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Der Spieler (German Edition)

Der Spieler (German Edition)

Titel: Der Spieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Pacigalupi
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über seinem Dung-Feuer gerade rote Bohnen, die langsam zu einem Brei eindickten. Raphel wollte den alten Mann mit einem Lächeln begrüßen, doch dieser griff sofort nach dem Bohnentopf und wich in dem verzweifelten Bemühen, Quaran einzuhalten, vor ihm zurück.
    Hastig zog sich Raphel das Tuch über das Gesicht und senkte entschuldigend den Kopf. Immerhin stellte Martiz daraufhin die Bohnen ab und faltete sogar die Hände zum Gruß. Raphel erwiderte die uralte Geste. Er hätte Martiz auch den Ursprung dieser Quaran-Vorschrift erklären können und wie sie sich während der Säuberung verbreitet hatte, aber das würde den Alten kaum interessieren. Bei den Jai war das Brauch, und mehr mussten sie nicht wissen. Die Jai pflegten die alten Sitten. In Keli gaben sich die Menschen inzwischen zur Begrüßung die Hand und hielten sich kaum mehr an die Quaran-Regeln. Wenn es darum ging, alte Traditionen zu verwerfen, die einmal dem Überleben gedient hatten, hatten diejenigen, die Handel trieben, es immer besonders eilig. Die Jai aber besaßen ein gutes Gedächtnis.
    Raphel umging Martiz mit den bei Sonnenlicht vorgeschriebenen zwei Metern Abstand und schritt weiter ins Dorfinnere hinein. Die Gasse verengte sich zu einem schmalen Pfad. Während er sich seitwärts hindurchzwängte, drückten die Mauern ihm gegen Brust und Schulterblätter. Ganz am Ende des Todesspalts hielt er kurz inne und wollte sich den Staub von seinem weißen Gewand klopfen, aber das brachte nicht viel.
    Kinderlachen drang zu ihm herüber. Einige junge Jai, deren blutrote Roben sich wie bunte Farbkleckse vor den blassgelben Lehmziegeln der Hacis abhoben, stürzten auf ihn zu. Doch sie blieben unvermittelt stehen, als sie ihn erblickten, starrten auf seine weißen Gewänder und die Zeichen des Vollendeten und pressten die braunen Hände aneinander. Respektvoll neigten sie die Köpfe. Kurz darauf waren sie an ihm vorbei und nahmen ihr Fangenspiel wieder auf, bei dem sie so flink wie Wüstenechsen durch die engen Todesspalte witschten.
    Raphel wandte den Kopf, um sie dabei zu beobachten. Durch genau diese Gasse war er früher auch gerannt, so erinnerte er sich, war seinen Freunden hinterhergejagt und hatte dabei einen mit Hakenmesser bewaffneten Glaubenskrieger gemimt, der den Krieg gegen die Keli anführte. Das schien endlos lange her zu sein. Die flatternden roten Roben der Jungen verschwanden jenseits des Todesspalts, und Raphel blieb allein in der Gasse zurück.
    Seine Kehle war wie ausgedörrt, also räusperte er sich und schluckte mehrmals. Wieder sog er begierig die Luft seines Heimatdorfes ein. Sein Halstuch knisterte, und er atmete sterile Luft.
     
     
    »Die Pflichten eines Pascho sind oftmals nicht eindeutig zu bestimmen. Wie kann man im Voraus wissen, welche Konsequenzen das eigene Handeln haben wird? Es ist die Pflicht des Pascho, alle Möglichkeiten sorgfältig abzuwägen und dann besonnen vorzugehen. Langsamer Wandel ist eine Tugend. Damit eine Gesellschaft die technologischen Umwälzungen überstehen kann, muss sie sich als Volk und als Kultur anpassen. Es genügt nicht, wenn findige Finger in wenigen Tagen lernen, wie man Ackerland bestellt – die Bevölkerung muss auch für ihren Wachstum bereit sein; für den Wandel zum Ackerbau, für die unvermeidbar darauf folgenden Erschütterungen, die technologische Neuerungen auslösen. Ohne die nötige Vorbereitung – sowohl in moralischer als auch in philosophischer Hinsicht –, wie kann einer Kultur da eine so beiläufig brutale Technologie wie Schusswaffen anvertraut werden?«
    Pascho Giles Martin, CS 152.
    (Predigt über den moralischen Wandel)
     
    Du bist bestimmt sehr stolz auf ihn, Bia’Pascho.« Bei diesen Worten lächelte Bia’Hanna Raphel an. Das Gold in ihrem Mund blitzte auf, und die Lachfältchen in den Winkeln ihrer Wüstenaugen gruben sich noch tiefer in ihr Gesicht.
    »Stolz?« Raphels Mutter lachte. Sie nahm den Topf mit frisch aufgebrühtem Tee von der Feuerstelle und drehte sich zu Raphel um, der drei Meter von ihnen entfernt saß, das elektrostatische Tuch vor dem Gesicht. »Stolz darauf, dass mein einziger Sohn seine Familie für zehn Jahre verlässt? Stolz darauf, dass er sich wegen Keli mit seinen tausend Seen von seiner Familie abwendet?« Sie schüttelte den Kopf und goss Tee in Bia’Hannas Tasse. Die Teeblätter hatte sie über der eigenen Feuerstelle getrocknet und fermentiert, und jetzt verströmte die schwarze, sämige Flüssigkeit einen schweren rauchigen

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