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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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sie nicht deuten konnte. Noch einmal schüttelte er den Kopf. »Die dritte Falle hatte ich schon gefunden, da hattet ihr vermutlich noch nicht einmal den Waldrand erreicht.«
    »Und das Tier …?« Ihr erschrockenes Keuchen zerriss ihre Brust. »Die Firnwölfe! … Ich … Sie … haben uns gefunden … Ich habe … sie wissen …« Husten schüttelte sie unbarmherzig.
    »Schsch! Schon gut!« Morgwen drückte sie auf die Felle zurück. »Ich weiß! Sie sind hier! Beruhige dich! Atme! Ganz ruhig. Atme!«
    Einige lange Augenblicke konnte sie tatsächlich nichts anderes tun, als nach Luft zu schnappen. Endlich konnte sie wieder sprechen.
    »Ich habe sie gesehen! Firnwölfe! Drei Stück! Sie … sie haben mich durch den Wald gejagt. Ich …«
    »Schon gut, Flammenkatze, schon gut. Du bist in Sicherheit.« Seine kalten Finger strichen ihr zerzauste rote Strähnen aus den Augen. »Ich weiß, dass sie da sind.«
    »Wie …«
    »Sie kamen in der gleichen Nacht, in der du in den See gefallen bist, und haben die Schafe gerissen. Die ganze Herde.
Nur ein junger Bock und drei oder vier Muttertiere mit ihren Lämmern sind übrig.«
    Voller Grauen sah sie ihn an. »Warum?«
    »Das Tier, das in die Falle der Dorfleute geraten ist, war ein Wolf.«
    »Woher weißt du das?«
    »Die abgebissene Pfote … Ich könnte mir denken, dass das der Grund ist. – Man sagt, der Eisprinz rechnet jeden Wolf zu seinem Rudel. – Und er vergibt nicht.«
    »Was … was meinst du damit?«
    Er hob die Schultern, zuckte zusammen und beendete die Bewegung sehr viel langsamer. »Ein paar Centauren sollen sich vor einer ganzen Weile einen Spaß mit einem jungen Wolf gemacht haben; hetzten ihn durch den Wald, und als er nicht mehr konnte … na ja … er wurde dabei getötet. Der Eisprinz erfuhr davon – und hat sich seinerseits mit diesen Centauren vergnügt. Man fand sie an der gleichen Stelle, an der man auch den Wolf gefunden hatte. Es war kein schöner Anblick.«
    Schaudernd verkroch Cassim sich tiefer unter die Decke. »Er muss ein fürchterliches Ungeheuer sein«, flüsterte sie in das raue Fell.
    »Wer? Der Eisprinz?«
    Sie nickte nur. Morgwen schwieg, blickte auf sie hinunter.
    »Ist er ein Mensch oder ein Firnwolf?« Ihre Hand schlich sich zu seiner, hielt sie fest.
    In leiser Belustigung schnaubte er. »Weder noch. Der Eisprinz ist brennender Frost und ungezähmter Sturm, ebenso unsterblich und ewig wie die Eiskönigin. Aber, ja, gewöhnlich hat er Menschengestalt – auch wenn er die eines Firnwolfs der anderen vorzieht.«
    »Woher weißt du das?« Cassim beobachtete, wie sein Daumen sacht über ihren Handrücken strich. Immer wieder.
    »Gerede.«

    »Hast du ihn schon einmal gesehen?«
    Die Bewegung endete. Ein Zögern, dann: »Ja.«
    Sie blickte zu ihm auf. Da war etwas in seinem Tonfall … Wie um einer Frage zuvorzukommen, schüttelte er den Kopf. »Die Menschen tun gut daran, ihn zu fürchten.« Er entzog ihr seine Hand, fuhr sich über den Mund, wandte das Gesicht ab. Als er sie einen Lidschlag später wieder ansah, waren seine Lippen zu einem Lächeln verzogen. »Aber wer wie du fast ertrunken wäre – und das ausgerechnet in einem zugefrorenen See -, sollte sich ausruhen und nicht so viel reden.« Er stand auf und stopfte die Decken ein weiteres Mal um sie herum fest. »Schlaf!«
    Cassim umklammerte seine Hand erneut. »Was wird jetzt? Wenn die Firnwölfe …«
    »Wenn sie uns hätten holen wollen, hätten sie es schon getan. Sie wissen, dass wir nicht ewig hierbleiben können.« Behutsam befreite er sich aus ihrem Griff. »Du kannst beruhigt sein und schlafen. Über alles andere machen wir uns Gedanken, wenn du wieder bei Kräften bist.« Er sah sie an und seufzte leise. »Ich bleibe hier, falls du etwas brauchst … Ich könnte auch gar nicht weggehen. Nicht, solange Maíre mich hier gefangen hält.«
    »Gefangen?« Erschrocken versuchte sie, sich aufzurichten. Hatten die Dorfbewohner vor, sie an den Eisprinzen und seine Meute zu verkaufen?
    »Gefangen.« Er nickte mit einer Leidensmiene, drückte sie aber sacht auf das Bett zurück. »Sie hat mir meine Kleider weggenommen – unter dem Vorwand, sie trocknen zu wollen -, und jetzt rückt sie sie nicht wieder heraus, bis wir uns beide erholt haben.«
    Seinem unwilligen und zugleich seltsam verwunderten Ton nach zu urteilen, hatte es noch niemand gewagt, so mit ihm umzuspringen. Cassim barg ihr Gesicht in der Decke, bis das Grinsen davon verschwunden war.
    »Wer ist Maíre?«,

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