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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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festsetzen. Der Schiffsführer, der zwei Matrosen hatte, die ihm zur Hand gingen, war gesprächig und berichtete die ganze Zeit von seinen Abenteuern, die er mit seiner kleinen Pinasse schon erlebt hatte. Es wurde bald offensichtlich, dass er vor allem vom Schmuggel lebte, was ihn einerseits zwielichtig erscheinen ließ, andererseits ein Garant dafür war, dass dieser Seemann sein Boot und die Gewässer, in denen er sich bewegte, sehr gut kennen musste.
    Die Reise entlang der Küste nach Süden und dann um die Nordküste der iberischen Halbinsel herum dauerte lange. Und gerade die gefährlichen Gewässer der Biskaya machten den Passagieren arg zu schaffen, als der hohe Seegang das winzige Boot immer wieder zu überwältigen schien. Doch der Schiffsführer an der Ruderpinne lachte den Wind und die Wellen nur aus und schrie Gemma und Amman zu, sie sollten sich mit den Tauen an die Beplankung oder den Mast binden, damit sie nicht über Bord gingen, während sie gegen den scharfen Wind aus Südwest ankreuzten.
    Tatsächlich dauerte die Fahrt am Ende über zwei Wochen. Und Amman Sachs war überzeugt, dass sie dabei jeden Hafen zwischen Ostende und Lissabon angelaufen haben mussten. Als sie endlich den Cabo da Roca Sintra umrundeten, die mächtige Felsensteilküste westlich von Lissabon, und auf Höhe des Ortes Belem mit seinem Torre de Belem bald darauf in den Tejo einfuhren, war es für den Fugger-Agenten wie eine bittere Rückkehr. Erst im vergangenen Frühjahr hatte er schon einmal auf diesem Weg die portugiesische Königsstadt erreicht. Damals noch voller Hoffnung, dass seine Abenteuer in der Neuen Welt von Erfolg gekrönt sein würden; jetzt mit der düsteren Gewissheit, dass er als gebrochener Mann nach Amerika zurückkehren musste, damit die Alte Welt ihn vergessen konnte.
    Die kleine Pinasse machte nicht am offiziellen Hafenkai fest, an dem Sachs vor einigen Wochen noch sehnsüchtig die
Flor de la Mar
erwartet hatte, sondern weiter den Tejo aufwärts, wo es ein paar in den Uferboden gerammte Holzpoller gab, an denen man ein kleines Schiff wie die
Minion
sicher vertäuen konnte. Ein schmales Brett wurde über die Reling zum unbefestigten Ufer geschoben, auf dem Gemma und der Fugger-Agent hinüber ans Ufer balancieren mussten.
    Jetzt war es Amman Sachs, der sich erst einmal mit schwankenden Schritten an den wieder festen Boden unter seinen Füßen gewöhnen musste. Dann schaute er sich um: Lissabon mit der Festung und der maurischen Altstadt lag westlich von ihnen. Wieder brauchten sie erst einmal eine geeignete Herberge, wollten sie vermeiden, dem Fuggerfaktor in Lissabon, Batalha de Alcácer, zu früh in die Arme zu laufen. Amman Sachs mochte gar nicht daran denken, mit wie viel Schadenfreude de Alcácer sein Scheitern zur Kenntnis nehmen würde.
    Schließlich nahmen sie Quartier im Gasthaus »Coroa«, in dem Gemma und Amman damals das spurlose Verschwinden der Goldgaleone das erste Mal diskutiert hatten und der Fugger-Agent noch hoffnungsvoll gewesen war, das Geheimnis um den Verbleib des großen und kostbaren Schiffs bald lösen zu können. Doch wie sehr hatten sich das Bild und auch seine eigene Stimmung gewandelt.
    »Die Engländer waren es nicht«, sprach Amman Sachs seine Resignation aus, als Gemma und er den dunklen Gastraum betraten. Offenbar waren nur zwei Gäste anwesend: eine Dirne, wie es aussah, und ein Pater, der in seiner Kutte über einen Teller gebeugt saß, von einer Ecke aus die Neuankömmlinge begutachtete und dann kurz wie zur Begrüßung nickte. Unwillkürlich erwiderte der Schweizer das Nicken, ohne allerdings den Geistlichen wirklich zu kennen.
    »Wie meinst du das?
Was
waren die Engländer nicht?«, fragte Gemma, als sie zu ihrem Platz gingen, an dem sie sich auch damals in dieser Gaststube gegenüber gesessen hatten.
    »Das mit der
Flor
. Ich hatte den Verdacht, die Engländer könnten sie bei der Überfahrt über den Atlantik gekapert haben.« Sachs hatte wieder die Stimme gesenkt. »Wir hatten ja schon in Neu-Kastilien und Mexiko erfahren, dass die Engländer die Spanier dort einige Male mächtig geärgert hatten – beim Angriff auf Nombre de Dios zum Beispiel, und bei der Belagerung des neuen Veracruz. Und dann entdeckte ich noch diese verräterische Notiz im Geheimfach de Alcácers, in der er über die Ausgabe der neuen Goldmünzen der Engländer informiert wurde, wo doch Königin Elisabeth über keinerlei natürliche Goldvorräte verfügt. Es hatte alles so schön zusammen gepasst.

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