Der Spion der Fugger Historischer Roman
tingiertem Gold in Händen.«
Herr von Bodeck schien belustigt. »Woher wisst Ihr, dass es das Gold eines Adepten war? Hat man es Euch gesagt? Seit wann glaubt ein leibhaftiger Schweizer, was man ihm sagt, ohne dass er es mit eigenen Augen nachgeprüft hat?«
Der Gastgeber fixierte sein Gegenüber ganz genau. Und er schien mehr verstanden zu haben, als Amman Sachs gesagt hatte. Nachdenklich fuhr von Bodeck fort: »Geht morgen bei Tage einmal ins jüdische Viertel, zu den Wechslern. Die haben seit den Tagen des falschen Adepten Leonhard Thurneysser ihre Lektion gelernt. Der Thurner hatte ihnen übergoldetes Blei für reines Gold verkauft und stattlichen Gewinn dabei gemacht, bis man ihn bei seinem falschen Treiben erwischte. Lasst dort einfach ein Goldstück aus Eurem Besitz auf seine Echtheit und seinen Goldgehalt prüfen. Wenn die Alchemie wirklich etwas gebracht hat, dann das Wissen, wie man falsches Gold am besten identifiziert!«
Sachs war verblüfft: »Man kann den Gehalt des Goldes tatsächlich näher bestimmen? Ich habe noch nie gehört, dass so etwas möglich ist . . .«
»Glaubt einem erfahrenen Kaufmann. Wer schon einmal auf falsches Gold hereingefallen ist, der weiß, wie man auf sichere Art und Weise bestimmt, was wirkliches Gold ist und was Betrug. Aber sagt, woher habt Ihr das Wissen über die Münze aus Alchemistengold? Vielleicht bekommt Ihr sie ja noch einmal in die Hände und könntet die Goldprobe dann selbst vornehmen.«
Noch eine ganze Weile unterhielten sich die beiden Männer über die geheime Kunst der Adepten; Bonaventura von Bodeck versprach schließlich seinem Gast, ihn am nächsten Tag tatsächlich zu einem ihm bekannten jüdischen Wechsler und Goldschmied zu führen, der sich angeblich auf die Goldprobe verstand und Amman Sachs vielleicht sogar in dieser besonderen Fertigkeit unterweisen würde.
Außerdem bestand der Antwerpener Kaufmann darauf, dass Amman Gast in seinem Haus bleibe, bis sich ein geeignetes Schiff gefunden hätte, das ihn sicher nach England und nach London bringen würde. Zwar sei es so, wie Hauptfaktor Peutinger ihm vor seiner Abreise aus Augsburg gesagt hatte, dass regelmäßig ein Schiff unter dem geheimen Kommando der Fugger zwischen den noch spanischen, aber bereits seit geraumer Zeit protestantischen Niederlanden und dem ebenfalls protestantischen England der Königin Elisabeth verkehrte – aber nur, wenn sich für diesen Transfer ein geeigneter Vorwand und eine sichere Legende fänden, die der Überprüfung durch die Engländer standhielten.
Auch dies nahm der Fugger-Agent schweigend zur Kenntnis, wenngleich es ihn verwunderte, dass die Probleme der Fugger in Antwerpen und London tatsächlich so groß sein sollten – beziehungsweise, dass man daheim in Augsburg ein so falsches Bild von der Situation hier vor Ort hatte.
Der nächste Tag war ein schwülwarmer Sommertag, der den Gestank des Flusses und des Unrats in den Straßen von Antwerpen bis zur Unerträglichkeit ansteigen ließ. Bonaventura von Bodeck und Amman Sachs liefen daher mit schnellen Schritten durch die Gassen des Judenviertels, als wären sie auf der Flucht vor der verpesteten Luft. So dauerte es nicht lange, und der Fugger-Agent war in seinen neuen Kleidern durchgeschwitzt – gerade so, wie seinerzeit in
Nombre de Dios
in Neu-Kastilien. Laut fluchend machte er schließlich seinem Unmut Luft.
»Ihr wart in der Neuen Welt?« Von Bodecks Frage klang unschuldig, doch Amman Sachs wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er musste wirklich besser lernen, sich zu verstellen und mit seinem wahren Wissen hinter dem Berg zu halten. Doch für den Moment war es zu spät.
So antwortete er wahrheitsgemäß: »Ja, Meister Bodeck. Der Fugger hat seine alten Privilegien in Neu-Kastilien noch nicht ganz abgeschrieben. Ich war dort, um verlorenes Terrain für Augsburg zurückzugewinnen.«
Der alte Kaufmann hielt für einen Augenblick inne, um Sachs genau ins Auge fassen zu können. »Und nun seid Ihr hier, Hohensax! Entweder war Eure Mission im Vizekönigreich Neu-Kastilien ein Fehlschlag – oder sie war so erfolgreich, dass Euch gleich der nächste heikle Fall anvertraut worden ist. Der Fugger kann ja jeden guten Mann gebrauchen, der zu haben ist.«
Amman Sachs wusste nicht recht, was er mit diesem Einwurf anfangen sollte. Doch eine Entgegnung erübrigte sich, da die beiden Männer offenbar das Ziel ihrer gemeinsamen Hatz durch die Straßen von Antwerpen erreicht hatten.
Der alte Kaufmann und der
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