Der Spion der Fugger Historischer Roman
ließ auf diesem Schiff zwar sein Leben, aber nicht durch die Waffe eines Feindes. Und er starb mit dem in Blei eingewickelten Kleinod in den Händen, das wir beide ihn während dieses geheimnisvollen Rituals an Bord haben bringen sehen. Er konnte es gegen die Angreifer verteidigen. Und er nahm es mit dorthin, wohin seine Bestimmung ihn leitete.«
Sachs spürte, wie seine Worte den Schmerz dieser Frau in Trauer verwandelten und sie langsam ruhiger wurde. Sie schien sich zu bedenken, ehe sie fragte: »Kannst du mir sagen, wo er im Meer versunken ist?«
Sachs fand die Frage seltsam, denn was brachte es, wenn man wusste, wo genau jemand ertrunken war? Aber vielleicht hatte es mit der Religion der Mexikaner zu tun, die er nicht kannte und verstand und die vielleicht das Wissen um den Verbleib einer geliebten Seele forderte. Der Fugger-Agent erinnerte sich, was Drake von der Stelle gesagt hatte, wo er die Galeone aufgespürt hatte – eine Tagesreise östlich der Azoren und zwei Strich südlich vom normalen Kurs nach Lissabon –, und berichtete dies Tecuichpo wahrheitsgemäß.
Er sah, wie die schöne Frau sich weiter beruhigte. Und auch von ihm fiel dank ihrer Gegenwart mehr und mehr die Anspannung der letzten Tage und Wochen ab. Hier, wo Sachs vor nicht langer Zeit den gewaltigen Sturm erlebt hatte, erlebte er jetzt eine unglaubliche Ruhe, die tief in sein Inneres einzog. Doch auch diesmal war es die Ruhe vor dem Sturm – einem ersehnten Sturm der Gefühle und der Leidenschaften, den die Nähe dieser schönen Frau entfesselte und der sich durch keine Macht der Welt mehr bändigen ließ.
Sie blicken einander in stummem Versprechen an. Es waren Blicke, in denen Sehnsucht und Verlangen lagen.
»Amman . . .«, flüsterte Tecuichpo.
Mehr musste er nicht hören. Er legte die rechte Hand auf ihre Schulter, die Linke auf ihre weiche Hüfte. Er fühlte das wohlige Schaudern, ihres und seines, als der Sturm der Leidenschaft sich näherte. Tief atmete er ihren Duft und spürte die Glut in seinem Innern heißer werden. Und der Himmel öffnete seine Pforten.
Der Kuss war warm und erregend. Die Weichheit ihrer Haut, diese Lippen . . . wie sehr hatte er sich danach verzehrt. Nun konnte er nicht genug davon bekommen. Er tauchte ein in diese Zartheit, in das wilde Feuer ihres Körpers. Er suchte jeden wohligen Schauer, den ihre Haut ihm zu schenken vermochte, und spürte mit wachsender Begierde, wie auch ihre Finger über seinen Körper tasteten und ihn an Stellen berührten, die schon lange keine Frau mehr berührt hatte. Er musste sich bezähmen, um seine Lust nicht laut hinauszuschreien.
Ihre bloßen Schenkel drückten auf die seinen. Die Ekstase begann. Sie stöhnte vor Schmerz und Wonne. Sachs konnte es nicht fassen: Es war für sie das erste Mal. Wie konnte das sein? Doch schon riss sein Hunger ihn wieder fort und hinein in dieses Paradies. Hinein. Und hinein . . .
Amman Sachs vergaß die Welt um sich herum. Tecuichpo war nun seine Welt – eine Welt, wie er sie in seinem ganzen Leben noch nicht kennen gelernt hatte.
Erschöpft ließen die beiden Liebenden schließlich voneinander ab. Erhitzt, die Haut feucht von Schweiß des anderen. Um sie herum war nichts als die milde Nachtluft der karibischen See und das sanfte Licht der Sterne.
Sachs wurde mit einem Mal wieder bewusst, dass sie beide draußen an Deck einen Schiffes waren, auf dem sich noch drei Dutzend andere Menschen befanden. Er hatte tatsächlich alles um sich herum vergessen gehabt, nur Tecuichpo nicht.
»Prinzessin«, sagte er jetzt und half ihr, ihr Kleid zu richten, das nach spanischer Art geschnitten war und so gar nicht zu der leidenschaftlichen Frau passte, die er eben hinter der Fassade der beherrschten Mexikanerin hatte schauen dürfen. »Ich weiß jetzt, wer du wirklich bist.«
Sie nickte. »Und du bist der Einzige.«
Er schaute sie fragend an.
»Ihr Menschen aus der Alten Welt macht Pedro Angst, weil ihr uns wie Tiere benutzt«, sagte Tecuichpo. »Da war ich ihm näher als ihr. Pedro wollte nur die Nähe eines Menschen, vor dem er sich nicht zu fürchten brauchte. Deshalb nahm er mich.«
Sachs erkannte, dass er den schwarzen Cimarrones völlig falsch eingeschätzt hatte. Pedro gab sich zwar verwegen und schien voller ungebändigter Vitalität, doch auch er bewegte sich in einer ihm fremden Welt und war von Feinden umgeben, die nur ihren eigenen Vorteil suchten. Er war stark und doch allein. Es passte zu Tecuichpo, dass Pedro in ihr seine
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