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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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vertrieben.
    »Lonan. – Suche die anderen in den Bergen und berichte ihnen, was geschehen ist. Sie sollen sich bereithalten. Wenn Míren zum Rudel zurückkehren will, werden du oder Parlen sie begleiten.« Obwohl die Worte leise und gepresst klangen, gab es keinen Zweifel daran, dass sie ein Befehl waren. Zögernd schaute er auf. Der Firnwolf hatte den Kopf unter die Hand des Mannes geschoben. Dessen schlanke Finger krampften sich in sein Nackenfell. Der Blick der goldenen Augen lag auf einem der beiden Männer, die ihn hierhergebracht hatten, wandte sich jetzt wieder ihm zu.
    »Du hast deine Aufgabe erfüllt. Ich danke dir. Von jetzt an werde ich mich um alles kümmern. Tornen«, er nickte zu dem zweiten seiner Begleiter, »wird dir zeigen, wo du schlafen kannst, und dir Fleisch und Wasser bringen. Ruh dich aus. Wahrscheinlich werden wir Jarlaith schon bald wieder verlassen.« Eine knappe Geste gebot ihm aufzustehen. Tornen winkte ihm schweigend, ihm zu folgen, führte ihn eine eisüberzogene Treppe hinauf in ein kleineres, nicht minder prachtvolles Gemach im ersten Stock des Hauses. Zwei schwere Feuerbecken spendeten Licht und Wärme. Auf dem Boden waren mehrere Schlafstellen aus Fellen und Decken bereitet.

    »Ich bringe dir gleich etwas zu essen, Bruder. Mach es dir inzwischen bequem.« Tornen wies auf eines der Lager, das sich ein wenig abseits der übrigen befand. Hier würde er ausruhen können, ohne vom Kommen und Gehen der anderen gestört zu werden. Und dennoch war es nahe genug bei einem der Feuerbecken, dass man die Wärme noch spürte. Er senkte den Kopf. Sie würde nicht ausreichen, um das Zittern aus seinem Inneren zu vertreiben. Die Hand des anderen Mannes legte sich schwer auf seine Schulter, drückte sie beruhigend. »Ich weiß, du gehörst noch nicht lange zu uns, Bruder, aber glaub mir: Du kannst ihnen vertrauen. Der Eisprinz lässt das Rudel niemals im Stich. Er wird alles tun, um die Jungen zu schützen. – Und sollte Roísins Zwillingen etwas geschehen, wird der Schuldige dafür bezahlen.«
    Ein kurzes Nicken und er war allein. Erschöpft rollte er sich auf den Fellen zusammen. Grauen und Verzweiflung machten einer dumpfen Benommenheit Platz. Er hatte getan, was er konnte. Tornen hatte recht. Jetzt lag das Leben der Jungen in der Hand des Eisprinzen.

    Gelächter und Musik erfüllten den großen Saal des Palastes von Jarlaith. Die Flammen unzähliger Kerzen und mächtiger Feuerbecken tauchten alles in goldenen Glanz. Feiernd und tanzend drängten sich Adelige und wohlhabende Bürger der Stadt auf dem spiegelnden Boden. Cassim blickte zum Ende des Saales, wo einige Stufen zu dem mit Rubinen verzierten Thron des Prinzen von Jarlaith führten. An Kaylens Seite saß Gerdan, ganz wie ihr Gemahl in Rot gekleidet. Ein schmaler goldener Reif bändigte ihr Haar, in das Stränge aus Perlen und Rubinen geflochten waren. Außer dem Goldrubin um ihren Hals trug sie keinen Schmuck. Das Wappen des brennenden
Vogels reckte sich als Mosaik aus Edelsteinen und Gold über die Wand hinter ihnen.
    Waren tatsächlich schon vier Tage vergangen, seit Ernan und Morgwen sie als vermeintliche Gefangene in den Palast geführt hatten? Sie lächelte, als sie sah, wie Prinz Kaylen Gerdans Hand ergriff und ihr einen zärtlichen Kuss auf die Knöchel hauchte. Doch im Gegensatz zu den anderen Gästen entging ihr nicht, wie Gerdan sich kurz bei dieser vertraulichen Berührung versteifte; oder dass für den Bruchteil eines Augenblicks etwas über Kaylens Züge huschte, das nur Schmerz sein konnte. Sie wusste, dass Jarlaiths Prinz seiner Gemahlin das gemeinsame Bett überlassen hatte und in seinem Arbeitszimmer schlief. Über die Köpfe der Anwesenden hinweg begegnete sie Gerdans Feueraugen. Sie wurde mit einem wohlwollenden Blick und einem Lächeln bedacht.
    Einmal mehr glitten Cassims Hände über die grün schimmernde Perlseide ihres Kleides. Sie hatte nicht glauben können, dass sie etwas so Schönes tatsächlich tragen sollte, als Gerdan ihr das Gewand vor ein paar Stunden geschickt hatte – sie konnte es immer noch nicht fassen, obwohl der kostbare Stoff sie von den Schultern bis zum Boden umschmeichelte und sogar ein kleines Stück hinter ihr herschleppte. Eine Dienerin hatte ihr das Haar kunstvoll aufgesteckt und Diamantschnüre hineingeflochten. Nur auf der linken Seite ergoss sich eine Flut roter Wellen über ihre bloße Schulter. Eine zierliche Goldkette lag um ihren Nacken. Elegante Smaragdrhomben waren in

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