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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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in seiner Brust und seinem Auge, der beinah in jener mörderischen Kälte verblasste, die seinen Körper in Eis verwandelt hatte. Und dann hatte er das Klirren von Waffen gehört und Gerdans Schmerzensschrei.
    Er trat langsam an den kleinen Tisch neben ihrem Sessel, darauf bedacht, sie nicht zu ängstigen. Sion hatte Wein und Käse gebracht. Allerdings nur einen Pokal. In leiser Verwirrung runzelte er die Stirn, goss dann aber die rot funkelnde Flüssigkeit in das glitzernde Kristall und bot ihn schweigend Gerdan an. Sie zögerte, ehe sie den Kelch ergriff. Ihre Hände streiften einander. Rasch zog sie ihre zurück, wich seinem Blick aus, starrte in den dunklen Wein. Kaylen presste die Faust gegen seinen Oberschenkel. Früher hätte sie seine Berührung nicht gemieden. Klauen gruben sich in sein Herz. Früher hätte er sie auf seinen Schoß gezogen und sie hätten sich den Wein geteilt. Schwer ließ er sich in die Polster ihr gegenüber sinken. Stumm starrte Gerdan in die Flammen. Der rötliche Schein vergoldete ihre Haut. Unruhig spielten ihre Hände mit dem Pokal, fuhren die Linien seiner kostbaren Verzierungen nach. Das Schweigen hing zwischen ihnen wie ein giftiges Leichentuch. Der Schmerz in seiner Brust war schier unerträglich. Sie hatte ihn gebeten, ihr Zeit zu lassen, und er hatte es ihr versprochen. Niemals hatte er angenommen, dass dieses Versprechen solche Qualen bedeuten würde.
    Irgendwann ertrug er die Stille nicht mehr.
    »Glaubst du, man kann diesem Morgwen trauen?« Er beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und verschränkte
die Finger ineinander, um sie nicht nach seiner Gemahlin auszustrecken. Gerdan blickte ihn an.
    »Ich weiß es nicht. Das Mädchen zumindest tut es. – Aber ich fürchte fast, man kann auf ihr Urteil nicht viel geben. – Glaubst du, er dient der Eiskönigin?«
    Einen Moment starrte Kaylen auf seine Hände, zwang sie, ihren Griff zu lockern.
    »Ich denke, er ist der geheimnisvolle Zauberer, nach dem ich hatte suchen lassen …« Er beendete den Satz nicht. Erschrecken huschte über Gerdans Züge.
    »Wieso glaubst du das?«
    Kaylen fuhr sich durchs Haar, stand auf und trat an den Kamin. Die Hand gegen das Relief der Einfassung gestützt, sah er sie an.
    »Ich habe gehört, wie er mit diesem Jornas gestritten hat. Es ging um die Spiegelsplitter, die er mir fortgenommen hat. – Er hat sich geweigert, sie herauszugeben.«
    Wenn er an das kalte Lachen des Mannes dachte, kroch noch immer etwas wie Grauen unter seine Haut.
    Als er sich vor nicht ganz einer Stunde davon überzeugen wollte, ob auch der Faun mit dem ihm zugewiesenen Raum zufrieden war, hatte er auf dem Weg dahin die Stimmen aus Morgwens Gemach gehört. Die Tür hatte einen Spaltbreit offen gestanden, sodass er jedem Wort hatte folgen können.
    Wütend hatte der Faun verlangt, dass Morgwen ihm Kaylens Spiegelsplitter überließ. Die Antwort war ein spöttisches »Nein!« gewesen. Und als der Faun ihm drohte, hatte Morgwen nur gelacht. Ein Laut, so kalt, dunkel und böse, dass Kaylen geglaubt hatte, er würde genügen, ihn erfrieren zu lassen.
    Unbemerkt hatte er den Korridor zu den Gästegemächern verlassen.
    Erneut strich er mit der Hand durch sein Haar, blickte zu Gerdan hin.
    »Keiner der Männer und Frauen, die im Besitz eines Splitters
waren, konnte sich an diesen Zauberer erinnern, der sie ihnen fortgenommen hat. – Auch ich weiß nicht, wie er mir die Spiegelsplitter abgenommen hat; ich kann mich auch beim besten Willen nicht an ihn erinnern.«
    »Das bedeutet, er hat sich das Vertrauen des Mädchens erschlichen, damit sie den Spiegel nach seinen Wünschen zusammensetzt. – Arme Cassim.« Langsam schüttelte sie den Kopf. »Aber wäre es nicht doch möglich, dass er der Eiskönigin dient? Dass er mindestens zur Hälfte kaltes Blut in den Adern hat, sieht man auf den ersten Blick.«
    Kaylen massierte sich mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken. »Ich weiß es nicht. Wer kann schon sagen, was im Kopf eines solchen Halbblutes vor sich geht. Er könnte in Königin Lyjadis’ Diensten stehen, es wäre aber ebenso möglich, dass er tatsächlich nur seine eigenen Ziele verfolgt. Ich bin mir allerdings absolut sicher, dass er nicht zulassen wird, dass das Mädchen den Spiegel in seiner ursprünglichen Form zusammensetzt und so das Gleichgewicht wiederherstellt.« Er blickte zu Gerdan. »Eine Frage drängt sich mir schon die ganze Zeit auf: Was hat der Faun mit all dem zu tun? Er will angeblich ein

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