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Der Spinnenmann

Der Spinnenmann

Titel: Der Spinnenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terje Emberland
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wohl am liebsten gesehen, wenn die Informationen zwischen Sveen und mir geblieben wären, aber so arbeitet die Polizei nun einmal nicht.
    Ich machte meine Aussage, zunächst unsicher nach Worten suchend, doch nach und nach begann Sveens berühmte Jovialität Wirkung zu zeigen. Stein Riverton hatte ihn einmal als freundlich, ruhig, nordisch blond und vertrauenerweckend beschrieben. Er hatte hinzugefügt, dass es Sveen als Typus an jedweder Eigenheit mangle und er daher für einen Kriminalschriftsteller völlig unergiebig sei. Zum Ausgleich wirke er jedoch überzeugend durch seine >völlige Zuverlässigkeit als Mensch<.
    »Hans von Manteuffel wollte ein Miniaturporträt kaufen,
    das sich im Besitz von Großhändler Rustad befand«, sagte ich. »Lennart war nur ein Mittelsmann, Manteuffel spricht kein Norwegisch, verstehen Sie?«
    »Ja, gewiss. Sie sagen, er kommt aus Berlin«, warf Sveen ein. »Er ist demnach Kunstsammler?«
    Ich wurde unsicher.
    »Nein, Bordellbesitzer, wie ich es verstanden habe. Aber wir müssen wohl davon ausgehen, dass er sich auch mit anderen Formen der Kriminalität beschäftigt hat. Ein Anruf beim Polizeipräsidenten in Berlin wird die Frage sicher beantworten.«
    »Vielen Dank für Ihren Rat«, sagte Sveen bar jeder Ironie. »Aber zurück zu Ihrer Theorie, den Mord betreffend …«
    Ich nickte ernst. »Irgendwie muss es Lennart geschafft haben, den ganzen Handel zu verpfuschen. Vermutlich hat er Rustad Grund zu der Annahme gegeben, das Gemälde wäre besonders wertvoll, was dazu führte, dass Rustad den Preis immer weiter in die Höhe trieb. Am Ende verlor Manteuffel die Geduld und veranlasste Lennart, ein Treffen mit dem Großhändler zu vereinbaren.«
    Ich sah unsicher zu Sveen. Er nickte und lächelte mich aufmunternd an.
    »Lennart verabredete sich mit Rustad im Caß Kielland«, fuhr ich fort. »Doch es war nie beabsichtigt, dass Lennart die Verabredung einhalten sollte …«
    Sveen unterbrach mich mit einer Handbewegung. »Es geht hier um den Tag des Mordes?«
    »Ja.«
    »Okay. Ich verstehe das nicht so ganz. Herr Winther verabredete sich mit Rustad, sagen Sie. Um über den Preis eines wertvollen Gemäldes zu verhandeln …«
    Ich fiel ihm ins Wort. »Ich habe nicht gesagt, dass das Gemälde wertvoll war, sondern nur, dass Rustad es vermutete.
    Ganz im Gegenteil, es würde höchstens ein paar Hunderter bringen.«
    »Mit anderen Worten: wertlos.«
    »Ja, für alle anderen, bis auf Manteuffel.«
    »Manteuffel ist also ein Kunstsammler aus Berlin, der sich auf wertlose Gemälde spezialisiert hat?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Kunstsammler war Ihre Idee. Ich habe eigentlich gar keine Ahnung, was er macht, abgesehen davon, dass er ganz klar ein Verbrecher ist. Ein Schwerverbrecher!«
    Sveen bat mich fortzufahren.
    »Als Rustad zurück zu seinem Wagen kam, haben Manteuffel und Lennart auf ihn gewartet. Manteuffel hatte eine Pistole und zwang den Großhändler, sich auf den Beifahrersitz zu setzen. Er selbst kletterte auf die Rückbank, während Lennart hinter dem Lenkrad Platz nahm. Er bekam dann den Befehl, nach Ostre Aker zu fahren.«
    Ich legte eine Kunstpause ein. Sveen sah mich wortlos an. Es war völlig still im Raum, nur das Ticken einer Uhr und das Gekritzel der Stenotypistin waren zu hören.
    »Manteuffel befiehlt Lennart, an der abgebrannten Fabrik der Boston Blacking Company anzuhalten«, sagte ich.
    »Moment mal«, unterbrach mich Sveen. »Bruff konnte keinerlei technische Spuren mit dieser Brandstelle in Verbindung bringen.«
    »Das ist auch nicht weiter verwunderlich. Streng genommen war der Tatort ja Rustads Dodge.«
    Sveen lächelte gutmütig: »Der Großhändler hat den Wagen nie verlassen, nein. Wir sind bis jetzt zu demselben Ergebnis gekommen.«
    Vom Kommentar des Chefermittlers ermuntert, fuhr ich fort. »Ja, Manteuffel bedroht Rustad von hinten mit der Waffe, nicht wahr? Dann befiehlt er dem Großhändler, das Gemälde rauszurücken. Rustad erwidert, dass er es zu Kunsthändler A. M. Vik gebracht hat, um sich Klarheit über den tatsächlichen Wert zu verschaffen. Die Quittung hat er in der Jackentasche, sagt er. Und dann passiert es vermutlich ganz plötzlich, ohne dass Lennart etwas vorausahnen konnte. Sobald Lennart für Manteuffel übersetzt, was Rustad gesagt hat, feuert Manteuffel dem Großhändler vier Mal in den Hinterkopf. Dann bittet er Lennart, nach der Quittung zu suchen …«
    »Aber wozu sollte er Rustad erschießen, wenn dieser bereit war, die Quittung

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