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Der Spion der mich liebte

Titel: Der Spion der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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seiner Wahl verfrachtet. Dort wird er von der örtlichen Polizei empfangen - es geht natürlich alles ganz unauffällig zu -, in einer Gemeinde eingebürgert, kurz, man behandelt ihn wie einen gewöhnlichen Einwanderer. Meistens geht alles reibungslos. Am Anfang leiden die Leute natürlich unter Heimweh und können sich nur schwer einleben, doch immer wird jemand zur Stelle sein, um ihnen beizustehen und zu helfen.«
    James Bond steckte sich eine neue Zigarette an. »Ich erzähle Ihnen hier nichts, was die Russen nicht schon wissen. Geheim sind nur die Adressen der betreffenden Leute. Unter ihnen ist ein Mann, den ich Boris nennen will. Er hat sich in Kanada, in Toronto, niedergelassen. Er war ein großer Fisch, einer der besten Marineingenieure in Kronstadt, der bei der Entwicklung russischer Atom-U-Boote mitgewirkt hat. Es gelang ihm, nach Finnland zu fliehen und von dort aus nach Stockholm. Wir nahmen ihn unter unsere Fittiche und flogen ihn nach England. Häufig verlieren die Russen kein Wort über ihre Überläufer - sie fluchen und lassen sie laufen. Wenn es sich um wichtige Leute handelt, transportieren sie deren Familien nach Sibirien, um andere vom Verrat abzuschrecken. Doch Boris war ihnen zu wichtig. Sie gaben an alle ihre Geheimdienststationen die Meldung durch, ihn zu beseitigen. Zufällig hörte eine Organisation namens SPECTRE die Meldung ab.«
    James Bond warf einen forschenden Blick auf die beiden Männer am anderen Ende des Raumes. Sie hatten sich nicht gerührt. Schweigend saßen sie da, beobachteten uns und warteten. Worauf? James Bond wandte sich mir wieder zu. »Ich langweile Sie hoffentlich nicht?«
    »Nein, keineswegs. Es ist aufregend. Ich glaube, ich habe irgendwann einmal über diese Organisation gelesen. In den Zeitungen vielleicht.«
    »Das ist möglich. Vor knapp einem Jahr kaperte sie einen Atombomber. Die Aktion hieß >Unternehmen Feuerball<. Erinnern Sie sich vielleicht daran?« Seine Augen schienen in die Ferne zu starren. »Es spielte sich auf den Bahamas ab.« »Natürlich entsinne ich mich. Es stand ja alles in der Zeitung. Unglaublich. Klang wie ein Abenteuerroman. - Hatten Sie damit zu tun?«
    James Bond lächelte. »Nur ein bißchen. - Der springende Punkt jedoch ist, daß es uns nicht gelang, die Organisation zu sprengen. Der Kopf der Bande ist uns entwischt. Es handelt sich um einen privaten Sabotage- und Spionagering. Nun, die Gruppe arbeitet wieder und hat, wie schon gesagt, gehört, daß die Russen Boris' Beseitigung wünschen. Irgendwie entdeckten sie seinen Unterschlupf. Diese Leute sind sehr gut informiert. Sie wandten sich also an die russische Geheimdienstzentrale in Paris und erklärten, sie würden Boris für hunderttausend Pfund unschädlich machen. Moskau muß wohl auf den Vorschlag eingegangen sein, denn die Folge war, daß sich die Zentrale in Ottawa mit uns in Verbindung setzte, die berühmten Mounties. Wir arbeiten in solchen Dingen ziemlich eng mit einer ihrer Sonderabteilungen zusammen, und man meldete uns, daß sich in Toronto ein ehemaliges Mitglied der Gestapo aufhielt, ein gewisser Horst Uhlmann, der mit einheimischen Gangsterbanden Verbindung aufgenommen habe. Man erkundigte sich, ob wir etwas über diesen Mann wüßten. Soweit man bei der kanadischen Polizei informiert war, lag ihm daran, irgendeinen Ausländer beseitigen zu lassen. Er war bereit, fünfzigtausend Dollar dafür zu bezahlen. Nun, wir zählten zwei und zwei zusammen, und ein heller Junge in unserer Abteilung kam auf den Gedanken, daß es sich um das von den Russen gewünschte Attentat auf Boris handeln könnte. Deshalb schickte man mich los, um der Sache auf den Grund zu gehen.« Er lächelte mir zu. »Vielleicht würden Sie lieber fernsehen?«
    »Nein, nein. Bitte, erzählen Sie weiter.«
    »Nun, Sie wissen sicher, daß in Toronto in letzter Zeit allerhand los war. Nun ist Toronto sowieso nicht gerade die friedlichste Stadt. Doch jetzt ist sie ein besonders heißes Pflaster. Bandenkriege sind ausgebrochen, die immer mehr um sich greifen. Die Polizei hat sogar von Scotland Yard zwei Beamte zur Unterstützung angefordert. Einer dieser beiden Beamten brachte es fertig, einen jungen Kanadier unter die Mechanics zu schmuggeln, die abgefeimteste Verbrecherbande in Toronto, deren Verbindungen bis nach Chikago und Detroit reichen. Und dieser junge Mann bekam Wind von Uhlmann und seinem Auftrag. Nun, meine kanadischen Kollegen und ich machten uns an die Arbeit und stellten fest, daß das Opfer

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