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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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waren Boden,
Wände und Decken, sogar der gemauerte Kamin, in dem ein Ölfeuer brannte, mit einer dicken, klaren Eisschicht überzogen. An blank gescheuerten Tischen aus dunklem Lernholz saßen Männer und Frauen, schwere Humpen vor sich, die bei ihrem Eintreten nur kurz aufblickten, ehe sie sich wieder ihren Gesprächen zuwandten. Gespräche, die in erstaunlich gedämpftem Ton geführt wurden. Dem Wirt war ihr Erschrecken offenbar nicht entgangen, denn er winkte sie mit einem Grinsen und einem »Willkommen, Fremde!« zu sich an den Schankblock.
    »Was kann ich für Euch tun, Ihr Herren, die Dame? Etwas zu essen? Wein?« Sein Blick wanderte kurz über Jornas’ Hörner und Cassims rotes Haar, blieb dann an Morgwen hängen. Er zögerte, leckte sich die Lippen.
    »Wir brauchen ein Zimmer.« Jornas legte ein paar Kupferstücke auf den Block.
    »Zwei Zimmer«, korrigierte Morgwen ihn ungerührt, ohne dem zornigen Blick des Fauns auch nur einen Hauch von Beachtung zu schenken. Cassim sah von einem zum anderen. Ein Zimmer nur für sich war eine verlockende Aussicht. Doch Morgwen und Jornas auch nur für eine Nacht allein in einem Raum zu wissen, verursachte ihr Unbehagen.
    »Ein Zimmer genügt.« Sie verabschiedete sich von der Verlockung. »Aber vielleicht habt Ihr ja einen Raum, den man mit einem Vorhang oder Wandschirm teilen kann?«
    Der Wirt nickte verstehend. »Wenn Euch ein Vorhang genügt, werte Dame, und es Euch nichts ausmacht, dass die Wände ein bisschen schräg sind, hätte ich ein Zimmer, das Euch vielleicht zusagen könnte.«
    »Würdet Ihr es uns zeigen?«
    »Natürlich.« Der Wirt winkte ihnen, ihm zu folgen, und stieg die Stufen hinauf, die in einer schmalen Nische neben dem Schankblock in den ersten Stock führten. Auch hier waren Wände, Böden und Decken mit Eis überzogen. Fröstelnd zog
Cassim den Mantel enger um sich und sah ihrem Atem nach, der als weiße Wolke davontrieb.
    Das Zimmer lag am Ende des Ganges und war so niedrig, dass Morgwen sich ducken musste. Ein Kehlbalken verlief schräg hindurch. Es würden nicht mehr als ein paar Handgriffe und eine etwas größere Tuchbahn nötig sein, um ihn zu teilen. Ein kleines Fenster ließ ein wenig Licht in den Raum. Wie alles andere war es mit einer Eiskruste bedeckt, die es unmöglich machte, es zu öffnen. Nur zwei Betten standen darin, nicht viel mehr als übereinandergeschichtete Felle und Decken, doch der Wirt versicherte, dass es kein Problem sei, ein drittes Lager herzurichten. Eine nicht sehr vertrauenerweckend aussehende Holzbank war die einzige Sitzgelegenheit. Auf einem nicht minder wackeligen Tisch stand ein Wachsstock, dessen fünf Flammen der Wirt mit einer Kerze nach und nach entzündete und die den Raum in erstaunlich heimeliges Licht tauchten. Allerdings gab es nichts, das für ein wenig Wärme hätte sorgen können, sodass sie später in ihren Kleidern würden schlafen müssen. Offensichtlich erwartete der Wirt, dass seine Gäste sich auch nur zu diesem Zweck in den Zimmern aufhielten und den Rest ihrer Zeit in der Schankstube zubrachten.
    Fragend blickte Cassim Morgwen und Jornas an. Der Faun hatte offenbar nichts dagegen, mit ihr zusammen in einem Raum zu schlafen, Morgwen hingegen schien nicht wirklich mit dieser Lösung zufrieden, willigte nach kurzem Zögern jedoch ebenfalls ein.
    Einen Augenblick feilschte der Wirt mit Jornas um den Preis, dann versprach der Mann, umgehend Decken und Felle für das dritte Bett sowie das Tuch für den »Vorhang« zu besorgen. Cassim wartete, bis die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, dann ließ sie sich auf einen der Fellstapel sinken. Zumindest konnten sie dank der Kälte sicher sein, dass sie ihr Zimmer nicht mit Lebewesen teilen mussten, die entschieden mehr Beine hatten als sie selbst.

    »Und was jetzt?« Sie blickte von dem Faun, der sich auf dem zweiten Lager niedergelassen hatte, zu Morgwen hin, der rücklings am Fenster lehnte.
    »Wir müssen herausfinden, wo Prinz Kaylen die Spiegelsplitter aufbewahrt, und versuchen, sie ihm irgendwie abzunehmen.« Jornas klammerte die Finger in den Stoff seines Beutels.
    »Sprichst du davon, sie ihm abzukaufen oder sie ihm zu … hm … entwenden, Faun?« Morgwen musterte ihn mit schief gelegtem Kopf. Ein böser Blick traf ihn.
    »Das hat dich nicht zu interessieren! Deine Aufgabe ist es, uns zum Weißen Avaën zu führen. Alles andere geht dich nichts an.«
    Ein kaltes Lächeln glitt über Morgwens Lippen. »Wie du meinst, Faun. Ich würde nur

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