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Der Spinnenmann

Der Spinnenmann

Titel: Der Spinnenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terje Emberland
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haben. Ich denke da nicht nur an unsere … sagen wir mal so, unsere unglückliche Begegnung vor dem Haus von Großhändler Rustad.«
    »Sie waren das also! Es ging Ihnen offenbar um meinen Presseausweis. Was wollten Sie eigentlich damit?«
    Er sprach weiter, als ob er niemals unterbrochen worden wäre. »Ich denke auch an Ihren Besuch in Rustads Lager. Ich weiß natürlich, dass Sie Reporter sind und dass solche Untersuchungen zu Ihren Aufgaben gehören. Aber als Sie dann angefangen haben, Interesse für Birger Bays Aktivitäten zu zeigen …«
    »Wenn Bay Sie geschickt hat«, unterbrach ich ihn, »dann können Sie ihm das hier ausrichten: Was immer er glauben mag, ich habe absolut nichts mit Fredriksens Tod zu tun.«
    Bondi klopfte mit der Zigarette auf den Deckel des Etuis, dann schob er sie sich zwischen die Lippen.
    »Das ist natürlich durchaus interessant. Aber Sie erzählen das dem Falschen. Ich bin keiner von Birger Bays Männern.«
    »Nicht?«
    Bondi gab sich Feuer.
    »Nein. Die Organisation, zu der ich gehöre, ist … was soll ich sagen? Sie ist von einer ganz anderen Beschaffenheit. Würden Sie mir glauben, wenn ich sagte, dass sie über zweihundert Jahre alt ist und in den meisten Ländern Niederlassungen besitzt?«
    »Vielleicht. Hat diese Organisation einen Namen?«
    Bondi hob Frau Wegers römischen Helm hoch und musterte ihn eingehend.
    »Die Bezeichnung variiert, auch unter Eingeweihten. Wir arbeiten im Stillen, wissen Sie. Selbst unsere Mitglieder wissen in der Regel nichts, ehe wir Kontakt aufnehmen.«
    Er klopfte die Asche ab.
    »Aber lassen Sie mich Ihre Frage so beantworten: Persönlich ziehe ich die Bezeichnung Organisation vor. Dabei gibt es weder religiöse noch ideologische Assoziationen.«
    Ich lächelte unsicher. »So, wie Sie das beschreiben, klingt es überhaupt nicht wie irgendeine Organisation.«
    Bondi nickte.
    »Das ist korrekt. Unser Programm ist aber auch äußerst pragmatisch.«
    »Und was machen Sie nun eigentlich?«
    »Wir beschützen uns selbst.«
    Ich sah ihn überrascht an. »Genau wie alle anderen, also. Warum reden Sie dann von einer Organisation?«
    »Aus dem einfachen Grund, dass wir eine sind. Die Organisation hat einen Gründer und eine gemeinsame Geschichte. Wir haben auch eine Lehre und gewisse Rituale, die ich Außenstehenden gegenüber jedoch nicht beschreiben darf.« Bondi lächelte. »Verzeihen Sie mir meinen kindlichen Hang zur Geheimniskrämerei«, sagte er dann. »Aber es liegt nicht nur an dieser irritierenden Unsitte, wenn ich mich so vage ausdrücke. Als Mitglied habe ich mir das Joch des Schweigens auferlegen lassen, verstehen Sie?«
    Ich sah mir meinen theatralischen Gast genau an. Er sprach offenbar über eine Art Freimaurertum, aber er trug keine anderen Symbole als einen Ring mit einen ungewöhnlichen Kreuz (f).
    »Sie sind also nicht gekommen, um mich anzuwerben?«
    Bondi schüttelte den Kopf. »Nein. Entweder man wird als Mitglied geboren oder nicht. Außerdem finden solche Gespräche immer an dem Tag statt, an dem der Anwärter heiraten will.«
    Für einen Moment war ich sicher, dass ich es mit einem Verrückten zu tun hatte. Wenn er sich in Privatwohnungen einschlich und behauptete, einer uralten weltumspannenden Vereinigung anzugehören, verbrachte Jacob Bondi seine übrigen Tage vermutlich in der Zwangsjacke.
    Dann fing ich seinen Blick ein.
    Nein, dieser Mann konnte unmöglich geisteskrank sein. Ich würde das, was er sagte, ernst nehmen müssen, so fantastisch es sich auch anhören mochte.
    Er drückte seine Zigarette aus.
    »Ich bin gekommen, um Sie zu warnen.« Er zögerte, suchte seine Worte mit großer Sorgfalt aus. »Vor einem engen Freund von Ihnen, vor Herrn Lennart Winther.«
    Ich spürte, wie es mir eiskalt den Rücken hinablief.
    »Was ist mit Lennart?«
    Bondi musterte mich mit strengem Blick. »Sie sollten ihm aus dem Weg gehen. Das ist zu Ihrem Besten …«
    Ich lachte nervös. »Keine Sorge. Birger Bay hat es auf mein Leben abgesehen. Bis er sich also eines Besseren besinnt, werde ich mich bedeckt halten. Ich werde in der nächsten Zeit keinen Kontakt zu Lennart oder zu irgendjemandem sonst aufnehmen.«
    Jacob Bondi schien mit dieser Antwort zufrieden zu sein. Er setzte seinen Hut auf.
    »Es beruhigt mich, das zu hören. Aber was Bay angeht, können Sie ganz entspannt bleiben. Der wird bald andere Sorgen haben. Er wird Sie nicht mehr belästigen.«
    Er ging zur Tür, blieb aber kurz davor stehen. »Das Einzige, was Ihre Sicherheit

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