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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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und das Zimmer nicht mehr oft benutzt wurden; daher wurde dieser edle Zierrat hier nicht gebraucht. Stattdessen sorgten Holzläden mit Lamellenöffnungen für Sonnenschutz und frische Luft. Allerdings fanden auf diesem Weg auch Heerscharen an Ungeziefer den Weg ins Hausinnere.
    Eine Frage brannte Amman Sachs besonders auf der Zunge, weshalb er nach der Musterung des Raumes sofort zur Sache kam.
    »Exzellenz, wenn Ihr so gut über die Mission, die mich hierher geführt hat, unterrichtet seid – was mich doch sehr überrascht, um ehrlich zu sein –, wie kann dieser heikle Auftrag denn überhaupt noch geheim gehalten werden? Es gibt doch sicherlich auch hier in Mexiko genug Vertreter der Kaufleute von Sevilla; und die werden nicht gutheißen können, was ein Mann wie ich für den spanischen König zu erledigen hat. Oder irre ich mich da?«
    Sachs musterte aufmerksam den Vizekönig, konnte aber keinerlei Verschlagenheit in seinem Gesicht entdecken.
    »Wundert Ihr Euch nicht, Hohensax, dass ich Euch hier ganz alleine empfange? Wir sind vielleicht nur zwanzig Meilen von der Festung San Juan de Ulúa im Hafen von Veracruz entfernt; aber glaubt mir, dass sind Welten in einem Landstrich wie diesem. Dort ahnt niemand etwas von unserem Zusammentreffen. Allein Eure Schiffe wurden bemerkt, als sie Veracruz passierten, doch wurde der Konvoi als Versorgungsfahrt nach Florida angesehen. Kein Angehöriger der Universidad de los cargadores hat Kenntnis von dem, was hier passiert.« Und nach einer nachdenklich Pause sprach der Vizekönig tatsächlich die magische Parole: »Und Ihr wisst doch: Die Sonne wird niemals untergehen im Reiche Karls des Fünften!«
    Fast wie von selbst sprach Amman Sachs die Antwortformel: »Möge dieses Glück auch seinen Nachkommen stets beschieden sein.«
    Sachs war erschüttert, wer alles zu diesem einzigartigen Kosmos des Fuggerimperiums gehören musste. Sogar der Vizekönig von Neuspanien – ein Spion des großen Augsburger Kontors! Eine solche Akquisition war ganz sicher nicht billig; umso fassungsloser machte Sachs diese Entdeckung.
    Martín Enríquez de Almansa genoss seinen Überraschungscoup und die sichtbare Verblüffung, die er bei seinem Besucher damit ausgelöst hatte.
    »Ihr seht also, mein Freund, Euer Geheimnis . . .oder besser,
unser
Geheimnis . . . ist bei mir sehr gut aufgehoben. Die Männer hier im Ortsind handverlesen und eingeschworen. Sonst wäre es auch nicht möglich gewesen, diese Indianer überhaupt halbwegs unter ausreichendem Schutz hierher zu bringen.« Der Spanier blickte Sachs fragend an. »Ihr seid nicht sehr vertraut mit den besonderen Gegebenheiten hier im Okzident Neuspaniens, nicht wahr?«
    Der Fugger-Agent überlegte, worauf der Vizekönig anspielte, denn er wollte gut informiert erscheinen. Dann aber schüttelte er schweigend den Kopf.
    »Also gut«, fuhr de Almansa fort, »Ihr wisst, dass der Prinz der Sohn Montezumas ist, der Sohn, der nie auf den Thron der Mexikaner gelangen sollte. Was Ihr vielleicht nicht wisst: König Montezuma wurde seinerzeit gesteinigt, von seinen eigenen Leuten. Das Volk von Mexiko nahm es ihm übel, dass er mit uns, den Spaniern, gemeinsame Sache gemacht hatte. Ich würde sagen, er hat zu spät erkannt, wer wir wirklich waren und was wir wirklich wollten, aber es ist doch offensichtlich, dass die Mexikaner – und mit ihnen ihr großer Herrscher – eine völlig falsche Vorstellung von uns hatten. Ich denke, sie hielten uns tatsächlich für Götter. Zumindest anfangs.
    Als sie ihren Irrtum schließlich doch bemerkten, war es längst zu spät. Und ihr eigener König musste büßen, wofür eigentlich wir Spanier verantwortlich waren.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Und diese Wut der Mexikaner hat sich in den letzten fünfzig Jahren seit Montezumas Tod niemals wirklich gelegt.«
    Endlich begriff Amman Sachs. »Selbst seine eigenen Leute würden ihn umbringen, wenn sie wüssten, wer er wirklich ist.«
    Der Vizekönig nickte. »Ja. Erst recht, wenn sie erkennen müssten, was ihr eigentlicher Thronfolger im Augenblick vorhat.« Ein Funkeln erschien in den Augen de Almansas. »Wollt Ihr es sehen?«
    Amman Sachs begriff nicht sogleich, worauf der Vizekönig anspielte, gab dann aber seine Zustimmung.
    Wortlos stand de Almansa auf. Sachs folgte seinem Beispiel. Gemeinsam verließen sie die Empfangshalle, durchquerten einen Flur in Richtung des rückwärtigen Gebäudeteils und traten schließlich durch eine schlichte, zweigeteilte Hintertür

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