Der Spion der Fugger Historischer Roman
Männer, die emsig beschäftigt waren. Der Ältere, ein kräftiger Kerl mit breiten Schultern und einer ledernen Schürze, schien der Meister zu sein, der Jüngere sein Geselle, der ihm zur Hand ging. Mitten im Raum war ein Klippwerk aufgebaut, ein einfache Maschine, mit der Münzen von gleicher Qualität hergestellt werden konnten. Amman Sachs sah, wie der Geselle einen Münzrohling, den Schrötling, auf den Unterstempel legte, der wiederum auf einem schweren Amboss ruhte. Der Unterstempel würde später die Münzunterseite prägen.
Dann steckte der junge Mann den Oberstempel mit dem Klischee der Münzvorderseite in eine einfache Halterung, die den Stempel aus reinem Stahl genau oberhalb des Unterstempels mit dem Rohling darauf fixierte. Nun nahm der Meister einen schweren Schmiedehammer, holte weit aus und schlug denn mit genau bemessener Kraft auf den Oberstempel – der wuchtige Schlag ließ das Haus erbeben und schmerzte in den Ohren.
Sofort hob der Geselle den Oberstempel an und nahm die fertige Münze aus dem Klippwerk. Amman Sachs erkannte von seinem Beobachtungsposten aus, dass das Metall der Münze reines Gold war. Und es wurde beim Schlag so in die Klischees der Stempel gepresst, dass auch die Ränder der Münze ein einfaches Muster annahmen – der beste und sicherste Echtheitsnachweis für Kurantmünzen, wie der Fugger-Agent wusste.
Der Geselle gab die fertige Münze nun dem Meister, der sie von allen Seiten begutachtete und dann zufrieden nickte. Beinahe achtlos warf er dann die Goldmünze – zweifellos ein Rosenobel – in eine große offene Holztruhe. Erst jetzt sah Amman Sachs, dass die Holztruhe fast bis obenhin mit goldenen Münzen gefüllt war.
Der Schweizer staunte noch über den gewaltigen Schatz, den er da sah, als er aus einem rückwärtigen Raum der Werkstatt Schritte hörte, die sich näherten. Er sah einen Soldaten, offensichtlich ein Offizier, in vollen Waffen die Münzstätte betreten. Der Mann schaute sich kurz um, sodass Sachs rasch den Vorhang zuzog. Dann vernahm er ein leises Gespräch, konnte die Worte aber nicht verstehen, da der Geselle geräuschvoll das Klippwerk für den nächsten Schlag vorbereitete.
Plötzlich trat völlige Stille im Haus ein. Das Werken und das leise Gespräch waren verstummt. Der Fugger-Agent schob vorsichtig den Vorhang zur Seiteundspähte inden Raum.Er war jetzt leer. Die beiden Handwerker und der Soldat mussten sich von der Werkstatt aus in den rückwärtigen Raum begeben haben. Schnell schlüpfte Amman Sachs in die Werkstatt, huschte zur Holztruhe mit den Goldmünzen und nahm zwei der frisch geschlagenen Rosenobel heraus. Er besah sie sich kurz und machte dann, dass er wieder herauskam. Auf Zehenspitzen ging er zurück zum Flur und zur Haustür, öffnete vorsichtig den Kippriegel und trat hinaus in die Nacht. Mit Hilfe seines Messers verriegelte er die Tür wieder. Erst jetzt steckte Sachs die beiden gestohlenen Münzen in seinen Geldbeutel.
Er überlegte noch, was er nun tun sollte, als er hörte, wie der Riegel der Tür zur Münzwerkstatt abermals geöffnet wurde. Mit schnellen Schritten flüchtete Amman Sachs in Richtung der inneren Festungsmauer, in deren Schatten er um die nächste Ecke huschte. Dort erst hielt er inne, drehte sich um und lugte um den Mauervorsprung.
Er sah, wie der Offizier mit einem zweiten Soldaten das Reihenhäuschen mit der Werkstatt verließ. Sie gingen in Richtung des Byward Towers und der Themse. Kurz entschlossen folgte Sachs den beiden Bewaffneten in sicherem Abstand im Schatten der Festungsmauer.
Gegenüber vom Byward Tower betraten die Männer den Eingang zum so genannten Bell Tower. Sachs überlegte kurz, ob er es wagen konnte, die Verfolgung fortzusetzen. Kurz entschlossen öffnete dann auch er die schwere Eichentür und betrat das Innere des Turms.
Drinnen sah er, dass die zwei Soldaten schon weiter vorausgeeilt waren. Der Gang aus grauen Natursteinen führte vom Bell Tower in östliche Richtung und wurde von vereinzelten Fackeln spärlich erleuchtet. So war es Amman Sachs leicht möglich, unentdeckt seinen Weg fortzusetzen.
Schließlich bogen die Soldaten wieder im rechten Winkel nach links ab, nun also in nördliche Richtung. Sachs vermutete, dass dies der Weg zum zentralen White Tower der Anlage war. Und richtig, nun ging es über eine Treppe, die die gesamte Breite des Gangs ausfüllte, in eine höhere Etage. Der White Tower, der große quadratische Bau mit den vier unterschiedlichen Ecktürmen, der den
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