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Der Spion der mich liebte

Titel: Der Spion der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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sich zurückgezogen. Er lächelte aufmunternd. »Jetzt!«
    Ich rannte nach rechts und über die Straße. Vom Fenster des Zimmers Nummer 1 konnte man mich jetzt nicht sehen, weil das Hauptgebäude die Sicht auf die Straße versperrte. Dann kroch ich unter die Bäume. Wieder schlugen mir die Zweige ins Gesicht und peitschten meinen Rücken, doch jetzt hatte ich feste Schuhe an, und das Material des Overalls war widerstandsfähig. Ich schlug mich ein Stück in den Wald hinein und wandte mich dann nach links. Als ich glaubte, weit genug gekommen zu sein, kroch ich wieder zum Rand der Straße zurück. Ich befand mich genau an der richtigen Stelle. Durch eine Baumreihe verborgen, konnte ich etwa zwanzig Meter von mir entfernt, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, den schwarzen Wagen erkennen und hatte einen guten Überblick über das Schlachtfeld.
    Der Mond hing noch immer zwischen den jagenden Wolken am Himmel - bald beleuchtete sein bleicher Schein die Umgebung, bald verschwand er, so daß allein die flackernden Flammen die Dunkelheit erhellten. Jetzt trat der Mond ganz hinter den Wolken hervor und enthüllte mir etwas, bei dessen Anblick ich beinahe aufgeschrien hätte. Der Magere robbte auf dem Bauch über das Gras auf die Nordseite des Hauptgebäudes zu, und das Mondlicht spiegelte sich im Metall des Revolvers in seiner Hand.
    James Bond befand sich noch da, wo ich ihn verlassen hatte. Um ihn zu verleiten, auch dort zu bleiben, gab Sluggsy in kurzen Abstanden Schüsse ab, die an die Wandecke prallten, auf die der magere Mann zukroch. Vielleicht erriet James Bond die Bedeutung dieses Dauerfeuers. Er ahnte wahrscheinlich, daß man ihn an dieser Stelle festhalten wollte, denn jetzt bewegte er sich nach links, auf den brennenden Teil des Gebäudes zu. Und jetzt rannte er, tiefgebückt, über das versengte Gras, durch dicke Rauchwolken und einen Regen von Funken zu den verkohlten, teilweise noch glühenden Trümmern des Gästegebäudes hinüber. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf ihn, wie er etwa in Höhe von Zimmer Nummer 15 in einem der Wagenabstellplätze verschwand. Ich beobachtete den Mageren. Er war schon fast an der Ecke. Jetzt hatte er sie erreicht. Die Schüsse verstummten. Mit der linken Hand schob er vorsichtig die Waffe um die Ecke und verfeuerte das ganze Magazin. Die Schüsse pfiffen an der Fassade entlang, wo James und ich vorhin noch gestanden hatten.
    Als das Feuer unerwidert blieb, streckte er den Kopf um die Ecke und zog ihn so rasch wieder zurück wie eine Schlange. Dann stand er auf und wedelte mit der Hand, um anzudeuten, daß wir verschwunden seien.
    Und jetzt krachten zwei Schüsse rasch aufeinander aus der Richtung von Zimmer Nummer 1. Ein markerschütternder
    Schrei folgte ihnen. Mir blieb fast das Herz stehen. Sluggsy stolperte rückwärts auf den Rasen, schoß mit der Rechten von der Hüfte aus, während sein linker Arm schlaff an der Seite herunterbaumelte. Er taumelte immer weiter nach rückwärts, schreiend vor Schmerz. Doch noch immer knatterte seine Maschinenpistole. Ich sah eine schattenhafte Bewegung in einem der Wagenabstellplätze und hörte den dröhnenden Schuß aus der Pistole. Doch Sluggsy veränderte plötzlich die Richtung, und James Bonds Waffe schwieg. Dann folgte eine neue Salve von einer anderen Stelle aus. Eine der Kugeln mußte die Maschinenpistole getroffen haben, denn Sluggsy ließ sie plötzlich fallen und raste auf die schwarze Limousine zu, hinter der der Magere kauerte und seinem Genossen mit seinem Revolver Feuerschutz gab. James Bonds Schuß mußte die Abzugsvorrichtung der Maschinenpistole getroffen haben, denn sie knatterte weiter und drehte sich wie ein kugelspeiendes Feuerwerksrad im Kreise.
    Und dann saß der magere Mann hinter dem Steuer, und ich hörte den Motor anspringen. Eine Rauchfahne zischte aus dem Auspuff. Der Mann stieß die Seitentür auf, Sluggsy sprang in den Wagen, und während der Wagen vorwärtsschoß, fiel krachend die Tür zu.
    Ich wartete nicht auf James. Ich rannte auf die Straße hinaus und ballerte hinter dem Wagen her. Ich hörte einige meiner Kugeln in das Metall schlagen. Dann war das Magazin leer, und ich stand da und fluchte vor mich hin aus Wut, die beiden könnten entkommen. Doch dann spuckte James' Waffe Feuer, das mit Schüssen aus den Wagenfenstern beantwortet wurde. Plötzlich schien der Fahrer wahnsinnig geworden zu sein. Der Wagen schlingerte, fuhr einen großen Bogen. Es sah aus, als wollte er direkt auf James

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