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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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den Tiegel und dessen Inhalt mit der großen Eisenzange kurz zu überprüfen; dann nickte er selbstgefällig, holte den Tiegel mit Schwung aus dem Ofen und warf ihn regelrecht in das Wasserfass. Zischend stieg eine Dampfwolke auf. Dann griff der Alchemist auch schon ins Wasserfass, ohne darauf zu achten, ob sein Mantel nass würde. Nun hatte er den abgekühlten Tiegel in der Hand und schlug diesen im nächsten Augenblick mit großer Wucht verkehrt herum auf die Platte des Tischchens.
    Sachs konnte einen erschrockenen Ausruf nicht unterdrücken, als er sah, was sich da mit einem Ruck aus dem Tiegel gelöst hatte: Im Licht der Laternen und Fackeln erkannte er das Funkeln und Leuchten puren Goldes – nicht bloß einer kleinen Kugel oder einiger Krümel, nein: Der Tiegel musste fast zur Gänze mit reinstem Gold gefüllt gewesen ein! Zum Glück schien der Ohrlose Amman Sachs nicht gehört zu haben.

15.
    Amman Sachs war fassungslos, ja erschüttert. Er war überzeugt gewesen, dass die Goldmacherei der Adepten nichts als Schwindel und Betrug war. Nun aber hatte er selbst gesehen, wie aus flüssigem Silber – Quecksilber, wie man es auch nannte – Gold wurde, durch nichts weiter als Feuer und einem geheimnisvollen Pulver, das nur der Stein des Weisen sein konnte, jenes rote Elixier, von dem die Schriften der Alten berichteten und seine ungeheure Wirkung priesen. Und nun war er selbst dabei gewesen, wie dieser magische Staub seinen unfassbaren Zauber entfaltet hatte.
    Sachs riss den Blick von dem Bild los, das er im Innern der Zelle beobachtet hatte. Er tauchte wieder ein in die Dunkelheit des Kellerganges. Für einen Moment überlegte er, ob er in die Küche des Alchemisten eindringen sollte, um sich eine Probe des Goldes zu sichern. Aber er hatte die beiden Rosenobel in seinem Geldbeutel; da würde es wohl nicht nötig sein, auch noch das Ursprungsmetall an sich zu bringen. Es musstesich ja um das selbe Gold handeln.
    Jetzt müsste er vor allem Gemma aus ihrer misslichen Lage befreien. Amman Sachs bog um die Ecke in den Gang, der zur Treppe in das höher gelegene Geschoss führte – und erschrak: Vor ihm standen die beiden Soldaten und hielten die Hellebarden auf ihn gerichtet. Hinter ihnen im Halbdunkel erkannte er Francis Walsingham, der schief lächelte.
    »Guten Abend, Master Sachs!« Der Engländer schien einen Triumph zu feiern. »Seltsam, dass wir uns stets in Kellergeschossen treffen, findet Ihr nicht? Ich muss Euch leider unter Arrest nehmen. Ihr habt keine Berechtigung, Euch an diesem Ort aufzuhalten. Dass Ihr es überhaupt bis hierher geschafft habt, nötigt mir Respekt ab. Ihr seid wahrscheinlich hier, um Eure kleine Freundin zu befreien, nicht wahr?«
    Der Fugger-Agent sagte nichts, blickte nur wie starr auf die funkelnden Spitzen der Hellebarden in den Händen der beiden Soldaten. Es waren sehr gefährliche Waffen, mit denen man zustechen, wie mit einem langen Beil zuschlagen und wie mit einem Knüppel prügeln konnte. Doch wegen ihrer Länge waren Hellebarden nur sehr schwer zu handhaben, wie der ehemalige Schweizergardist aus eigener Erfahrung wusste.
    Amman Sachs machte einen leichten Schritt zur Seite, dem man ihm als unwillkürlichen Fluchtreflex auslegen konnte. Tatsächlich aber brachte er sich so in einen besseren Winkel zu den auf ihn gerichteten Waffen. Sachs spürte das Blut in seinen Adern, als er mit einem weiteren geschickten Ausfallschritt nach dem Schaft der ersten Hellebarde griff und die mächtige Waffe blitzschnell an sich brachte. Der Soldat hatte mit Gegenwehr offenbar nicht gerechnet und war zu überrascht, um angemessen zu reagieren. Ein kurzer Ruck mit der Hellbarde, und Amman Sachs hatte seinen Gegner entwaffnet.
    Mit einer schwungvollen Bewegung drehte Sachs die Waffe um und richtete sie nun auf den Mann. Ohne zu zögern, stach er zu und traf den Gegner in den rechten Oberschenkel. Der Getroffene schrie auf. Es war keine unbedingt tödliche Verletzung, wie Sachs wusste, aber sie machte den Gegner weitgehend bewegungsunfähig.
    Im Augenwinkel sah Sachs das jetzt nicht mehr überhebliche, sondern erschrockene Gesicht Walsinghams. Doch seine Aufmerksamkeit gehörte nun ganz dem zweiten Soldaten, der ein Stück zurückgewichen war und seine Waffe fester packte. Er würde sich von dem Fremden nicht so überrumpeln lassen wie sein Kamerad. Der war inzwischen zusammengebrochen, jammernd vor Schmerz, und bildete mit seinem Körper eine Barriere zwischen Sachs und dem noch bewaffneten

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