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Der Spion der mich liebte

Titel: Der Spion der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Schachtel und schwang mich wieder über das Fensterbrett. Meine Augen tränten vom Rauch.
    Ich wischte die Wunde so sauber wie möglich aus, holte dann Wundsalbe und ein breites Pflaster aus der Schachtel. Der Schnitt war nicht tief, doch ein Bluterguß war nicht zu vermeiden.
    »Tut mir leid, Viv«, sagte James. »Die Runde habe ich ziemlich verpfuscht.«
    »Warum hast du sie nicht einfach erschossen?« fragte ich. »Solange sie die Fernsehapparate trugen, waren sie völlig wehrlos.«
    »Ich bin nie imstande gewesen, jemanden kaltblütig zu töten«, erwiderte er kurz. »Aber ich hätte wenigstens so gut treffen müssen, daß der Dünne nicht mehr laufen konnte. Offenbar habe ich ihn nur gestreift. Jetzt mischt er weiter mit.« »Ja, und du kannst von Glück reden, daß es dich nicht erwischt hat«, erklärte ich streng. »Warum hat dich Sluggsy nicht getötet?«
    »Das weiß ich auch nicht. Es hat den Anschein, als hätten sie drüben in Nr. 1 eine Art Hauptquartier aufgeschlagen. Vielleicht ließ er seine Waffen dort, während sie im Hauptgebäude Feuer legten. War ihm vielleicht nicht sympathisch, Munition mit sich herumzuschleppen. Nun, auf jeden Fall ist jetzt der Krieg erklärt, und leicht wird es nicht für uns. Vor allem kommt es darauf an, ihren Wagen im Auge zu behalten. Sie werden sich sicher so schnell wie möglich aus dem Staub machen. Aber vorher wollen sie uns noch umlegen. Sie sitzen ganz schön in der Patsche und werden mit dem Mut der Verzweiflung kämpfen.«
    Ich drückte das Pflaster auf die Wunde. James Bond hatte das Zimmer Nr. 1 beobachtet. »Es ist besser, wenn wir uns verkriechen«, meinte er jetzt. »Womöglich haben sie da drinnen schwere Waffen, und Horrors Fuß werden sie inzwischen auch verbunden haben.« Er stand auf. Plötzlich packte er mich am Arm. »Schnell«, rief er. Gleichzeitig hörte ich drüben auf der rechten Seite Glas klirren. Darauf folgte ein lautes Geknatter. Offenbar eine Salve aus einer Maschinenpistole. Hinter uns schlugen die Kugeln in die Seitenwand des Hauptgebäudes ein. James Bond lächelte. »Ich muß dich schon wieder um Nachsicht bitten, Viv. Heute abend scheint mich mein Reaktionsvermögen wirklich im Stich zu lassen. Aber ich verspreche, mich zu bessern.« Er hielt einen Moment inne. »Laß uns mal einen Augenblick nachdenken.«
    Der Augenblick dehnte sich in die Länge. Die Hitze, die aus dem Hauptgebäude drang, machte mir zu schaffen. Jetzt standen nur noch die Nordwand und das kleine Stück bis zum Haupteingang, hinter dem wir Schutz gesucht hatten. Das übrige war ein Flammenmeer. Doch der Wind trieb die Flammen noch immer nach Süden, und ich hoffte, daß die Nordwand noch eine Weile standhalten würde. Der größte Teil des Gästegebäudes war schon ausgebrannt, das Lodern der Flammen und das Sprühen der Funken ließ bereits nach. Es kam mir in den Sinn, daß der Feuerschein kilometerweit sichtbar sein mußte, vielleicht sogar bis nach Lake George. Dennoch war uns niemand zu Hilfe gekommen. Die Feuerwehren und die Polizei hatten wahrscheinlich mit den durch das Gewitter verursachten Schäden alle Hände voll zu tun, und rechneten damit, daß bei der gegenwärtigen
    Feuchtigkeit selbst ein Großbrand nicht auf die Wälder übergreifen konnte.
    »Paß auf«, sagte James Bond. »Du wirst dich im Schutz dieser Mauer über die Straße schleichen und dann so weit zurückkriechen, bis du in der Höhe ihres Wagens bist. Paß aber auf, daß du nicht gesehen wirst. Verhalte dich ganz ruhig, und auch wenn einer oder alle beide zum Wagen kommen, schießt du nicht eher, als ich es dir sage. In Ordnung?«
    »Und wo bleibst du?«
    »Ich werde hier bleiben und warten, bis sie zu mir kommen. Sie sind es ja, die hinter uns her sind, um sich aus dem Staub machen zu können. Die Zeit arbeitet gegen sie.« Er blickte auf die Uhr. »Kurz vor drei. Wann wird es hier hell?« »In zwei Stunden etwa. Gegen fünf. Aber sie sind doch zu zweit, und du bist allein. Sie werden versuchen, dich in die Zange zu nehmen.«
    »Ja, aber einer von ihnen ist verwundet. Ein besserer Plan fällt mir jedenfalls im Moment nicht ein. Also, gehe jetzt über die Straße, ehe sie kommen. Ich werde ihre Aufmerksamkeit ablenken.«
    Er ging zur Ecke des Gebäudes, spähte vorsichtig hinüber zu Zimmer Nummer 1 und gab zwei rasche Schüsse ab. Glas splitterte, und dann folgte das Knattern der Maschinenpistole. Kugeln schlugen in die Mauer und pfiffen über die Straße in den Wald. James Bond hatte

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