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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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sein, denn irgendwann schreckte sie von dem Klacken einer Tür auf. Mühsam hob sie die Lider und blickte in Morgwens Gesicht. Er saß noch immer neben ihr auf dem Bett, in der Hand eine Schale, von der ein verlockender Duft aufstieg. Ihr Magen knurrte fordernd. Um seinen Mund zuckte ein Lächeln.
    »Maíre hat Suppe für dich gebracht. Gerade rechtzeitig, wie es scheint. – Willst du versuchen, dich aufzusetzen?«
    Sie schaffte es nur mit seiner Hilfe. Schließlich lehnte sie mit einem Bündel Decken im Rücken an der Wand oberhalb des Bettes, das aus einer mit Schafwolle gestopften Matratze und mehreren Fellen bestand. Morgwen überließ die Suppenschale nur zögernd ihren zitternden Händen, jederzeit bereit, selbst wieder zuzufassen. Die Brühe schmeckte köstlich, war aber so heiß, dass Cassim nur winzige Schlucke nehmen konnte. Wohlige Wärme breitete sich in ihrem Magen aus. Es schien eine kleine Ewigkeit zu dauern, bis sie die Schale geleert hatte und sie Morgwen zurückgab. Er stellte sie achtlos zu Boden und zog die mit einem rauen Pelz gefütterte Decke wieder bis zu ihrem Kinn.
    »Was hast du da getan?« Schwach hob sie eine Hand und berührte vorsichtig die tiefen Kratzer an seiner Schulter, die bis in die Hälfte seines Oberarms reichten. Er blickte auf die drei blauvioletten Streifen, als würde er sie selbst zum ersten Mal bemerken. Ein Mundwinkel hob sich in leisem Spott.
    »Ich hatte eine kleine Diskussion mit dem Nix, ob er dich mit an den Grund des Sees nimmt, oder ob du mit mir zurück an die Oberfläche kommst.«
    Erschrocken riss Cassim die Augen auf. »Ein Nix?« Sie stieß das Wort so bestürzt hervor, dass sie husten musste. Eine dreifingrige Hand an ihrem Bein. Ein helles Gesicht, nicht mehr als ein weißer Fleck in der Dunkelheit unter ihr, umwogt von silbrigem Haar. Fahl schillernde Augen, die sie anstarrten, ohne zu blinzeln.
Sie schauderte. Morgwen wartete ab, bis sie ruhiger atmete. Dann stopfte er die Decken fester um sie.
    »Ja, ein Nix. – Er wohnt im Dorfsee, und nachdem du schon einmal in seinem Reich warst, wollte er dich nicht gehen lassen. Wahrscheinlich warst du das erste warme Ding in seinem Tümpel seit Ewigkeiten. Und Nixe lieben die Wärme. Dass die wenigsten Geschöpfe längere Zeit unter Wasser überleben können, will nicht in ihre Köpfe.«
    »Tut es weh?« Wenn sie flüsterte, war die Gefahr geringer, dass sie husten musste.
    »Jetzt nicht mehr. – Aber direkt nachdem ich dich aus dem Wasser gezogen hatte, hätte ich dir dafür am liebsten den Hals umgedreht.«
    »Du hast mich …« Ein Krampf in der Brust brachte sie zum Schweigen.
    »Ich war auf dem Weg ins Dorf, ein Stück weiter nördlich den Hang entlang, als ich dich aus dem Wald kommen und den Hügel hinunterhetzen sah. Auf dem See bist du gestürzt, aber dann gleich weitergerannt – und plötzlich warst du verschwunden.« Mit beiden Händen strich er sich den wirren Schopf zurück. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich es rechtzeitig schaffen würde. Als ich den See erreichte, war klar, was passiert war: Du warst in eines der Löcher zum Fischen gestürzt. Ich konnte dich sogar für einen kurzen Moment unter der Oberfläche sehen. Aber dann wurdest du von der Strömung abgetrieben. Bis ich dich endlich im Wasser gefunden hatte, war auch der Nix auf dich aufmerksam geworden.« Er blickte über sie hinweg zur Zimmertür, ein höhnisches Grinsen glitt über seine Züge. »Ich habe selten jemanden so dämlich dreinschauen sehen wie deinen Faun-Freund, als ich mit dir auf dem Arm vor der Tür stand. Du fast ertrunken und bewusstlos, wir beide in triefend nassen Kleidern. – Maíre hat als Erste ihren Verstand wiedergefunden und uns in das Zimmer gebracht, in dem normalerweise sie und ihr Mann schlafen. Sie hat dich ausgezogen, in
warme Decken gewickelt und dir schaffweise heißen Tee eingeflößt. – Bis heute Morgen stand nicht fest, ob du dein Bad ohne ein Eisfieber überstehst.«
    »Wie lange …« Obwohl sie den Satz nicht beendete, verstand er.
    »Zwei Tage. – Der Faun litt Todesängste, dass du nicht wieder aufwachen könntest.« Er strich sich ein paar schwarze Strähnen hinter ein Ohr und betrachtete sie mit einem Kopfschütteln. »Ich kann es immer noch nicht fassen, dass du mitten in der Nacht allein in den Wald gegangen bist. – Frostfeuer, du hättest mich doch niemals finden können.«
    »Ich hatte Angst, du könntest … in die dritte Falle …«
    In den Tiefen seiner Augen war etwas, das

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