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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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sich wieder um und schaute hinüber zur Insel Tortuga. Rettendes Land? Wohl kaum. Er konnte ja nicht schwimmen. Erhatteeinmal Menschen wie Fische im Wasser schwimmen sehen – in Venedig, wo Männer ein Haus errichteten und dafür aus ihren Booten stiegen, ohne zu versinken. Doch Sachs hätte nie damit gerechnet, es einmal bedauern zu müssen, diese Fertigkeit nicht auch erlernt zu haben.
    Francis Walsingham stand immer noch neben ihm. Sachs fühlte, wie der Engländer ihn leicht an der Hand berührte, die auf der Bordwand ruhte. Amman Sachs senkte den Blick und sah nun, wie die Hand Walsingshams vor dessen Bauch, unsichtbar für die anderen auf dem Achterdeck, hinunter auf das Wasser wies. Zuerst begriff Sachs nicht, was das sollte, dann aber sah er den Schimmer im Wasser: ein schwaches grünliches Licht, das seitlich vom Schiff sowie in seinem Kielwasser sichtbar wurde.
    Es war unfassbar!
    Amman Sachs schaute, ob es das Licht der Ankerlaterne sein konnte, das sich auf den Wellen dort unten brach. Doch es war eindeutig keine Spiegelung der Strahlen, die von der Öllampe in ihrem kunstvollen Gehäuse ausgingen.
    Konnten es die unbekannten Meeresungeheuer sein, die sich auf einen unerwarteten Happen freuten? War es vielleicht eine Prozession der Meerjungfrauen, die ihnen folgten und jeden, der über Bord ging, mit sich in die Tiefe reißen wollten? Waren es die verlorenen Seelen der
Flor de la Mar,
die hier ruhelos umgingen, um auch ihn, Amman Sachs, in ihr nasses Grab zu holen?
    Das alles war möglich, doch Amman Sachs glaubte es irgendwie nicht. Der grünliche Schweif, den die
Aviso
hinter sich herzog, erinnerte ihn an eines jener Irrlichter, die in lauen Sommernächten in den Gärten seiner Kindheit getanzt hatten. Damals hatten der junge Amman Sachs und seine Spielgefährten sich im Dunkeln aus dem Haus geschlichen, um diese Irrlichter zu fangen. Und sie hatten diesen Zauber greifen können, vor denen abergläubische Weiber sie gewarnt hatten, dass es verräterische Nymphen seien, die sie ins Verderben locken wollten. Dabei waren es bloß Käfer gewesen – Getier, das an winzigen Flügeln durch die Luft flog. Ihr Hinterleib brachte dieses magische Licht hervor. Wie, wusste keiner.
    Doch genau so sah das Leuchten aus, das sich nun im Meer um das Segelschiff herum zeigte. Verräterische Nymphen? Oder Getier, vor dem man keine Angst zu haben brauchte?
    Im ersten Moment wusste Sachs nicht, wie ihm geschah, als er mit einem Ruck in die Höhe gehoben wurde. Dann begriff er, dass zwei der kräftigen Matrosen ihn an Schultern und Hosenboden gepackt hatten. Jetzt schleuderten sie ihn in hohem Bogen über die Bordwand und hinaus in die Nacht.
    Sachs schrie aus Leibeskräften. Und wie ein Echo hörte er den Schrei Tecuichpos über sich. Dann schlug er auch schon auf der Wasseroberfläche auf und spürte, wie ein Strudel ihn mit sich hinabriss.
    Also doch verräterische Nymphen, war sein letzter Gedanke.

26.
    Beim Aufprall auf das Wasser hatte Amman Sachs die Augen geschlossen. Jetzt öffnete er sie wieder. Statt der tiefen Finsternis, die er um sich herum erwartet hatte, war wieder dieses feine grüne Leuchten zu sehen. Doch hatte er in diesem ungewohnten Element völlig die Orientierung verloren. Er wusste nicht, wo oben oder unten war, und wollte in Todesangst strampeln, während er im Wasser trieb und ihm langsam die Luft knapp wurde.
    Mit einem Mal spürte er, wie ihn etwas in eine bestimmte Richtung zog. Und zu seinem grenzenlosen Erstaunen tauchte nach einigen Augenblicken sein Kopf aus den wogenden Wellen auf. Sachs hustete und sog gierig die frische Luft ein. Dann versuchte er, mit Armen und Beinen leichte Ruderbewegungen zu vollführen. Rücklings auf dem Wasser treibend, paddelte er ein wenig, um einen Rundblick zu bekommen, wie seine Situation sich darstellte. Was er sah, nahm ihm alle Hoffnung. Das Ankerlicht der
Aviso
war schon ein ganzes Stück von ihm entfernt. Und dass irgendwo Land sein sollte, war von seiner Position aus nicht zu erkennen.
    Amman Sachs war verloren im Nirgendwo des Meeres. Er war am Ende. Dem Tod geweiht. Eingehüllt von einem magischen Licht, das auf seine Bewegungen reagierte, wie er feststellte. Je mehr er mit Händen und Füßen paddelte, desto intensiver wurde das seltsame Leuchten um ihn herum. Und da im gleichen Maße, wie das Depeschenboot sich von ihm entfernte, das Leuchten in dessen Kielwasser erstarb, war der grünliche Schimmer bald nur noch um ihn herum zu sehen. Amman Sachs

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