner Mutter zu tun. Sie ist eher … persönlich.«
    Eine der schwarzen Brauen hob sich. »Ihr macht mich neugierig, Prinz. – Wie lautet die Botschaft meines

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