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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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dem Faktor offensichtlich große Freude bereitet, sich höchstselbst um diese Angelegenheit zu kümmern. Sogar ein geeignetes Schiff war bereits aufgetrieben, das den in Ungnade gefallenen Fugger-Agenten über den Atlantik bringen sollte – ohne dass er im angenehmen Lissabon auf eine der jährlichen großen Flotten würde warten müssen.
    Die
Aviso
war ein eher kleines Depeschenboot von vielleicht sechzig Tonnen Gewicht, das vor allem für den schnellen Transport der offiziellen Korrespondenz der spanischen Verwaltung und der Kaufmannschaft sowie die Organisation der großen Flottenfahrten eingesetzt wurde. Sie war wie ein Pinassschiff gebaut, hatte aber ein größeres Achterdeckkastell, um dort mehr Passagiere unterzubringen. Frachträume jedoch fehlten fast ganz. Die Bewaffnung war eher leicht; dafür waren die drei Masten mit ihren Segelflächen für ein Schiff dieser Größe sehr üppig. Amman Sachs entdeckte am hinteren Besanmast über dem traditionellen Lateinersegel noch ein zusätzliches Bramsegel, das er bei Schiffen dieser Klasse so noch nie gesehen hatte. Die wichtigste Waffe der
Aviso
war denn auch zweifellos ihre Schnelligkeit, nicht ihre gusseisernen Kanonen, die nur für verhältnismäßig kurze Distanzen reichten.
    Der schnittige Segler kam von La Coruña im Nordwesten der iberischen Halbinsel nach Lissabon, um von hier aus so rasch wie möglich die Weiterreise zur Insel Madeira anzutreten. Je früher man diesen üppigen Garten in der Weite des Meeres erreichte, desto größer die Hoffnung, schon hier den schnellen, aus Nordost kommenden Wind zu erwischen, der sie bis in die karibische See treiben würde. Und je rascher die
Aviso
wieder in See stechen würde, desto schneller würde das Problem Amman Sachs aus der Welt sein.
    Der Fugger-Agent war von der Faktorei gleich hinunter zum Hafen gegangen, um sich den von de Alcácer so gepriesenen Segler anzusehen. In der Tat sah man dem Schiff seine wahrscheinlich große Schnelligkeit an, doch besaß es den für alle älteren spanischen Schiffe auffällig wulstigen, breiten Rumpf – ganz anders als die Fregatte, mit der Francis Drake ihn, Sachs, und Gemma aus England fortgebracht hatte. Sachs meinte bereits spüren zu können, wie die starken Winde in den Segeln zerrten und das Schiff vorwärtstrieben, die Wasser am Rumpfspiegel jedoch dagegenhielten. Oh ja, es war ein gewaltiger Kampf im Gange: der Mensch gegen die Elemente. Und es siegte ganz sicher der, der sich auf die Seite der Elemente zu stellen verstand.
    Hinter der
Aviso
war eine alte Karacke am Hafenkai vertäut, wie sie einst Cristóbal Colón, der als Kolumbus die Neue Welt entdeckt hatte, für seine Fahrten benutzt haben mochte. Der Rumpf der Karacke war im Verhältnis zu ihrer Länge noch breiter als der des Depeschenboots. Die Karacke sah fast wie ein übergroßes Weinfass aus, dem man oben einen Mast verpasst hatte. Wieder konnte Amman Sachs geradezu spüren, wie dieser Schiffskörper eherübers Wasser trieb als fuhr, da er die Trägheit des flüssigen Elements nicht zu besiegen, ja nicht einmal zu durchschneiden vermochte. Erst mussten die Wellen weichen, ehe die Karacke fahren konnte. Die Fregatte hingegen, die Francis Drake
Falcon
genannt hatte, hatte das Meer zu ihrer Beute gemacht, wo immer der schmale Bug des Schiffes es durchschnitt.
    Amman Sachs bat den Wachhabenden, an Bord der
Aviso
kommen zu dürfen. Nachdem er sich als künftiger Passagier erklärt hatte, erlaubt man ihm, das Deck zu betreten, und ein Matrose eilte los, um den Kapitän zu holen. Es dauerte eine Weile, bis dieser in der Tür erschien, die ins Achterkastell führte. Der Fugger-Agent erblickte einen Mann von vielleicht vierzig Jahren. Mit knappen Worten stellte Sachs sich vor.
    »Also Ihr seid das«, erwiderte der Kapitän, ohne seinen eigenen Namen zu nennen. »Es wurde ein guter Preis bezahlt, dass wir Euch mitnehmen. Und es wurde ein noch besserer Preis geboten, dass wir Euch unterwegs über Bord werfen.« Der Seemann lachte rau. »Aber wir sind keine Piraten. Drüben werdet Ihr eh nicht lange überleben, wenn Ihr reisen müsst, ohne es zu wollen. Sehnsucht nach der alten Heimat hat noch jeden in der Neuen Welt umgebracht!«
    Amman Sachs wusste nicht, ob der Kapitän derbe Scherze machte oder die Wahrheit sprach. Doch er musste den Mann bitten, noch eine weitere Person mit an Bord zu nehmen.
    »Wenn es kein Weib ist, könnt Ihr gerne Eure Koje mit einem weiteren Passagier teilen«, erwiderte der Seemann. »Auf

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