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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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irgendwo abgerissen haben musste. Darauf glitzerte etwas. »Er hatte die Spiegelsplitter bei sich.«
    Cassim trat neben ihn, betrachtete die glänzenden Stücke. Die Splitter des Spiegels von Feuer und Eis. Sie sahen auf den ersten Blick nicht anders aus wie die eines gewöhnlichen Spiegels. Flach, klar und glitzernd – und gleichzeitig … loderten Flammen unter ihrer Oberfläche und Schneeflocken tanzten in ihnen. Der kleinere der beiden hatte kaum die Länge und den Durchmesser eines Getreidekorns, während der zweite ungefähr die Größe ihres kleinen Fingers hatte und ganz ähnlich geformt war. Sie runzelte die Stirn, streckte die Hand danach aus, neugierig, ob sie sich kalt oder heiß anfühlen würden. Ehe sie sie berühren konnte, schlossen Morgwens Finger sich locker über ihnen.
    Ihr überraschter Protest blieb ihr im Hals stecken, als Ernan sich mit einem Fluch von der Tür des ersten Gemachs abstieß und rasch zu ihnen herüberkam.
    »Wachen!«, verkündete er und warf Morgwen das Schwert zu, das er im Korridor vom Boden aufgehoben hatte. Der hatte sich halb zu ihm umgedreht und fing es geschickt mit einer Hand auf.
    Jetzt hörte auch Cassim die Stimmen vor der Tür. Es polterte dumpf. Morgwen schob den Fetzen Seide mit den Spiegelsplittern gerade unter sein Hemd, als die Türflügel aufsprangen und gegen die Wände krachten. Wachen stürmten herein, die Klingen blankgezogen. Ihre Blicke zuckten durch den Raum, dann stürzten sie sich auf Ernan und Morgwen. Klirrend trafen die Schwerter der Männer aufeinander. Cassim sah, wie einer
der Krieger unter einem Hieb Ernans zu Boden ging. Doch sofort nahmen zwei andere seinen Platz ein. Eine zweite Wache taumelte an Morgwen vorbei. Hastig wich Cassim ihm aus, als auch dieser Mann stürzte. Ein Schrei zu ihrer Linken, in dem sich Wut und Schrecken mischten, ließ sie herumfahren. Einer der Krieger hatte Gerdan gepackt, zerrte sie von Prinz Kaylen weg, der noch immer reglos in der Eislache lag. Der Mann drehte Cassim den Rücken zu. Sie ergriff eine der Kristallstatuen, um sie ihm über den Schädel zu ziehen, wurde aber beinah im gleichen Moment gepackt und zu Boden gestoßen. Sie stürzte, die Statue schlitterte davon. Eine Klinge drückte sich unmissverständlich gegen ihren Hals. Auch Gerdan lag jetzt auf den Knien. Eine der Wachen hielt ihr ebenso wie Cassim einen Dolch an die Kehle. Sie werden uns töten! Feuer und Erde! Wir werden sterben! Ein scharfer Ruf erklang, den Cassim nicht verstehen konnte. Das Blut rauschte zu laut in ihren Ohren. Einen Atemzug später endete das Klingen von Stahl auf Stahl. Nur aus dem Augenwinkel konnte sie erkennen, dass Morgwen und Ernan ihre Schwerter hatten sinken lassen und zu ihnen herüberschauten. Gleich darauf hatten die Wachen ihnen die Waffen entrissen und sie zu Boden gezwungen. Nein! Oh bitte! Nein! Ihre Gesichter wurden rücksichtslos in die Teppiche gedrückt, während die Krieger ihnen grob die Hände auf dem Rücken zusammenschnürten. Erst als sie sicher gefesselt waren, ließen die Männer von ihnen ab. Einer stieß Ernan den Stiefel in die Seite, ehe er zurücktrat.
    Auch Cassims Handgelenke wurden gebunden, dann zerrte sie der Mann auf die Beine und zu den beiden hinüber. Schwer fiel sie gegen Morgwen, der langsam den Kopf wandte und sie ansah. Er hatte die Bewegung noch nicht zu Ende geführt, als einer der Krieger ihm die Schwertspitze in den Nacken setzte. Der Ärger in seinen Augen war nicht zu übersehen, als er die Wange auf die Teppiche sinken ließ, doch er rührte sich nicht mehr.
    Cassim blickte zu Gerdan. Sie lag noch immer auf den Knien.
Auch ihr fesselten die Wachen die Hände auf den Rücken. Ihr Haar hing ihr ins Gesicht und verbarg ihre Züge. Einer der Offiziere griff hinein und zog daran, bis sie ihn ansehen musste. »Verdammte Ketzerhexe! Diesmal wirst du auf dem schwarzen Platz brennen.« Ein weiterer Ruck, der ihr ein gepeinigtes Keuchen entlockte.
    »Wie könnt ihr … Loslassen!« Die Worte grollten durch den Raum wie Donner. Alle fuhren zu der wütenden Stimme herum – und starrten Prinz Kaylen an, der wankend im Türrahmen lehnte, sich mit einer Hand daran festhielt und mit der anderen seine Blöße hinter einer durchweichten Uniform verbarg. Auf seiner Haut glänzte schmelzender Reif. Niemand bewegte sich.
    »Seid ihr taub! Lasst sie los!« Seine hellgrauen Augen blitzten. Er tat einen unsicheren Schritt vorwärts. Glitzernd rannen Wassertropfen aus seinem dunklen Haar über

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