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Der Spion, der aus der Kälte kam

Titel: Der Spion, der aus der Kälte kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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sie mit Einzelheiten, lassen Sie manche Dinge aus, während Sie auf anderen immer wieder herumreiten. Seien Sie empfindlich, boshaft, schwierig. Saufen Sie wie ein Loch; bleiben Sie in ideologischen Fragen stur, denn in der Beziehung sind sie mißtrauisch. Sie wollen es mit einem Mann zu tun haben, den sie gekauft haben. Sie wünschen den Zusammenstoß oppositioneller Ideen, Alec, keinen abgetakelten Bekehrten. Vor allem sollen sie selbst ihre Schlußfolgerungen ziehen. Der Boden dazu ist vorbereitet; wir haben schon seit langem daran gearbeitet, Kleinigkeiten als Köder ausgelegt, komplizierte Zusammenhänge konstruiert. Ihre Unternehmung ist nur noch die letzte Station auf der Jagd nach dem Schatz.«
    Er konnte sich nicht weigern, diese Aufgabe zu übernehmen: er durfte sich nun vor dem großen Kampf nicht mehr drücken, nachdem alle vorbereitenden Gefechte für ihn schon geschlagen worden waren.
    »Eines kann ich Ihnen versprechen: Die Sache ist es wert. Um unseres besonderen Interesses willen lohnt es sich, Alec. Stehen Sie es durch, und wir haben einen großen Sieg errungen.«
    Er zweifelte daran, dass er Folterungen würde ertragen können. Ein Buch Koestlers fiel ihm ein, dessen Hauptfigur - ein alter Revolutionär - sich brennende Streichhölzer an die Fingerspitzen hält, um sich auf das Ertragen von Schmerzen vorzubereiten. Er hatte nicht viel gelesen, aber das hatte er gelesen, und daran erinnerte er sich.
    Es war fast dunkel, als sie in Tempelhof landeten. Leamas sah die Lichter von Berlin auftauchen, um sie zu empfangen, fühlte den Stoß, als das Flugzeug aufsetzte, sah, wie die Zoll- und Paßbeamten aus dem Zwielicht heraustraten.
    Für einen Augenblick fürchtete Leamas, er könnte auf dem Flugplatz alten Bekannten begegnen. Aber während Peters und er Seite an Seite durch die endlosen Korridore gingen, die oberflächlichen Zoll- und Paßkontrollen passierten und sich noch immer kein bekanntes Gesicht umwandte, um ihn zu begrüßen, da wurde ihm klar, dass seine scheinbare Besorgnis in Wirklichkeit Hoffnung gewesen war; Hoffnung, dass sein stillschweigend gefaßter Entschluß, weiterzumachen, durch einen äußeren Zufall umgestoßen werden könnte.
    Er vermerkte mit Interesse, dass Peters es nicht mehr für notwendig hielt, ihre Zusammengehörigkeit zu verleugnen. Fast schien Peters Westberlin als sicheren Boden zu betrachten, auf dem man Vorsicht und Sicherheitsvorkehrungen lockern konnte, da er nichts anderes war als das Sprungbrett in den Osten.
    Sie gingen durch die große Empfangshalle dem Hauptausgang zu, als Peters plötzlich seinen Plan zu ändern schien, unerwartet eine andere Richtung einschlug und Leamas zu einem kleinen Nebenausgang führte, der auf einen Parkplatz und einen Taxistand hinausführte. Dort zögerte Peters eine Sekunde und blieb in der beleuchteten Tür stehen; dann stellte er seinen Handkoffer neben sich auf den Boden, zog bedächtig die Zeitung unter seinem Arm hervor, faltete sie, schob sie in die linke Tasche seines Regenmantels und griff wieder nach seinem Koffer. Fast im selben Augenblick flammten auf dem Parkplatz die Scheinwerfer eines Autos auf, wurden abgeblendet und dann ausgeschaltet.
    »Kommen Sie«, sagte Peters und begann schnell den Asphaltplatz zu überqueren. Leamas folgte ihm langsamer. Als sie die erste Reihe der parkenden Wagen erreichten, wurde die hintere Tür eines schwarzen Mercedes von innen geöffnet, wobei die Innenbeleuchtung anging. Peters war Leamas etwa drei Meter voraus, er trat schnell zu dem Wagen, sprach leise mit dem Fahrer und rief dann Leamas zu:
    »Hier ist der Wagen. Beeilen Sie sich.«
    Es war ein alter Mercedes 180. Leamas stieg wortlos ein. Peters setzte sich neben ihn auf den Rücksitz. Als sie den Parkplatz verließen, überholten sie einen kleinen DKW, in dem zwei Männer saßen. In einer zehn Meter entfernten Telefonzelle sprach ein Mann in die Muschel, und sein Blick verfolgte sie, während sie vorbeifuhren. Leamas schaute durch das Heckfenster und sah, dass der DKW hinter ihnen blieb. Ein ganz schöner Empfang, dachte er.
    Sie fuhren sehr langsam. Leamas hatte die Hände auf den Knien und blickte geradeaus. Er wollte in dieser Nacht nichts von Berlin sehen. Er wußte, dass er jetzt seine letzte Chance hätte. So wie er jetzt saß, könnte er mit der Kante seiner rechten Hand auf Peters' Kehle schlagen und dessen Adamsapfel zertrümmern. Er könnte dann herausspringen und im Zickzack davonlaufen, um den Schüssen aus dem

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