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Der Spinnenkrieg

Der Spinnenkrieg

Titel: Der Spinnenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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was die Jared hier taten: Sie untersuchten Hartmanns schlafende Armee, um vielleicht doch noch den einen oder anderen Schläfer zu erwecken. In Charity sträubte sich alles gegen dieses Bild. Es erschien ihr einfach falsch, daß die gleichen Kreaturen, die ihre Heimatwelt erobert und verheert und neunzig Prozent ihres Volkes ausgelöscht hatten, sich jetzt um das geistige und körperliche Wohl der wenigen Überlebenden kümmern sollten. Und auch wenn sie sich sagte, daß die Ameisen vor ihr nur noch aussahen wie Moroni, aber längst keine mehr waren, änderte das nichts an ihren Gefühlen. Charity hatte so wenig wie irgendein anderer Mensch das Wesen der Jared jemals wirklich verstanden. Sie hatte immer ein wenig Angst vor ihnen gehabt, aber seit ihrer Rückkehr zur Erde empfand sie eine tiefere Furcht. Es war, als wüßte sie plötzlich, daß ihre Angst einen Grund hatte. Ohne Stone noch eines Blickes zu würdigen, löste sie sich von ihrem Platz und trat an eine der Liegen heran. An der anderen Seite der schmalen Pritsche stand eine Ameise und machte sich an den Eingabeinstrumenten des Überlebenscomputers zu schaffen. Charity bedachte ihn mit einem flüchtigen Blick und sah dann auf die schlafende Gestalt vor sich herab. Es war eine junge Frau mit dunklem, militärisch kurz geschnittenem Haar und einem Gesicht, das sicher schön gewesen wäre, hätte es nicht die Farbe von Totenhaut gehabt und wäre da nicht der Ausdruck von Entsetzen und Schmerz gewesen, der sich in ihre Züge eingegraben hatte. Und ganz plötzlich kehrte die Erinnerung zurück. Plötzlich sah Charity ein ähnliches, noch fast kindliches Gesicht, das sich entsetzt gegen eine Glasscheibe preßte, einen Mund, der immer und immer wieder ihren Namen schrie und sie um Hilfe anflehte. Mit einer fordernden Geste wandte sie sich an den Moroni auf der anderen Seite des Bettes. »Was ist mit dieser Frau?« »Die Ameise blickte sie an und antwortete mit einer Folge hoher, pfeifender Laute, und Stone sagte hinter ihr: »Er besitzt keinen Übersetzungscomputer. Aber soweit ich das verstanden habe, wurde ihr Gehirn geschädigt. Er glaubt nicht, daß er sie wieder aufwecken kann.« »Aber sie lebt!« sagte Charity mit einem Blick auf die leuchtenden Kontrollinstrumente neben dem Bett. Stone runzelte die Stirn. »Wenn man das Leben nennen kann«, sagte er düster. »Vielleicht wäre es besser für sie, wenn man das Ding einfach abschalten würde.« Charity fuhr herum und funkelte ihn an, aber der erwartete Zornesausbruch kam nicht. Nach einigen Sekunden sagte Stone, als hätte er ihre Gedanken gelesen: »Ich habe  diese Anlage nicht gebaut, Captain Laird. Ich war es nicht, der all diese jungen Leute überredet hat, diesen Wahnsinn mitzumachen.« Charity starrte ihn an, dann fuhr sie wortlos auf dem Absatz herum und lief aus dem Raum. Skudder und Harris folgten ihr, während Stone bei dem Moroni zurückblieb und sich mit beiden Händen gestikulierend mit ihm zu unterhalten begann. Charity blieb erst stehen, als sie fast beim Aufzug angelangt war. Sie fühlte sich verwirrt. Ihre Gedanken überschlugen sich. »Was ist los mit dir?« fragte Skudder, als er sie erreicht hatte. Er atmete schnell. Die letzten Meter war er gerannt, um sie einzuholen. »Nichts«, antwortete Charity und wollte sich abwenden, um in den Aufzug zu treten, aber Skudder ergriff sie am Arm und hielt sie fest. »Lüg mich nicht an!« sagte er. »Irgend etwas stimmt nicht mit dir. Schon seit gestern abend!« Die Erinnerung an den vergangenen Abend verschlechterte Charitys Laune noch mehr. Sie hatten noch lange mit Stone und Kias geredet, und sie hatten auch versucht, hinterher mit Gurk zu sprechen. Charity hatte keineswegs vergessen, was er über den außer Kontrolle geratenen Transmitter am Nordpol gesagt – und was Skudder und sie schließlich mit eigenen Augen gesehen hatten. Aber der Zwerg war ungewohnt schweigsam gewesen und hatte all ihre Fragen mit der lakonischen Bemerkung abgetan, die Jared hätten das Problem in den Griff bekommen. Danach hatte er sich unter einem Vorwand davongestohlen. Seither hatten sie ihn nicht mehr gesehen. Seltsamerweise war Charity beinahe froh darüber. Obwohl Skudder und Charity mehr als sechzehn Stunden betäubt gewesen waren, waren sie sehr müde geworden. Ihre Körper verlangten nach den Strapazen der vergangenen Wochen nach mehr als nach einigen Stunden künstlich erzwungenen Schlafes, und so hatten sie sich bald zurückgezogen, um noch

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