Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Spinnenkrieg

Der Spinnenkrieg

Titel: Der Spinnenkrieg
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
brauchen!« »Aber wie kann ich das?« fragte Charity. Sie wandte sich wie unter Schmerzen, aber im Grunde wußte sie, daß sie bereits verloren hatte. »Sie haben es selbst gesagt, Stone! Ob ich hundert oder hunderttausend Männer habe – wir würden einfach zermalmt werden, wenn wir hinausgingen, um uns in den Kampf einzumischen.« »Niemand verlangt das«, antwortete Stone ernst. »Überlassen Sie die großen Schlachten den Jared und gewinnen Sie ein paar kleine. Ich lasse Ihnen ein paar Ziele heraussuchen, die Sie ohne große Verluste nehmen können. Wichtig sind nicht irgendwelche militärischen Erfolge. Wichtig ist, daß Sie den Menschen zeigen, daß sie sich wehren und gewinnen können!« »Was soll das alles, Stone?« fragte Skudder. Er deutete auf Charity. »Ich meine, auch wenn du recht hast: Hast du uns nicht vor ein paar Stunden erst erzählt, daß die Jared spielend mit den anderen Ameisen fertig werden? Stone nickte. »Das stimmt auch«, sagte er. »Aber das ändert nichts an der Tatsache, daß dieser Kampf Jahre dauern kann, wenn es ihnen nicht gelingt, den Shait zu finden. Was ist dir lieber – eine Menschheit, die sich wehrt, oder eine, die sich abschlachten läßt? Und noch etwas …« Er zögerte einen Moment. »Irgendwann wird das alles vorbei sein. Ich würde mich einfach wohler fühlen, wenn ich dann mit einer Waffe in der Hand auf der Seite der Sieger stehe.« »Sie trauen den Jared nicht?« fragte Charity. Stone antwortete hastig. »Doch, ich traue ihnen. Aber ich fürchte, diese Welt wird nie wieder so werden, wie sie war. Selbst wenn die Jared den Krieg gewinnen, ohne diesen Planeten dabei in Schutt und Asche zu legen, so wird es hinterher zwei intelligente Spezies auf dieser Welt geben. Und mir wäre es lieber, wenn sie gleichberechtigt wären.« Charity schwieg für endlos lange Sekunden. Dann schüttelte sie noch einmal den Kopf, aber schon fast gegen ihre Überzeugung. »Ich glaube, Sie überschätzen mich, Stone«, sagte sie. »Ich bin nicht die, für die sie mich halten.« »O doch«, widersprach Stone. »Diese sechs Freiwilligen, über deren … Schulung Sie so entsetzt waren, Captain Laird, beweisen es.« Charity sah überrascht und fragend auf, und Stone fuhr mit einer erklärenden Geste fort: »Ich bin gestern abend selbst nach Paris geflogen, um mit den Leuten dort zu reden. Die Moroni-Basis dort ist geräumt; die Menschen sind frei. Diese sechs sind nur die ersten. Ich hätte sechshundert mitbringen können, wenn ich gewollt hätte. Aber sie sind nicht mir gefolgt. Das Zauberwort hieß Charity. Fragen Sie sie, sobald sie aufwachen. Sie werden es Ihnen bestätigen.« »Das werde ich tun«, versprach Charity. »Und Ihre Antwort?« Charity blickte zu Boden. Ihre Gedanken rasten. Sie konnte das nicht. Sie wollte das nicht. Aber sie schwieg. »Darf ich Ihr Schweigen als ›ja‹ auffassen?« fragte Stone, als sie auch nach mehr als einer Minute nicht reagierte. Charity seufzte tief. »Habe ich denn eine andere Wahl?« flüsterte sie. 

Kapitel 9
    Der Aufzugschacht war etwas über hundert Meter tief, und trotz der verminderten Schwerkraft und des Umstandes, daß es in regelmäßigen Abständen schmale Vorsprünge in seinen Wänden gab, auf denen sie ausruhen konnten, kam es Hartmann hinterher wie ein Wunder vor, daß sie es geschafft hatten. Seine Arme fühlten sich an, als hätte sie jemand aus den Gelenken gerissen. Es gab buchstäblich keine Stelle an seinem Körper, die nicht weh tat. Er hob das rechte Augenlid, sah einen verschwommenen hellen Fleck vor sich und identifizierte ihn nach einigem Nachdenken als Nets Gesicht. Im ersten Moment war er nicht einmal sicher, daß die Wasteländerin noch lebte. Als er mit einer gewaltigen Kraftanstrengung die Hand ausstreckte und mit den Fingerspitzen ihre Wange berührte, fühlte sich ihre Haut eiskalt an. Hartmann schloß die Augen wieder, sammelte minutenlang neue Kraft und drehte sich auf die andere Seite, um nach Kyle zu sehen. Von ihnen dreien schien der Megamann am meisten zu Kräften gekommen zu sein. Natürlich, dachte Hartmann, schließlich war er den Schacht hinaufgetragen worden. »Alles in Ordnung?« fragte Kyle. Hartmann zwang sich zu einem schiefen Lächeln. »Ja«, sagte er grimmig. Mühsam und wie ein Betrunkener wankend setzte er sich auf, überzeugte sich mit einem neuerlichen, besorgten Blick davon, daß auch Net nur erschöpft und nicht ernsthafter verletzt war, und fuhr erschrocken
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher