Der Spion der mich liebte
den Seitenteilen des Koffers zu schaffen, zog einige dünne schwarze Gegenstände heraus, die ich für Magazine hielt, und steckte sie ebenfalls ein. Dann ließ er den Kofferdeckel zuschnappen. »Besser zu viel Munition als zu wenig«, bemerkte er, knallte ostentativ die Wagentür zu und richtete sich auf. Wir traten beide zum Heck des Wagens, um uns den platten Reifen anzusehen. Er kniete neben dem Rad nieder, und ich beugte mich über ihn. »Telefon?« fragte er kurz. »Gesperrt«, erwiderte ich. »Geben Sie mir das Zimmer neben dem Ihren.« »Natürlich.« »Schön. Gehen wir. Halten Sie sich in meiner Nähe, gleichgültig, was die anderen tun oder sagen.« »Ja, und vielen Dank.«
Er stand auf und lächelte. »Warten Sie damit, bis wir die Sache hinter uns haben.« Gemeinsam schritten wir zurück. Sluggsy, der auf der Schwelle gestanden hatte, schloß die Tür hinter uns und sperrte ab. »Hier ist Ihr Schlüssel, Mister«, sagte er und warf den Schlüssel auf den Tisch.
Ich nahm ihn und sah mir die Nummer an. Vierzig, das letzte Zimmer links. »Der Herr nimmt Zimmer zehn neben dem meinen«, erklärte ich fest und trat zum Empfangstisch, ohne daran zu denken, daß Sluggsy alle Schlüssel bei sich hatte. Er war mir gefolgt. Jetzt grinste er. »Nichts zu machen, Baby. Von dem Burschen wissen wir nichts. Deshalb werden Horror und ich in den beiden Zimmern neben dir schlafen. Wir müssen doch darüber wachen, daß du nicht gestört wirst. Die anderen Schlüssel sind schon verpackt. Nur Nummer vierzig ist noch da.« Er wandte sich an den Engländer. »He! Wie heißen Sie eigentlich?« »Bond. James Bond.« »Aus England?«
»Stimmt. Wo ist das Meldebuch? Ich werd's Ihnen aufschreiben.«
»Sie sind ein ganz Gescheiter, was? Was tun Sie denn, um Ihren Lebensunterhalt zu verdienen?« »Ich bin bei der Polizei.« Sluggsy starrte den Engländer verblüfft an. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und drehte sich zu Horror um, der wieder an seinem alten Tisch saß. »He, Horror! Hast du das gehört? Der Bursche ist ein Bulle! Toll, was? Ein Polyp!« Horror nickte. »Dacht' ich mir doch. Na, wenn schon? Wir haben nichts Unrechtes getan.«
»Stimmt«, bestätigte Sluggsy eifrig. Er wandte sich an Mr. Bond. »Und hören Sie bloß nicht auf das, was Ihnen die Kleine da vorflunkert. Wir sind nämlich von der Versicherung. Schätzer. Arbeiten für Mr. Sanguinetti. Der hat in Troy was zu sagen. Dem gehört auch das Motel hier. Na, und der Geschäftsführer hat sich beschwert, weil Geld fehlte. Andere Sachen auch. Deshalb sind wir hergekommen, um Ermittlungen anzustellen. Und als wir dem kleinen Aas hier Fragen stellen, knallt sie da nicht meinem Freund den Eispickel über den Schädel? Da, sehen Sie sich's an!« Er wies auf Horror. »Wie gefällt Ihnen das? Als sie kamen, wollten wir sie gerade zur Vernunft bringen. - Stimmt's nicht, Horror?«
»Genau. So war es.«
»Lauter Lügen«, warf ich zornig ein. Ich ging zur Hintertür, zeigte auf den verbogenen Rahmen und die Stelle, wo die Kugel eingeschlagen war. »Woher stammt denn dieser Einschuß?«
Sluggsy lachte laut. »Du kannst mich ja durchsuchen, Baby!« Er drehte sich nach Horror um. »Hast du hier Kugeln herumfliegen sehen?«
»Nein.« Horrors Ton war gelangweilt. Er wedelte verdrießlich mit der Hand, um auf die Theke aufmerksam zu machen. »Allerdings hab' ich gesehen, wie die junge Dame meinem Freund das gesamte Besteck nachgeworfen hat.« Seine Augen richteten sich langsam auf mich. »Stimmt das nicht? Und da unten liegt auch irgendwo ein großes Tranchiermesser. Ich hätte gute Lust, dich morgen früh wegen Tätlichkeiten einlochen zu lassen.«
»Tun Sie das!« versetzte ich hitzig. »Sie werden schon sehen, wie weit Sie damit kommen. Sie wissen ganz genau, daß ich mich nur gewehrt habe. Und was die Sache mit dem fehlenden Geld angeht, so höre ich davon zum erstenmal.« Der Engländer mischte sich gelassen ein. »Nun, es sieht so aus, als sei ich gerade rechtzeitig gekommen, um Frieden zu stiften. Wo ist das Meldebuch, damit ich mich eintragen kann?« »Das Buch hat der Chef«, versetzte Sluggsy unwirsch. »Sie müssen sich nicht eintragen. Sie brauchen auch nicht zu zahlen. Das Motel ist geschlossen. Ihre Übernachtung geht auf Kosten des Hauses.«
»Danke. Das ist sehr freundlich von Ihnen.« James Bond wandte sich an mich. »Könnte ich vielleicht ein paar Eier mit Schinken und eine Tasse Kaffee haben? Bei dem vielen Reden habe ich Hunger bekommen.
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