Der Spion der Fugger Historischer Roman
getroffen hatte, in Tomar. Und Sachs hatte einen Verdacht, dass sich an Bord der Karavelle Brüder dieses ganz besonderen Ordens befanden, die ein spezieller Auftrag hierher in die karibische See geführt hatte.
Amman Sachs beeilte sich, zum Strand zu kommen. Die Karavelle hatte mittlerweile ihren Anker ausgeworfen, und es entstand Bewegung auf dem Schiff, als das Beiboot vom Hauptdeck aus ins Wasser gelassen wurde. Amman Sachs sah, dass zwei Ruderer zwei Männer an Land brachten, bei denen es sich um Mönche zu handeln schien. Sachs selbst erreichte in dem Moment das Ufer, als die Männer in den schwarzen Kutten, die rote, aufgestickte Kreuze in Höhe der Brust zeigten, von Pierre le Grand mit großer Geste begrüßt wurden.
Amman Sachs sah sich die beiden Neuankömmlinge an. Zumindest einen von ihnen meinte er schon einmal gesehen zu haben. Der teils unterwürfige, teils stolze Gesichtsausdruck des Mönchs kam ihm bekannt vor, doch auf Anhieb konnte er nicht sagen, wo er diesem Mann vorher schon einmal begegnet sein mochte.
Als der Fugger-Agent näher auf den Franzosen und die Geistlichen zutreten wollte, wurde er von einem von le Grands Männern zurückgehalten. So konnte er nur aus der Entfernung verfolgen, was sich zwischen den Personen abspielte, die über sein weiteres Schicksal entscheiden würden.
Es waren offenbar recht schwierige Verhandlungen. Der Franzose schien seinen Standpunkt – und wohl auch seine Preisforderung – mit ausladenden Armbewegungen zu untermauern. Einer der beiden Mönche, offenbar der ranghöhere, reagierte mit abwehrenden Gesten und schüttelte mehr als einmal vehement den Kopf. Die ganze, für Amman Sachs lautlose Szenerie hatte etwas Komisches, da er auch ohne Worte genau zu verstehen glaubte, worüber dort gestritten wurde.
Schließlich winkte le Grand Amman Sachs heran. Der Mann, der den Fugger-Agenten bisher zurückgehalten hatte, führte ihn nun zum Verhandlungsplatz. Beim Näherkommen drehten die Mönche ihm wie beiläufig kurz ihre Gesichter zu, ohne ihre Unterredung mit dem Franzosen zu unterbrechen – und in diesem Augenblick traf den Fugger-Agenten wie ein Blitz die Erkenntnis, wo er den rangniederen von den beiden Geistlichen schon einmal gesehen hatte: Im »Coroa«, dem Gasthaus in der Altstadt von Lissabon.
Beide Male, als er sich dort mit Gemma unterhalten hatte, war dieser Mönch ebenfalls im Gastraum gewesen. Sachs hatte ihm damals keine weitere Beachtung geschenkt, da er ihn für einen der Bettelmönche hielt, die sich eine freie Mahlzeit beim Wirt erbeten hatten. Dieses Gesicht nun hier, am anderen Ende der Welt, wiederzusehen, und dann auch noch unter diesen seltsamen Umständen, bereite Sachs großes Unbehagen. War das Zufall? Oder hatte der Mönch ihn auf allen seinen Wegen überwacht?
Als der Fugger-Agent neben den Verhandelnden ankam, unterbrachen sie ihr Gespräch. Alle drei blickten den Schweizer an. Die Mönche schienen sich mit prüfendem Blick einen Eindruck von seinem Gesundheitszustand machen zu wollen. Schließlich fragte jener, der auch die Verhandlungen mit le Grand geführte hatte: »Ihr seht angeschlagen aus, Meister Sachs. Würdet Ihr nach den Strapazen, die Ihr offenbar durchgemacht habt, eine lange Schiffsreise überstehen?«
Amman Sachs nickte. »Mir geht es gut. Wenn Ihr mich nur vor König Philipp bringen wollt.«
Der zweite Mönch, dessen Gesicht Sachs bekannt vorkam, schaltete sich nun ins Gespräch ein: »Was würdet Ihr dem König denn zu berichten haben, dass er Euch eine seiner seltenen Audienzen gewähren sollte?«
Sachs erinnerte sich, dass der Träger der Krone Kastiliens selbst wie ein Mönch lebte und nur sehr selten Besucher empfing; das galt sogar für höchste Würdenträger.
»Ich weiß ihm zu berichten, was mit seiner Galeone passiert ist. Auch wenn es sicher keine guten Nachrichten für ihn sein werden.« Das Gold der Galeone erwähnte er in Gegenwart von le Grand lieber nicht.
Die Mönche nickten und schauten einander dabei an.
»Also habt Ihr die Euch gestellte Aufgabe erfüllt«, sagte schließlich der ranghöhere Geistliche, während er einen großen Geldbeutel unter seiner Kutte hervorholte und Pierre le Grand zuwarf. »Und das Schiff ist verloren. Hoffen wir, dass es auf immer verloren bleibt!«
Amman Sachs begriff, dass die Transaktion über sein Schicksal nun abgeschlossen war. Doch er verstand den letzten Satz nicht, den der Mönch gesprochen hatte. Aber ihm fiel ein, dass auch der König bei ihrer
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