Der Spion der mich liebte
zurasen, der auf dem Rasen stand. Einen Augenblick wurde James von den Scheinwerfern erfaßt, wie er hochaufgerichtet dort stand, mit schweißglänzendem Oberkörper. Ich glaubte schon, der Wagen würde ihn überrollen, und rannte verzweifelt auf ihn zu, doch das Fahrzeug schleuderte in eine andere Richtung und jagte mit heulendem Motor direkt auf den See zu. Ich blieb stehen und sah wie gebannt zu. Der Rasen erstreckte sich dort bis zu einem kleinen Plateau über dem See. Tische und Bänke standen dort auf dem kiesbestreuten Platz. Das Auto raste direkt darauf zu. Selbst wenn es eine Bank oder einen Tisch anfuhr, würde es nicht mehr zum Stehen kommen, sondern unweigerlich im See landen. Doch es streifte die Bänke nicht einmal. Starr vor Entsetzen preßte ich die Hände an den Mund, als der Wagen über den Rand des Plateaus stürzte und flach ins Wasser schlug, das hoch aufspritzte. Dann sank er ganz langsam mit dem Kühler voraus unter die Oberfläche, bis nichts mehr zu sehen war als der Kofferraum, ein Stück vom Dach und das Rückfenster. James Bond stand noch immer unbeweglich da und starrte auf den See, als ich neben ihn trat und ihn mit den Armen umschlang. »Bist du unverletzt? Ist dir nichts passiert?« Langsam wandte er sich mir zu, legte seinen Arm um meine Taille und drückte mich an sich. »Nein«, erwiderte er zerstreut. »Mir ist nichts passiert.« Sein Blick richtete sich wieder auf den See. »Ich muß den Fahrer getroffen haben, den Mageren. Tödlich wahrscheinlich. Sein Körper muß aufs Gaspedal gefallen sein.« Er schien aus seiner Benommenheit zu erwachen. Er lächelte mir zu. »Nun, damit wären wir die beiden los. Tot und begraben in einem Arbeitsgang. Ich weine ihnen keine Träne nach. Die beiden waren wirklich hartgesottene Berufsverbrecher.«
Wir drehten dem See den Rücken zu und schritten langsam über das Gras. Das Feuer war ganz in sich zusammengesunken, der Wald und die Straße lagen wieder im Dunkeln. Halb vier, stellte ich fest, als ich auf die Uhr blickte. Plötzlich fühlte ich mich völlig ausgelaugt.
Als könnte er meine Gedanken lesen, sagte James: »Jetzt wirkt nicht mal mehr das Benzedrin. Wir könnten jetzt alle beide Schlaf gebrauchen, meinst du nicht auch? Ein paar Zimmer sind noch in recht passablem Zustand. Wie wäre es mit Nummer 2 und 3? Sind sie akzeptabel?« Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. »Mir ist es gleichgültig, was du denkst, James«, erklärte ich trotzig, »aber heute nacht wirst du mich nicht los. Du kannst 2 oder 3 nehmen. Ich schlafe auf dem Boden.«
Er lachte, zog mich an sich und drückte mich. »Wenn du auf dem Boden schläfst, dann schlafe ich auch auf dem Boden, Aber ich halte das eigentlich für eine überflüssige Schonung des bequemen Doppelbetts. Sagen wir, Nummer 3.« Er blieb stehen und sah mich an. »Oder ist dir Nummer 2 lieber?« fragte er betont ritterlich. »Nein. Nummer 3 wäre herrlich.«
14
Zimmer Nummer 3 war ungelüftet und muffig. Während James Bond unser Gepäck unter den Bäumen aufsammelte, öffnete ich die Fenster und zog die Decke von dem Doppelbett. Ich hätte befangen und verlegen sein sollen, doch ich war es nicht. Mir machte es einfach Freude, im Mondlicht die fürsorgliche Hausfrau zu spielen. Dann probierte ich die Dusche aus und stellte fest, daß der Wasserdruck wunderbarerweise nicht gesunken war, obwohl weiter unten die Rohre teilweise geschmolzen sein mußten. Aber die Zimmer hier lagen näher an der Hauptleitung. Ich zog meine Kleider aus, legte sie säuberlich zusammen und trat unter die Dusche. Ich riß eine frische Packung Camay-Seife auf und begann behutsam, meinen schmerzenden Körper einzuseifen. Im Rauschen des Wassers hörte ich ihn nicht ins Badezimmer treten. Doch plötzlich rieben noch zwei Hände über meinen Körper, ein nackter Körper berührte den meinen, und ich roch den Schweiß und das Pulver. Ich drehte mich um und lachte hinauf in sein schmutzverschmiertes Gesicht, und dann lag ich in seinen Armen, und unsere Lippen trafen sich in einem Kuß, der nicht enden wollte, während das Wasser auf uns niederströmte und uns zwang, die Augen zu schließen. Als mein Atem beinahe erschöpft war, zog er mich unter der Dusche hervor, und wir küßten uns von neuem, während seine Hände über meinen Körper streiften und Wellen des Begehrens über mir zusammenschlugen.
»Bitte, James«, wehrte ich ihn ab. »Bitte, nicht. Sonst falle ich um. Und bitte, sei sanft, du tust mir weh.« Im
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