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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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um das gewaltige Erbe zankten.
    Doch offensichtlich hatten sich in den Monaten seiner Mission und seiner Abwesenheit die Verhältnisse gewandelt, und der Prinzipal kümmerte sich nun tatsächlich um die Geschäfte der Fugger. Das war ein gutes Zeichen, auch wenn die mit dem Kurier auf der Reise hierher nach Augsburg ausgetauschten Informationen über den Zustand des Handelshauses Amman Sachs eigentlich keinen Grund zu großer Hoffnung gaben. Der aktuelle Regierer galt als Wichtigtuer und als Mann ohne das rechte Fortune für die Arbeit eines Kaufmanns, und der erste Eindruck, den Martin Fugger auf den Agenten machte, bestätigte leider diese Einschätzung.
    Wie der Hauptfaktor Kaspar Peutinger trug auch Martin Fugger eine zu pompöse Tracht, die keine Ehrfurcht einflößte, wie es hätte der Fall sein sollen, sondern die eher albern wirkte. Der in der traditionelle Fuggerfarbe Schwarz gehaltene Kaufmannsanzug aus glänzender Seide war überladen mit Schmuckborten, Rüschen, Krausen und Bändern, die den Reichtum und die Bedeutung ihres Trägers ausdrücken sollten, doch aus dem Regierer eher einen Trauer tragenden Pfingstochsen machten. Hinzu kam, dass man dem Prinzipal seine Genusssucht ansah; er hatte trotz seiner vielleicht dreißig Lenze bereits einen beachtlichen Leibesumfang erreicht, was die Wirkung seiner ohnehin lächerlichen Kostümierung unvorteilhaft hervorhob.
    Der Fugger-Agent war sich sicher, dass seine Anliegen und Sorgen bei diesem Mann in keinen guten Händen sein würden.
    »Mein Name ist Amman Sachs, Herr. Ich bin Euer Handelsagent für besondere Aufgaben und komme gerade aus Portugal und Spanien, wohin Ihr mich in einer Mission für König Philipp geschickt habt.« Es entstand eine kurze Pause. »Ich bringe keine guten Nachrichten . . .«
    Martin Fugger hob eine Augenbraue. »Der Mann, dem die Goldgaleone abhanden gekommen ist? Wie passend. Herein mit Euch!«
    Damit rauschte der Regierer zurück in seine Goldene Schreibstube. Amman Sachs folgte ihm betreten und schloss dabei die Kanzleitür. Also war die Nachricht von seinem Misserfolg ihm schon vorausgeeilt; das bedeutete für Amman Sachs auch, dass der Haussegen bei ihm daheim bereits schief hängen würde, ehe er überhaupt einen Schritt über die Schwelle seiner ehelichen Wohnung gesetzt hatte.
    Die Hauptkanzlei der Fuggerhäuser war ein riesiger Raum, der mit Ahornholz vertäfelt und mit unzähligen goldenen Leisten verziert war. Auch hier gab es die kunstvoll gearbeiteten großen Karteischränke, in denen das Wissen und das Kapital des Kaufmannshauses schlummerten – die vielen Kredit-, Schuld- und Pfandverträge. Stühle und Bänke gab es nicht; gearbeitet wurde hier im Stehen. Auch Martin Fugger stellte sich nun hinter einem mächtigen Schreibpult auf, wobei Sachs jedoch bemerkte, dass seinem Gegenüber das Stehen sichtlich schwerfiel.
    »Nun, dann berichtet, Meister Sachs, was Ihr zu berichten habt. Ich bin sehr gespannt.« Der Regierer nahm eine frische Schreibfeder, tauchte sie in ein Tintenfass und nahm Positur ein, als wollte er sich gleich Notizen machen.
    Amman Sachs schluckte verlegen. Dann aber begann er seinen Rapport wahrheitsgemäß, erzählte von seinen in Neuspanien getroffenen Entscheidungen, den Bedingungen der Reise, berichtete von der kostbaren Fracht, dem Zustand der Galeone und den Umständen von deren Verschwinden. Auch von seinem Zusammentreffen mit dem spanischen König berichtete der Fugger-Agent, allerdings ohne seine ganz eigene Abmachung mit Philipp zu erwähnen. Auch über den Ort der Zusammenkunft mit dem Monarchen verlor er lieber kein Wort.
    Anders als erwartet schockierten die Forderungen Philipps den Prinzipal der Fugger nicht. Ganz im Gegenteil schien der Regierer sogar geschmeichelt zu sein von der Bedeutung, die ihm diese Forderung des derzeit mächtigsten Königs der Welt verlieh.
    »Anderthalb Millionen Pesos in Gold, sagt Ihr? Eine stolze Summe!« Ein verlegenes und zugleich lüsternes Grinsen erschien auf dem Gesicht von Martin Fugger. »Keine Zinsen, das ist natürlich lächerlich.« Er hatte mit kindlichem Pathos gesprochen und fuchtelte dabei mit der tintennassen Schreibfeder in der Luft herum, als wollte er diese inakzeptable Forderung dadurch aus der Welt streichen.
    Amman Sachs war allerdings froh über diese Reaktion, schien damit doch seine Taktik aufzugehen, mit dem vermeintlich neuen Finanzprojekt vom Fehlschlag mit der Goldgaleone abzulenken. Wenn alle Welt sich damit beschäftigte,

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