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Der Spinnenmann

Der Spinnenmann

Titel: Der Spinnenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terje Emberland
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Sonnenstrahlen ein und erglühte in einem intensiven Blaugrün. Ich fröstelte im kalten Wind. Nie zuvor hatte diese verlassene Gegend so erschreckend auf mich gewirkt.
    Als ich im Sommer am Ufer des Solvann entlanggegangen war, hatte ich zwischen zwei Felshügeln eine kleine Bucht entdeckt. Das perfekte Versteck, hatte ich mir damals gesagt. Und jetzt bekam ich den Beweis, dass ich richtig gelegen hatte.
    Ein Pfad war durch die Wildnis geschlagen worden.
    Kurze Zeit später stand ich auf einem der Felshügel und blickte hinunter auf ein Wasserflugzeug. Ich beschloss, es mir näher anzusehen.
    Es war eine graue Heinkel-Maschine. Alle Kennzeichen auf dem Rumpf und den Tragflächen waren übermalt. Ich kletterte auf einen der Schwimmkörper und öffnete die Motorhaube; der kräftige Motor stammte von Daimler-Benz.
    Im Cockpit lagen eine Fliegermütze mit Brille und ein Bulldog-Drummond-Roman in deutscher Übersetzung. Ich durchblätterte das Buch, ohne einen Hinweis auf die Identität des Besitzers zu finden. Danach legte ich den Passagiersitz frei, der weiter hinten im Flugzeug unter einem verschiebbaren Deckel verborgen war. Darauf fand ich einen Scheinwerfer, Kabel und eine große Batterie.
    Auf der Busfahrt zurück in die Stadt kreisten meine Gedanken ständig um Kiss. Nur mit großer Mühe gelang es mir, die schrecklichsten zu vertreiben. Ich hatte keinen Zweifel, dass das Wasserflugzeug von Hans von Manteuffel benutzt wurde, sodass er unbemerkt nach Norwegen und wieder zurück reisen konnte. An einem Tag im Januar war er auf dem Solvann gelandet, um Lennart einen schicksalhaften Besuch abzustatten. Jetzt war er zurück, weil er anscheinend befürchtete, dass Kiss zu viel über die damaligen Ereignisse wusste. Was hatte Hans von Manteuffel ihr angetan? Hielt er sie irgendwo eingesperrt oder hatte er sie gänzlich aus dem Weg geräumt?
    In Oslo angekommen lief ich vom Jernbanetorv direkt in die Mollergate 19. Als ich in die erste Etage kam, war die Tür des Wachhabenden geschlossen. Draußen vor dem Tresen warteten zwei Jungen unter Beobachtung eines Wachtmeisters auf ihre Aussprache mit den Hütern des Gesetzes. Mit bestimmten Schritten trat ich an der kleinen Gruppe vorbei in den Korridor, wo die Büros der ermittelnden Beamten lagen. Der Wachtmeister zeigte keine Reaktion. Offenbar nahm er an, dass ich einen Termin hätte.
    Als ich zu Sveens Tür kam, hörte ich von drinnen eine lautstarke Unterhaltung und Gelächter. Ich klopfte an. Unvermindert setzte sich der Lärm fort.
    Vorsichtig öffnete ich die Tür.
    Offensichtlich war ich nach Feierabend beim Chefermittler hereingeplatzt. Er hatte seine Jacke ausgezogen und die Hemdsärmel aufgekrempelt. Sein Gesicht war vom vielen Lachen gerötet, seine Augen glänzten. Letzteres war nicht nur der guten Stimmung zuzuschreiben. Sveen hielt ein halbgeleertes Schnapsglas in der Hand, zu einem Toast erhoben.
    Der Chefermittler hatte Besuch von Sverre Riisnaes, der ebenfalls mit erhobenem Glas da saß.
     
    Ganz offenbar hatte Riisnaes weitaus mehr in sich hineingeschüttet als sein Kollege. Wie dieser trug der Kriminalrat keine Jacke, seine Unterarme waren nackt, doch aus irgendeinem Grund hatte er seine Uniformmütze auf dem Kopf behalten. Wie bei einem U-Boot-Offizier auf Landgang war sie in seinen Nacken zurückgeschoben. Seine Haare klebten an der feuchten Stirn, sein Blick war starr vor Trunkenheit.
    »Auf Sie, mein Freund!«, schrie er auf Deutsch. »Sie werden immer auf die norwegische Polizei als loyalen Partner zählen können.«
    Der Mann, dem er zuprostete, war der Dritte im Bunde. Er trug einen Tweedanzug mit Kniehosen und saß mit verschränkten Beinen zurückgelehnt da. Er lächelte, was ich noch nie zuvor gesehen hatte. Doch selbst in einem fröhlichen Augenblick wie diesem war er ein grotesker Anblick. Sein blondes Haar war nach preußischem Militärstil geschnitten: an den Schläfen und im Nacken kahl, auf dem Kopf wie glattgeleckt. Das lange, schmale Gesicht hätte einer Karikatur entspringen können, mit der krummen Nase als rassistischem Klischee. Im Verhältnis zum Kopf und den extrem langen und dünnen Händen wirkte sein Körper schwer und gedrungen. Wie er mit seinen weißen Krallen das Schnapsglas umklammert hielt, erinnerte er mich an eine mythologische Figur, eine männliche Harpyie.
    Es war Hans von Manteuffel.
     
    Abendessen mit Mr. George
     
    Seltsamerweise bemerkte mich zuerst derjenige, der am meisten getrunken hatte. Riisnaes erhob sich

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