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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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erkundigte sie sich schließlich, seltsam
dankbar dafür, dass er sie für einen kurzen Moment zum Lachen gebracht hatte.
    »Ihr und ihrem Mann Labras gehört der Hof, auf dem wir sind. Sie hat sich um dich gekümmert und dich gepflegt, bis sie sicher war, dass du kein Fieber bekommen würdest. – Und jetzt schlaf, Flammenkatze. Sonst macht sie ihre Drohung vielleicht wahr und zieht mir auch noch den Rest meines Fells über die Ohren.«

    Das Nächste, was Cassim im Halbschlaf wahrnahm, waren leise Stimmen, auf die abermals das Geräusch einer Tür folgte. Dann kehrte wieder Stille ein. Sie kuschelte sich tiefer in die Felle und schlief weiter.
    Ein dumpfes Krachen schreckte sie einige Zeit später jäh auf. Verwirrt fuhr sie in die Höhe. Sofort drehte sich der Raum um sie und sie klammerte sich an der Matratze fest. Kälte strich über sie hinweg. Eine Gestalt bewegte sich in der Nähe des Feuers, lehnte sich aus dem Fenster, um den Laden wieder festzumachen, der sich in einer Windböe losgerissen hatte.
    Es dauerte einen Moment, bis ihr müder Verstand begriff, dass es nicht Morgwen war, der da mit den Brettern kämpfte. Ein letztes Krachen, ein erleichtertes Seufzen und die schlanke Gestalt schloss das mit Wachshaut bespannte Fenster, zog die schwere Wolldecke davor an ihren Platz zurück und sperrte so die Kälte aus.
    Eine Frau mit grau durchsetztem Haar drehte sich langsam um, hielt aber inne, als sie sah, dass Cassim wach war. Ein Lächeln huschte über ihre schmalen Züge. Sie nahm einen Kienspan vom Kaminsims, hielt ihn in die Flammen und entzündete die Dochte eines schweren Wachsstocks neu, der auf einem vorspringenden Mauerstein stand. Dann kam sie in dem warmen
goldenen Licht herüber und setzte sich neben sie auf die Matratze.
    »Schön, dass es dir besser geht, Mädchen. Du hast so lange geschlafen, dass ich schon dachte, dein Morgwen hätte mich angelogen, als er behauptet hat, du wärst gestern Abend zwei Mal aufgewacht, nur damit ich ihn endlich gehen lasse.«
    Cassim blinzelte. Mein Morgwen? Ein bisschen zittrig holte sie Atem. Gestern Abend? »Ihr seid Maíre?«, erkundigte sie sich dann und schaute sich um. »Wo ist Morgwen?«
    »Ja, ich bin Maíre. – Er ist fort.«
    »Fort?« Erschrocken sah sie Maíre an. Doch die war schon wieder aufgestanden und ging zum Feuer hinüber.
    »Ja, fort. In den Wald, um den Umhang zu suchen, den du verloren hast, als die Wölfe hinter dir her waren. Im Gegensatz zu diesem Faun weiß er sehr gut, dass ein Mantel wie deiner in dieser Gegend ein Vermögen in Korn wert ist. – Außerdem konnte er es kaum abwarten, bis seine Kleider endlich trocken waren. Die ganze Nacht und den halben Tag ist er in diesem Zimmer herumgeschlichen wie ein gefangenes Tier im Käfig. Ein rastloser Geist.«
    »Aber die Firnwölfe …«
    »Das haben wir ihm auch gesagt. Er hat nur gelacht und gemeint, er hätte mehr als sein halbes Leben im gleichen Wald mit ihnen zugebracht und sie hätten ihn nie erwischt. – Du brauchst dir wohl keine Sorgen um ihn zu machen.« Sie hob eine Schüssel auf, die unter einem Leintuch am Kamin warm gestanden hatte, und kam zum Bett zurück. »Hier, Kanincheneintopf. Du musst halb verhungert sein.«
    Mit einem dankbaren Nicken nahm Cassim die Schale entgegen. Ein hölzerner Löffel steckte darin. Hungrig machte sie sich über das Mahl her. Einen Moment sah Maíre ihr dabei zu, dann kehrte sie lächelnd zu einem Stuhl beim Feuer zurück. Mit einem Berg Stoff auf dem Schoß setzte sie sich und widmete sich wieder ihrer Arbeit.

    Schließlich war der Eintopf verzehrt, und Maíre bedeutete ihr, die Schale neben dem Bett auf den Boden zu stellen. »Gut?«, erkundigte sie sich, immer noch mit einem Lächeln.
    Cassim nickte. »Köstlich.«
    »Du kannst dich bei deinem Morgwen dafür bedanken. Er hat mir vier Hasen gebracht. Nicht diese klapperdürren Elendstiere, die mein Mann gewöhnlich seinen Fang nennt, sondern wohlgenährte.« In leiser Verwunderung schüttelte sie den Kopf. »Er muss ein sehr guter Jäger sein. Kaum zwei Stunden war er draußen, da kam er schon mit so fetter Beute zurück. – Jetzt ruh dich aber weiter aus, Mädchen. Wie es scheint, kann der Faun es kaum abwarten, bis ihr wieder aufbrechen könnt. Das heißt, du musst schnell wieder zu Kräften kommen.«
    Maíre bedachte sie noch einmal mit einem Lächeln, dann neigte sie den Kopf über ihre Näherei. Satt und müde kauerte Cassim sich unter die Decke. Doch ihr Blick ging immer wieder zu

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