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Der Spinnenmann

Der Spinnenmann

Titel: Der Spinnenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terje Emberland
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ich dir von Bondi.«
    Ich gehorchte.
    Lennart schüttete den Wein in sich hinein und fuhr sich mit dem Mittelfinger über die Lippen. »Vielen Dank, Erik. Jetzt kannst du gehen. Wir haben uns nichts mehr zu sagen.«
    Mich überkam ein heftiger Zorn. Und ehe ich mich versah, hatte ich ihm eine Ohrfeige verpasst. Als er die Arme hob, um sich zu schützen, schlug ich ihm das Glas aus der Hand. Es zerschellte an der Wand mit einem Knall, bei dem Lennart aus dem Sessel auffuhr. Ich wollte zum dritten Mal ausholen, konnte mich dann aber beherrschen. Gleich darauf merkte ich, wie meine Augen sich mit Tränen füllten. Ich konnte die Garderobe verlassen, ehe Lennart das bemerkte.
    Ich verließ das Theater durch den Bühneneingang neben dem Cirkus Verdensteater, lief weiter durch das Tor mit der Medinareklame und vorbei am Kartenkiosk, dann blieb ich in der Klingenberggate stehen. Ich kämpfte mehrere Minuten lang mit den Tränen. Ich machte mir Vorwürfe, weil ich die Besinnung verloren hatte, weil ich in einem fatalen Augenblick vergessen hatte, dass Lennart nicht mehr Herr seiner selbst war. Ein Mensch in der tödlichen Umarmung des Kokains ist egoistisch, tückisch, verlogen und den Gefühlen anderer gegenüber gleichgültig. Dass alles war mir absolut bewusst gewesen, aber dennoch hatte ich mich verletzt gefühlt. Deshalb hatte ich Lennart angegriffen, obwohl ich doch keinen dringlicheren Wunsch hatte, als ihm zu helfen.
    Ich machte kehrt und ging zurück. Ich stieg die dunkle enge Treppe hoch und klopfte an Lennarts Garderobentür. Von drinnen war nichts zu hören. Ich öffnete die Tür einen Spaltbreit. Lennart war verschwunden.
    Ich vermutete ihn unten im Restaurant. Aber als ich die Tür zur Vorbühne öffnete, hörte ich von oben Stimmen. Aus irgendeinem Grund war ich sofort auf der Hut, als ob ich instinktiv begriffen hätte, dass das Gespräch wichtig war.
    Ich schloss die Tür vorsichtig und machte einen Schritt auf die dunkle Bühne hinaus. Ich schaute hoch zum Schnürboden, sah aber nur Scheinwerfer, Vorhänge, wacklige Gehsteige und Tauwerk. Dann begriff ich, woher die Stimmen kamen. Ich ließ meinen Blick nach oben wandern und entdeckte Lennart und Manteuffel auf der Schnürmeistergalerie. Lennart lehnte am Geländer, während Manteuffel über ihm aufragte. Mein Rücken wurde eiskalt, als ich die Stimme des Deutschen hörte. Sie war unnatürlich hell für einen erwachsenen Mann, und er redete nervös und abgehackt.
    »Fall Sie recht haben, Herr Winther, dass Bondi im Lande ist, müssen wir mit dem Schlimmsten rechnen. Sabotage, Spionage und andere Wühlarbeit sind seine zweite Natur. Nur wenn wir zu den brutalsten Mitteln greifen, können wir uns vor ihm schützen. Das gilt natürlich auch für seine Leute.«
    Lennart richtete sich auf und fuchtelte verzweifelt mit den Armen. »Ja, aber was Bondi auch getan haben mag, ist das eine …«
    Manteuffel fiel ihm ins Wort. »Muss ich Sie daran erinnern, welche Verbrechen Bondi und seine Leute begangen haben? Seit Jahrhunderten führen sie Attentate gegen Staatsoberhäupter aus, sprengen sie öffentliche Gebäude, verursachen Unfälle und Schiffbrüche. Ihr Ziel ist es, die ganze Welt in Anarchie zu stürzen …«
    »Das weiß ich, das weiß ich, aber dennoch …«
     
    Manteuffel brachte ihn mit einer drohenden Handbewegung zum Schweigen.
    »Die Frage ist, Herr Winther, kann ich auf Sie zählen oder nicht?«
    Leider konnte ich Lennarts Antwort nicht mehr hören. Die Tür auf der anderen Seite der Bühne wurde geöffnet und Bernhoft und Feldborg kamen herausmarschiert.
    »Weg mit diesen trockenen, bleichen, gelben«, rief Bernhoft zufrieden.
    Feldborg sah das anders. »Nein, bleichen, sauren, gelben klingt besser!«
    »Na, von mir aus. Weg mit diesen trockenen, bleichen, sauren, gelben, erst dann kommt Schwung in die Sache.«
    »Großartig. Einfach großartig!« Ich schaute zur Galerie hoch. Manteuffel und Lennart waren verschwunden.
     
    Die Brandkatastrophe
     
    Es war später Nachmittag, als ich in der Redaktion eintraf. Ich ließ mir im Vorzimmer die Ausgabe des Tages geben und ging weiter in die Redaktionsräume. Unter den Mitarbeitern herrschte Aufbruchsstimmung, niemand achtete sonderlich auf mich. Ich öffnete die Tür zu dem Büro, das Mr. George und ich mit der Gewerkschaftsredaktion teilten. Hier hatten offenbar alle schon Feierabend gemacht.
    Ich setzte mich an einen Schreibtisch und fing an, Arbeiderbladet vom 13. Januar 1934 zu lesen. Mein Blick fiel

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