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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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Fugger-Agent, dass die königliche Barke für sie vorbereitet war: Einige Dutzend Ruderer in der Uniform der königlichen Garde saßen bereit und schauten erwartungsvoll zu ihnen herüber. Gemma und Amman Sachs betraten über eine breite Planke die Barke und wurden von einem Offizier in ein schlichtes Zelt geführt, das in der Mitte des Bootdecks aufgestellt war. So würde von Land oder von anderen Schiffen aus nicht zu beobachten sein, wer sich an Bord der Barke befand. Amman Sachs schaute nach Westen. Die Sonne stand bereits tief über dem Horizont; bald würde die Dämmerung einsetzen.
    Sobald sie sich im Innern des Zeltes gesetzt hatten, wurde ein Befehl gebrüllt. Die beiden Gefangenen spürten, wie die Barke vom Ufer loskam. Sofort nahm sie Fahrt auf, leicht ruckend im Rhythmus der Ruderschläge, wobei der Takt von einem Rufer lautstark vorgegeben wurde.
    Sie waren noch nicht lange unterwegs, als ein anderes Kommando ertönte, gefolgt von einem besonders kräftigen Ruderschlag. Anschließend hörte man, wie die Ruder auf die Planken gestellt wurden. Das Boot trieb nun für einen Moment mit spürbar hoher Geschwindigkeit geradeaus; dann erklang wieder das ursprüngliche Kommando, und erneut begann das leichte Rucken der Barke, als die Ruderer wieder in Aktion traten. Amman Sachs vermutete, dass sie die London Bridge passiert hatten und nun westlich davon sein mussten.
    Im Westen der London Bridge aber befand sich der Palast von Whitehall, die königliche Residenz; in unmittelbarer Nachbarschaft stand der Palast von Westminster, der früher ebenfalls als königliches Domizil genutzt worden war, jetzt aber das Parlament beherbergte.
    Amman Sachs fragte sich, ob die englische Königin selbst ihn sprechen wollte. Dann aber fiel ihm ein, dass er Elisabeth ja im Tower of London gesehen hatte. Sie hätte ihn also zweifellos dort schon aufgesucht, wenn dies ihre Absicht gewesen wäre. Welche mögliche Erklärung gab es dann? Sollte er sich vielleicht gegenüber dem Parlament verantworten, der Versammlung der englischen Stände? Das schien dem Agenten der Fugger am wahrscheinlichsten, wobei er sich wünschte, Francis Walsingham noch einmal im Vertrauen sprechen zu können. Denn sie hatten damals in Augsburg ja eine Vereinbarung getroffen. Und auch wenn Sachs nicht glaubte, dass diese Abmachung noch Bestand hatte, so hoffte er aus seinem Wissen über den von Walsingham verübten Verrat doch einen Vorteil für Gemma und sich selbst herausschlagen zu können.
    Francis Walsingham – Amman Sachs konnte nicht umhin, mit einiger Bewunderung an diesen Mann zu denken. Der undurchsichtige Engländer konnte agieren, wo der Fugger-Agent selber nur reagieren konnte. Ausgestattet mit Privilegien, die ihm eine Königin verliehen hatte, besaß er eine ganz andere Macht als Amman Sachs selbst, die Dinge und Geschehnisse in seinem ganz eigenen Interesse zu lenken und zu leiten.
    Und mit einem Mal wusste der Fugger-Agent instinktiv, wohin ihn diese Ruderpartie auf der Themse führen, was das Ziel ihrer Überführung aus dem Tower von London sein würde: der historische,
Inner Temple
genannte Bezirk, genau zwischen Themse und jener Straße gelegen, wo Sachs im »Ye Olde Cheshire Cheese« Quartier bezogen hatte. Sachs hatte von dem Gasthaus aus die »Honorable Society of Inner Temple« sehen können. Es war der Sitz der Rechtsgelehrten und der Kronanwälte.
    Sie waren jetzt ein wenig länger unterwegs, als vom Tower bis zur London Bridge, aber wieder kam das besondere Kommando; die Ruder wurden aufgestellt, und dann schlug das Boot auch schon sacht gegen eine Kaimauer und wurde Augenblick später abrupt gestoppt, wahrscheinlich durch ausgeworfene Taue. Die Barke lag fest, und sofort kamen die Soldaten ins Zelt und forderten Gemma und Amman Sachs auf, voraus an Land zu gehen.
    Amman sah, dass seine Ahnung ihn nicht getrogen hatte: Vom Ufer aus war ein Spalier aus bewaffneten Fackelträgern aufgestellt, die den Weg zu einem eigenwilligen, kirchenartigen Bau markierten, der ein wenig weiter landeinwärts lag. Das musste der Inner Temple sein.
    Während er und seine junge Gehilfin durch das Spalier gingen, hielt Sachs nach einem bekannten Gesicht Ausschau, das sich für ihn und seine Sache verwenden ließ. Doch die Männer, die die Fackeln hielten, waren ihm allesamt unbekannt, auch wenn die purpurroten Umhänge, die sie trugen, erkennen ließen, dass sie von Stand sein mussten – reiche Söhne aus gutem Hause, die für eine Position in der

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