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Der Spion der mich liebte

Titel: Der Spion der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Ich kann es mir selbst zubereiten, wenn das Zeug da ist.« »O nein.« Ich rannte fast hinter die Theke. »Das tue ich gern.«
    »Vielen Dank.« Er wandte Sluggsy den Rücken zu, schlenderte zur Theke und ließ sich auf einem Hocker davor nieder. Seinen Koffer legte er auf den Hocker neben sich. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie Sluggsy sich abrupt umdrehte und rasch zu dem mageren Mann hinüberschritt. Er setzte sich zu ihm und begann, leise auf ihn einzureden.
    James Bond warf einen Blick über die Schulter. Dann rutschte er vom Hocker, zog seinen Regenmantel aus, legte den Hut ab und setzte sich wieder. Schweigend beobachtete er die Männer in dem langen Spiegel hinter der Theke, während ich kochte.
    Er war etwa einsachtzig groß, schlank und sah gut aus. Die Augen in dem schmalen gebräunten Gesicht waren graublau und sehr klar. Als sie jetzt die beiden Männer beobachteten, blickten sie kalt und wachsam. Die starren halbgeschlossenen Augen gaben seinem Gesicht diesen harten, beinahe grausamen Zug, der mich vorhin so erschreckt hatte. Doch jetzt, da ich wußte, daß er lächeln konnte, fand ich sein Gesicht faszinierend. Er trug ein weißes Seidenhemd mit einer schmalen schwarzen Strickkrawatte, die lose herunterhing. Der Einreiher war aus irgendeinem dunkelblauen leichten Material. Die kräftigen Hände lagen ruhig auf seinen verschränkten Armen auf der Theke, und jetzt griff er hinunter in die Hüfttasche und zog ein breites Zigarettenetui heraus. Er öffnete es.
    »Möchten Sie eine Senior Service? Von jetzt an werde ich wohl Chesterfield rauchen müssen.« Seine Mundwinkel zogen sich ein wenig nach unten, als er lächelte. »Nein danke. Jetzt nicht. Wenn ich gekocht habe.« »Wie heißen Sie übrigens? Sie sind doch Kanadierin, nicht wahr?«
    »Ja, aus Quebec. Doch die letzten fünf Jahre habe ich in England gelebt. Ich heiße Vivienne Michel. Meine Freunde nennen mich Viv.«
    »Wie sind Sie nur in diese Patsche geraten? Die beiden haben die schlimmsten Gangstervisagen, die ich seit Jahren gesehen habe. Und Troy ist ein übler Ort - eine Art Gangstervorstadt von
    Albany. Der Dürre hat bestimmt vor kurzem erst eine Zuchthausstrafe abgesessen. Und der andere macht den Eindruck, als sei er nicht normal. Also, wie ist das passiert?« Ich berichtete ihm in groben Zügen, wie es dazu gekommen war. Er hörte stumm zu. Noch immer drang Musik aus dem Radio, doch die beiden Gangster saßen schweigend an ihrem Tisch und ließen uns nicht aus den Augen. Deshalb sprach ich möglichst leise. Als ich gebeichtet hatte, fragte ich: »Ist es wirklich wahr, daß Sie bei der Polizei sind?« »Nicht ganz. Aber mein Beruf liegt etwa auf der gleichen Linie.«
    »Sind Sie ein Privatdetektiv?« »Könnte man sagen.« »Ich wußte es.« Er lachte. »Woher?«
    »Ach, ich weiß nicht. Aber Sie sehen irgendwie - irgendwie gefährlich aus. Außerdem haben Sie doch einen Revolver aus Ihrem Koffer geholt. Sind Sie« - die Frage war mir peinlich, doch ich mußte es wissen - »Beamter? Ich meine, von der Regierung?«
    Er lächelte beruhigend. »O ja. Darüber brauchen Sie sich kein Kopfzerbrechen zu machen. Man kennt mich auch in Washington. Wenn wir hier heil herauskommen, dann laß ich mir die beiden nicht entgehen.« Seine Augen waren wieder kalt. »Ich werde dafür sorgen, daß sie für das, was sie Ihnen angetan haben, bestraft werden.« »Sie glauben mir also?« »Natürlich. Jedes Wort. Nur eines kann ich mir noch nicht erklären. Welches Ziel verfolgen die beiden? Sie scheinen sich aufgeführt zu haben, als wüßten sie, daß sie mit Ihnen machen können, was sie wollen, ohne daß sie unangenehme Folgen zu fürchten haben. Und jetzt scheint sie es gar nicht weiter zu berühren, daß ich auf der Bildfläche erschienen bin. Das gefällt mir nicht. Haben sie getrunken? Rauchen sie?« »Nein. Keiner von beiden.«
    »Das gefällt mir ebensowenig. Typisch für Berufsverbrecher.«
    Ich hatte das Essen fertig und stellte es auf die Theke. Er aß, als wäre er wirklich hungrig. Ich fragte, ob es ihm schmeckte, und er versicherte, es wäre wunderbar. Wärme stieg in mir auf. Welch unglaubliches Glück, daß gerade dieser Mann wie durch ein Wunder hier aufgetaucht war! Mit fast sklavenhafter Ergebenheit schwirrte ich um ihn herum, bot ihm noch mehr Kaffee an, etwas Marmelade für seinen Toast. Schließlich lachte er.
    »Sie verwöhnen mich. Gönnen Sie sich endlich die Zeit für eine Zigarette. Sie haben sich die ganze Schachtel

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