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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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Dielenfuge und machte sich mit dem provisorischen Werkzeug am Schloss des Stuhlfaches zu schaffen.
    Er musste ein wenig herumprobieren, bis er im Innern des Schlosses die Mechanik gefunden hatte; kurz darauf hörte er das verräterische Knarren des versteckten Riegels. Der Deckel ließ sich nun leicht öffnen, indem Sachs die Spange als Hebel benutzte.
    Wie Sachs erwartet hatte, befanden sich im Innern des versteckten Fachs Papiere und Urkunden. Er überflog sie und entdeckte unter anderem geheime Depeschen, die für ihn jedoch weniger interessant waren. Auch mehrere aufwendig gesiegelte Besitzurkunden lagen in dem Versteck; doch auch deren Inhalt erwies sich als unergiebig. Sachs wühlte noch einmal sämtliche Unterlagen durch und wollte den Deckel des Fachs gerade wieder schließen, als er in dem Stapel Dokumente die Ecke eines offensichtlich kleineren Zettels hervorstehen sah.
    Sachs zog das Papier hervor und überflog die Notiz. Las sie noch einmal. Und ein drittes Mal, um ganz sicher zu sein, dass er die offensichtlich vom Hauptfaktor aus Augsburg stammende Notiz richtig verstanden hatte. Ehe er entscheiden konnte, ob er den Zettel einstecken sollte oder nicht, entstand Unruhe am Haupteingang der Faktorei. Die Stimme de Alcácers war zu hören, der seine Rückkehr mit einigen gebrüllten Befehlen anzeigte. Sachs verschloss rasch das geheime Fach im Stuhl, steckte die Notiz hastig in den Ärmel seines Hemdes und hatte sich gerade auf den Stuhl gesetzt, als auch schon de Alcácer ins Kontor trat und den Besucher erstaunt und misstrauisch musterte.
    »Sachs? Müsstet Ihr nicht unten am Hafen sein und Euch um Eure verschwundene Galeone kümmern?« Wieder war eher Schadenfreude und Häme aus den Worten des Fuggerfaktors zu hören als echte Sorge eines mitbetroffenen Kollegen des gleichen Handelsherren.
    »Ich wollte mit Euch sprechen, Alcácer. Und zwar vertraulich, unter vier Augen. Also seid bitte so freundlich und schließt die Zimmertür. Ich bin mir sicher, dass diese Räume Ohren haben.«
    Der Angesprochene sah für einen Moment überrascht drein, schloss dann aber wie geheißen die Tür und trat wortlos ein paar Schritte auf den Agenten der Fugger zu. Um freier reden zu können und vom verräterischen Stuhl fort zu kommen erhob sich Amman Sachs und ging im Kontor auf und ab.
    »Sagt einmal, Faktor, von Kollege zu Kollege – gibt es Bewegungen in unserem Handelshaus, von denen auch ich wissen müsste?« Sachs blieb stehen und blickte fest in die Augen seines Gegenübers. Eine theatralische Geste, die ihre Wirkung jedoch nicht verfehlte: Der Faktor war sichtlich erschrocken, sogar bestürzt.
    »Wie kommt Ihr darauf, Meister Sachs? Ich weiß nicht, was Ihr meint . . .« Es klang unaufrichtig, also war wohl tatsächlich eine Verschwörung im Gange, auch wenn Sachs sich noch keinen Reim darauf machen konnte.
    »Haltet mich nicht für beschränkt, Alcácer«, fuhr er den Hausherrn heftiger an als gewollt. »Ihr wisst, für wen ich einst in Rom tätig war. Und noch habe ich nicht alle meine alten Freundschaften und Privilegien eingebüßt!« Sachs spielte mit hohem Einsatz, doch er musste dieses Wagnis eingehen, um endlich handfeste Hinweise zu erhalten, was hier eigentlich vorging. Ein sagenhafter Goldschatz war verschwunden, für den er, Sachs, verantwortlich war. Ihm blieb gar keine andere Wahl, als alles zu wagen.
    »Es mag ja sein«, versuchte der Faktor seine Selbstsicherheit wiederzugewinnen, »dass Euch einige Leute zu Dank verpflichtet sind, Meister Sachs. Aber der erlauchte Anton Fugger, zweifellos Euer wichtigster Mentor, ist schon eine ganze Weile tot. Und seine Erben sind vielleicht glücklicher darüber, als Ihr Euch vorstellen könnt . . .«
    Amman Sachs glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu können. Was hatte der Faktor da eben gesagt? Die Fugger-Erben, die derzeit als so genannte »Regierer« die Macht im größten Kaufmannshaus der Welt innehatten, waren nicht dem Ethos verschworen, den einst der große Anton Fugger, der größte Kaufmann aller Zeiten, der sich sogar Könige und Kaiser kaufen konnte, seiner Familie für alle Zeiten auferlegt hatte?
    Sachs dachte fieberhaft nach. Ja, Anton Fugger war sein wichtigster Mentor gewesen. Und dass er überhaupt noch in Ehren seinem Dienst nachgehen konnte, verdankte er in der Tat ausschließlich diesem großen Mann, weshalb er ihm und seiner Familie, den Fugger von der Lilie, ewige treue Gefolgschaft geschworen hatte. Doch beruhte diese Loyalität bei den

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