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Der Spion der mich liebte

Titel: Der Spion der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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schlimm, daß Sie nicht mal bis nach Lake George kommen können?«
    »Unmöglich. Ich bin schon über einen Kilometer auf der Felge gefahren. Das Rad hat bestimmt schon einen Schlag.« Kaum merklich wies ich mit dem Kopf nach rückwärts, um ihn aufzufordern, hereinzukommen. »Ja, wissen Sie, jetzt sind gerade die Leute von der Versicherung hier. Die muß ich erst fragen. Warten Sie hier.« Wieder winkte ich mit dem Finger. Dann drehte ich mich um und trat zwei Schritte ins Innere, blieb jedoch so nahe an der Tür, daß keiner der beiden sie zuschlagen konnte. Der Mann im Regenmantel hatte meinen Wink verstanden und den Raum ebenfalls betreten. Als er die beiden Männer erblickte, wurden seine Gesichtszüge irgendwie schärfer, doch er sagte ganz unbefangen: »Sie haben wahrscheinlich gehört, was ich sagte. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich hier übernachte?«
    »Allmächtiger«, stellte Sluggsy verachtungsvoll fest. »Ein Engländer! Sind wir hier vielleicht bei den Vereinten Nationen?« »Nichts zu machen, mein Freund«, mischte sich der Magere scharf ein. »Sie haben gehört, was die junge Dame sagte. Das Motel ist geschlossen. Wir werden Ihnen helfen, den Reifen zu wechseln, und dann können Sie getrost weiterfahren.« »Dafür ist es doch schon ein bißchen spät«, versetzte der Engländer gelassen. »Ich will nach Süden. Ich bezweifle, daß vor Glens Falls noch ein Motel an der Straße liegt. Mir wäre es lieber, wenn ich hierbleiben könnte. Schließlich hatten Sie ja das Schild eingeschaltet.«
    »Sie haben gehört, was ich sagte, Mister.« Horrors Ton wurde schärfer. Er wandte sich an Sluggsy. »Komm. Wir helfen ihm beim Reifenwechsel.« Gemeinsam näherten sie sich der Tür. Doch der Engländer ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Ich habe zufällig Freunde in Albany, recht einflußreiche Freunde. Sie sind doch sicherlich nicht erpicht darauf, Ihre Lizenz zu verlieren, nicht wahr? Auf dem Schild stand klar und deutlich >Zimmer frei<, und die Fenster waren erleuchtet. Ich bin müde und will ein Zimmer haben.« Er wandte sich mir zu. »Macht Ihnen das besondere Umstände?« »O nein«, versicherte ich. »Keineswegs. Ein Zimmer ist schnell gemacht. Ich bin sicher, daß Mr. Sanguinetti seine Lizenz nicht verlieren möchte, oder?« Mit großen unschuldigen Augen blickte ich die beiden Gangster an. Es sah so aus, als wollten sie jeden Moment ihre Waffen ziehen, doch der Magere trat nur zur Seite, und Sluggsy folgte ihm. Einen Augenblick flüsterten sie miteinander. Ich nahm die Gelegenheit wahr, um dem Engländer eindringlich und flehend zuzunicken. Wieder lächelte er mir beruhigend zu.
    Der Magere drehte sich um. »Okay, Mister. Sie können bleiben. Aber bilden Sie sich ja nicht ein, Sie könnten uns mit Ihren Geschichten beeindrucken. Mr. Sanguinetti hat ebenfalls Freunde in Albany. Vielleicht haben Sie recht mit dem Schild. Aber treiben Sie's nicht zu weit. Wir sind hier zuständig, und was wir sagen, wird gemacht. In Ordnung?« »Mir soll's recht sein. Ich hole meinen Koffer.« Er steuerte wieder auf die Tür zu. »Ich helfe Ihnen«, warf ich rasch ein. Dann eilte ich ihm voraus, zog wütend an meinem Reißverschluß, beschämt über mein Aussehen. Nach einer Weile ließ er sich endlich hochziehen, und ich schloß den Anzug bis zum Hals.
    Der Engländer holte mich ein. Hastig flüsterte ich ihm zu, ohne ihn anzublicken. Ich war sicher, daß einer der beiden Männer an der Tür stand und uns beobachtete. »Danke«, zischte ich. »Gott sei Dank, daß Sie gekommen sind. Sie wollten mich ermorden. Bitte, passen Sie um Gottes willen auf. Die beiden sind Gangster. Ich weiß nicht, was sie wollen. Sie haben auf mich geschossen, als ich fliehen wollte.« Wir kamen zum Wagen. Es war ein dunkelgrauer Thunderbird mit cremefarbenem Verdeck. Ein herrlicher Wagen. Ich machte eine Bemerkung in diesem Sinne. Er erklärte kurz, er habe das Auto gemietet. »Gehen Sie auf die andere Seite. Tun Sie so, als bewunderten Sie den Wagen«, sagte er. Dann bückte er sich, öffnete die niedrige Tür und kramte im Inneren herum. »Sind beide bewaffnet?« fragte er. »Ja.«
    »Wie viele Revolver hat jeder von Ihnen?« »Keine Ahnung. Der Kahlköpfige ist ein Scharfschütze. Wie der andere schießt, weiß ich nicht.«
    Er zog einen kleinen schwarzen Koffer heraus, legte ihn auf den Boden und schlug den Deckel auf. Er zog irgend etwas unter den Kleidern hervor und ließ es in einer Brusttasche verschwinden. Dann machte er sich an

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