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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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deine Truhe durchstöbert habe«, sagte er dennoch. »Ich hatte kein Recht dazu. Ich weiß nicht, was mich getrieben hat.«
    Johanna schaute ihn erstaunt an und nickte bloß.
    »Schon gut. Ich kenne diese Neugierde. Trotzdem danke für deine Entschuldigung.«
    Sie ging zum Herd und nahm ein Brett, auf dem ein Stück Fleisch und gekochtes Gemüse angerichtet war. Ein großes Messer stak in der Mitte.
    »Hier, ich habe dir etwas zu Essen zurückgelegt. Du hast bestimmt Hunger, ehe du wieder los musst.«
    Amman wusste nicht, was er sagen sollte. Einerseits freute er sich über das Mahl, andererseits verletzte ihn der unverhohlene Rausschmiss. Amman hatte das Gefühl, nirgendwo mehr wirklich hinzugehören.
    Während er aß, schaute Johanna ihm schweigend zu. Beinahe so, als wären wir eine richtige Familie, ging es Amman durch den Kopf. Es schmerzte ihn, dass es bloß eine Illusion war, was für sie beide doch hätte Wirklichkeit sein können. Als er den Blick hob, sah er tiefe Traurigkeit in Johannas Augen.
    »Vermisst du Rom und unser altes Leben tatsächlich so sehr?« Die Frage war dem Fugger-Agenten eher unbeabsichtigt herausgerutscht, und er bereute sie sofort. Denn diese Frage zerstörte augenblicklich den Hauch von Zauber, der dieser irreale Besuch in seinem eigenen Zuhause bisher für Sachs gehabt hatte.
    Johanna riss für einen winzigen Moment die Augen weit auf, als hätte sie einen Schreck bekommen. Dann senkte sie den Blick, stand vom Küchentisch auf und schaute sich unschlüssig um. Schließlich verließ sie ohne ein Wort Küche und Wohnung – ohne Hast, ohne Eile. Ganz so, als wäre ihr noch eine wichtige Besorgung eingefallen.
    Auch Amman Sachs beendete sein Mahl ohne jede Hast. Dann reinigte er das Brett mit etwas Sand und dann mit Wasser und räumte alles weg, sodass nichts mehr an seine Anwesenheit erinnerte. Schließlich nahm er seine Sachen und verließ das Haus, ohne einen Blick zurück zu werfen. Er schloss die Tür und ging seines Weges.
    Sachs war froh, dass ihm auf den Straßen der Fuggerei niemand begegnete, der ihn möglicherweise kennen konnte. So bemerkte auch niemand seine bittere Erregung und die tiefe Traurigkeit, als er sein Heim ohne jeden Abschied verließ.

12.
    Amman Sachs’ erstes Ziel waren die Fuggerhäuser ein paar Straßen von der Fuggerei entfernt. Eigentlich wollte er sich dort nur ein Pferd geben lassen, mit dem er die Reise nach London antreten konnte, doch als der Hauptfaktor erfuhr, dass Sachs nach nur einem Tag in Augsburg bereits wieder abreisen wollte, rief er ihn noch einmal in seine Kanzlei.
    Kasper Peutinger händigte seinem Agenten mehrere Depeschen und Dokumente aus, die Sachs in Antwerpen dem dortigen Faktor der Fugger übergeben sollte.
    »Von Antwerpen aus könnt Ihr Euch leicht nach London einschiffen. Es geht im Augenblick fast wöchentlich ein Schiff von uns hinüber zu den britischen Inseln.«
    Amman Sachs tat so, als würde ihn das nicht sonderlich interessieren. Dabei war die Information, dass die Fugger einen ständigen Handelskontakt mit England unterhielten, eine echte Neuigkeit für ihn. Bisher war er davon ausgegangen, dass es seine Aufgabe in London sein sollte, einen solchen Kontakt aufzubauen und einzurichten. Sachs verkniff sich die Frage, was er dann eigentlich in England ausrichten sollte. Er würde es sicher noch früh genug erfahren.
    »Wenn Ihr in Antwerpen seid, wendet Euch an den Herrn Bonaventura von Bodeck. Über ihn laufen derzeit die meisten unserer Geschäfte dort. Er kennt die alte Parole.«
    Sachs blickte den Hauptfaktor nun doch fragend an, so dass dieser fortfuhr: »Es sind unsichere Zeiten. Ihr wart während der vergangenen Monate in der Neuen Welt, deshalb mag Euch entgangen sein, dass der Konflikt der niederländischen Provinzen mit dem spanischen Königshaus sich zuspitzt. Noch kann sich Antwerpen als reichste Stadt des Nordens behaupten. Dass sie reformiert ist und in Opposition zu den katholischen Habsburgern steht, ist da im Augenblick noch ein Vorteil, weil die Stadt unbehelligt den Warenverkehr hinüber zu den Engländern abwickeln kann. Aber Philipp hat in seiner ewigen Geldnot seine Hand nach Antwerpen ausgestreckt. Und da sind wir als Bankiers der Habsburger sicher gut beraten, einen Intermediär, einen Zwischenhändler, als Treuhänder für unsere Geschäfte einzusetzen. Das versteht Ihr doch, Sachs?«
    Da ging er also doch in ein offenes Dornenfeld! Amman Sachs’ Besorgnis über seine neue Mission wuchs. Doch er

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